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Die Raupen der Gespinstmotten spinnen Sträucher ganz ein. In Potsdams Schlösserparks ist das seit 2020 vermehrt zu beobachten - aber ungefährlich für Mensch und Pflanze.

© Paul Zinken/dpa

Miniermotte, Prozessionsspinner, Borkenkäfer & Co.: Wie Potsdam gegen Schädlinge kämpft

Eichenprozessionsspinner machen Potsdams Bäumen kaum noch zu schaffen. Dafür ist ein alter Bekannter zurück. Ein Überblick zur Lage in Gärten und Parks.

Potsdam - Vor acht Jahren wurde der Eichenprozessionsspinner im Park Sanssouci noch mit Insektengift vom Hubschrauber aus bekämpft – mittlerweile sind die Mottenraupen, deren Haare beim Menschen allergische Reaktionen hervorrufen können, kaum noch ein Problem. Die Zahlen seien seit Jahren rückläufig. In diesem Jahr habe es nur wenige vereinzelte Meldungen zu Eichenprozessionsspinnern an Stadtbäumen gegeben – zumeist an Alt-Eichen im Stadtteil Waldstadt, sagte Stadtsprecherin Christine Homann auf PNN-Anfrage. Auch bei der Schlösserstiftung ist nur noch ein geringer Befall mit den Mottenraupen zu verzeichnen, wie Stiftungssprecher Frank Kallensee sagt.

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind in Potsdam kaum noch auffällig.
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind in Potsdam kaum noch auffällig.

© Patrick Pleul/dpa

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Buchsbaumzünsler führt zum Totalverlust

Dafür ist nach wie vor der Buchsbaumzünsler ein Problem. Die Raupen des aus dem asiatischen Raum eingewanderten Kleinschmetterlings sind vor vier Jahren erstmals in den Schlösserparks beobachtet worden. Sie fressen Rinde, Blätter und Ästchen der Buchsbäume und des Heckenbuchs, bis die Pflanzen sterben – und sind damit vielerorts in den Welterbeparks schon erfolgreich. Die Gärtner nutzen bei der Bekämpfung Neem, ein pflanzliches Öl aus den Samen der Steinfrüchte des indischen Niembaumes, wie Kallensee erklärt. Allerdings mussten an vielen Stellen die historischen Pflanzen bereits entfernt werden – im Neuen Garten etwa sind die Buchsbestände schon großenteils verschwunden. Als Ersatz wurden andere Straucharten gepflanzt.

Die Raupe des Buchsbaumzünslers hat große Teile der Buchsbaumbestände in den Welterbeparks vernichtet.
Die Raupe des Buchsbaumzünslers hat große Teile der Buchsbaumbestände in den Welterbeparks vernichtet.

© Patrick Seeger/dpa

Zunehmend sichtbar ist auch die Gespinstmotte, die ganze Sträucher wie den Pfaffenhut einspinnt. Das sieht zwar besorgniserregend aus, ist „jedoch ungefährlich für Mensch und Pflanze“, sagt Stiftungssprecher Kallensee. Seit dem vergangenen Jahr gebe es zunehmend Hinweise auf Gespinstmottennester von irritierten Parkbesuchern – die gelblichen Raupen des Nachtfalters sind unter anderem im Marlygarten im Park Sanssouci und im Park Babelsberg aktiv. Die Gärtner schneiden große Nester mittlerweile aus den Gehölzen heraus, sagt der Stiftungssprecher.

In den Schlösserparks werden vermehrt Borkenkäfer beobachtet - sie greifen junge wie alte Bäume an und schwächen oder zerstören sie.
In den Schlösserparks werden vermehrt Borkenkäfer beobachtet - sie greifen junge wie alte Bäume an und schwächen oder zerstören sie.

© Matthias Hiekel/dpa

Mehr Sorgen bereitet den Stiftungsgärtnern ein alter Bekannter: Der Borkenkäfer, der sich ins Holz frisst und dort Gänge bohrt. Er trete neuerdings „deutlich häufiger auf“. Das könnte auch damit zu tun haben, dass die Bäume durch die trockenen Sommer ohnehin schon geschwächt sind, sagt Stiftungssprecher Kallensee: „Das macht sie anfälliger für Schädlinge.“ Die Borkenkäfer schädigten oder zerstörten sowohl alte als auch junge Bäume. Als Gegenmaßnahme kontrollieren die Gärtner die Alt-Bäume mittlerweile stärker und entlasten diese bei Befall in der Krone. Teilweise mussten auch hier Bäume neu gepflanzt werden.

Das größte Problem stellt der Klimawandel unter anderem mit langen Trockenperioden dar. Jungbäume erlitten – trotz ausreichender Bewässerung – „vermehrt hitze- und strahlungsbedingte Schäden an Rinde und Blatt“, sagt Kallensee. Und gegen solche Hitzeschäden „sind leider kaum Maßnahmen möglich“.

Städtischen Grünflächen weniger betroffen 

Die Schadinsekten-Lage in den städtischen Grünanlagen ist weniger dramatisch. Die vereinzelten Eichenprozessionsspinner-Nester würden fachmännisch entfernt, wenn sie beispielsweise unweit von Haltestellen, Wohnbebauung oder Schulen und Kitas gefunden werden, erklärt Stadtsprecherin Homann. Einen Anspruch auf eine Entfernung gebe es nicht, betont sie. Die Nester würden dann zunächst mit einer Emulsion benetzt, so dass die Nesselhaare gebunden werden. Danach werden die Nester abgesaugt.

Der Buchsbaumzünsler macht der Stadt wenig Kummer – weil es kaum Buxus-Exemplare auf den öffentlichen Grünflächen gibt. Eine Ausnahme ist der Foerster-Garten, wo der Buchsbaum in der geschnittenen Form gestaltungsprägend „und somit gartendenkmalpflegerisch hoch wertvoll ist“. Das Gärtner-Team sei dort seit 2018 „sehr aufmerksam und aktiv“. Zur Bekämpfung kommen Hormonfallen, das Absammeln oder Absprühen in Betracht. Bisher konnten die Bestände im Foerster-Garten erfolgreich gehalten werden, so die Stadtsprecherin.

Kastanienminiermotte wurde erfolgreich eingegrenzt

Der vergleichsweise alte Buxus auf den städtischen Friedhöfen wiederum „scheint resistenter“ zu sein als Neuzüchtungen. Allerdings sei erkennbar, dass Grabstättennutzer wegen der Zünsler-Probleme auf alternative Gehölze wie die Eibe ausweichen.

Ein weiteres Schadinsekt ist jedoch gekommen, um zu bleiben: Die Miniermotte an Kastanien habe sich in Brandenburg mittlerweile etabliert, sagt Stadtsprecherin Homann. Die sei „wohl auch eine weitere Begleiterscheinung des Klimawandels“. Durch Maßnahmen wie die separate Entsorgung des Laubs im Herbst habe man das Aufkommen in den städtischen Kastanien jedoch erfolgreich eingrenzen können, so die Sprecherin.

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