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Millionenspenden von Max Klaar: Schmutziges Geld?

Sechs Millionen Euro. So viel hat die Stiftung Preußisches Kulturerbe um Max Klaar für den Wiederaufbau der Garnisonkirche gesammelt. Nun sollen aber die Kirchen in Potsdam das Geld bekommen. Doch darf man überhaupt Spenden von einem Rechtsnationalen annehmen?

Potsdam - Potsdams Kirchengemeinden werden von einer alten Debatte eingeholt: Dürfen sie zur Sanierung ihrer Gotteshäuser bis zu sechsstellige Spendensummen der Stiftung Preußisches Kulturerbe (SPKE) des rechtsnationalen Max Klaar annehmen?

Anlass ist ein zwei Reporter bei Kirchenvertretern nachgefragt, was sie von dem Mann mit seinen rechten und geschichtsrevisionistischen Positionen halten, der mit den einstmals für den Wiederaufbau der Garnisonkirche gedachten Spendengeldern nun andere Kirchen bedenkt. Was die Reporter zu hören bekamen, war auch für sie eine Überraschung, wie sie den PNN sagten.

Klaar lehnt Versöhnungskonzept ab

Es geht um mehr als sechs Millionen Euro. Weil Klaar die frühere Militärkirche zu einem Denkmal des christlichen Preußen machen wollte und das aktuelle Versöhnungskonzept für das Projekt ablehnt, stellt er das Geld nun anderen Gemeinden zur Verfügung, etwa 700.000 Euro für die Sanierung der Bornimer Dorfkirche.

Klaars Positionen sind seit Jahren umstritten. Unter anderem leugnet er die Alleinschuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg. „Beide Weltkriege wurden von Großbritannien und seinen Verbündeten als zweiter 30-jähriger Krieg geführt, um Deutschland als Wirtschaftsmacht auszuschalten“, schrieb er 2011 als Vorsitzender des Verbandes Deutscher Soldaten. Oder: „Deutsche haben allen Grund, den 8. Mai 1945 als den Tag anzusehen, an dem die Ausschlachtung des völlig entrechteten Deutschlands begann! Das sollten wir jedem entgegnen, der uns mit der ,Befreiungs-Lüge’ kommen will.“ Solche Argumentationsmuster werden von Experten als Geschichtsrevisionismus angesehen (siehe Interview).

Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen

Die Frage liegt auf der Hand: Was sagen Kirchenvertreter zu Klaars Haltung? Ist es in Ordnung, Geld von einem Geschichtsrevisionisten anzunehmen, das für den Wiederaufbau einer Soldatenkirche gesammelt wurde? Im Jahr der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus fielen die Antworten nicht so klar aus, wie die rbb-Reporter das erwartet hatten. So wurde Klaus-Günter Müller, Pfarrer der katholischen Peter-und-Paul-Kirche, zu Klaars Aussagen zur deutschen Kriegsschuld wie folgt zitiert: „Der Friede von Versailles, der war so ungerecht, dass die Leute mit Recht gesagt haben, das ist Unrecht. Und wenn man einen ungerechten Frieden macht, dass das nach Revanche schreit, ist doch klar.“ Bekanntlich hatten die Nazis stets gegen das „Versailler Diktat“ gehetzt.

Gegenüber den PNN ruderte Müller am Montag zurück: Die Aussage sei unter Zeitdruck entstanden und aus dem Zusammenhang gerissen. Er stehe für christliche Werte, habe etwa gegen einen Aufzug von Rechtsextremen die Glocken seiner Kirche läuten lassen – deren Sanierung übrigens auch Klaar bezahlt habe. Mehr als 116.000 Euro hat die Kirche am Bassinplatz bisher erhalten. „Das Geld hat uns sehr geholfen.“

Keine weitere Zusammenarbeit mit der Stiftung

Mit neuen Mitteln kann Müller nicht mehr rechnen. Das katholische Erzbistum Berlin teilte am Montag über seinen Sprecher Stefan Förner mit: „Eine künftige Zusammenarbeit mit bzw. Unterstützung durch die Stiftung Preußisches Kulturerbe ist ausgeschlossen.“ Förner weiter: „Das Erzbistum Berlin hegt keinen Zweifel an der Kriegsschuld Deutschlands.“

Ähnlich klar äußerte sich die evangelische Landeskirche für Berlin und Brandenburg: „Angesichts des offensichtlichen inhaltlichen Dissenses zwischen den Äußerungen von Max Klaar und den Positionen der Evangelischen Kirche, rät die Landeskirche den Kirchengemeinden davon ab, weiter Mittel bei der Stiftung Preußisches Kulturerbe zu beantragen.“

Für die Landeskirche hatte der rbb in seinem Beitrag Heilgard Asmus zitiert, Generalsuperintendentin des Potsdamer Kirchensprengels und langjährige Vorsitzende des landesweiten Aktionsbündnisses gegen Rechtsextremismus. In dem Beitrag sagte sie: „Ich vermute, es ist zu einfach zu sagen, am 1. September ’39 hat der Zweite Weltkrieg durch Deutschland begonnen und Deutschland war ganz allein Schuld und alle anderen wollten gar keinen Krieg, die Großmächte.“ Tags darauf stellte Asmus klar: „Für mich steht außer Zweifel, dass Deutschland die alleinige Schuld an dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges trägt.“ Sie bedaure die Verkürzung ihrer Aussagen. Gefragt, ob man das Klaar-Geld annehmen solle, sagte sie dem rbb lediglich: „Das ist die Frage, nicht?“ Gegenüber den PNN wollte sie sich zu ihrer Position nicht weiter äußern.

Mit der Spende im Reinen

Der Vorsitzende des Bornimer Kirchbauvereins, Oswald Schönherr, verteidigte den Deal mit Klaars Stiftung. Dieser habe „nicht allein aus der Hosentasche entschieden, was damit gemacht wird“, sagte Schönherr den PNN. „Wir waren in einer großen Notlage, wir haben ohne Bedingungen diese Spende bekommen“, fügte er hinzu. Damit habe der Kirchbauverein aber nicht honoriert, dass ein Mitglied der Stiftung solche Meinungen habe. „Das trennt uns voneinander“, sagte er. Aber: „Pecunia non olet – Geld stinkt nicht“, betonte Schönherr. Man müsse schon fragen, wo es denn überhaupt noch sauberes Geld gebe. Selbst in der DDR habe sich die Kirche nicht geweigert, von den Genossen einen Obolus anzunehmen, etwa nach Spendensammlungen auf der Straße. Grundsätzlich sei der Verein mit der Spende der Klaar-Stiftung „im Reinen“. Schönherr schloss aber nicht aus, dass die Annahme der 700.000 Euro noch einmal innerhalb des Vereins diskutiert wird. Wenn Klaar und die Stiftung aber weitere Gelder spenden wollten, habe er persönlich nichts dagegen. „Wenn er noch mal drei Millionen Euro geben will, soll er es tun“, so Schönherr.

Ähnlich sieht es Potsdams Superintendent Joachim Zehner. Er distanziere sich klar von Klaars Aussagen, so Zehner. Jedoch handele es sich bei dem Geld um Spenden der Stiftung, nicht von Klaar selbst. Die Stiftung sei mehr als nur der Privatmann Klaar, so Zehner. Entscheidend sei der Stiftungszweck. Ohnehin könne jede Gemeinde autonom entscheiden, ob sie Geld annehme. Insofern sei auch ein Beschluss des Kreiskirchenrats nicht bindend für die Gemeinden. Vor mehr als fünf Jahren hatte das Kirchengremium bereits mehrheitlich beschlossen, zu Klaars Stiftung keine Beziehungen zu pflegen. Seitdem hat etwa die Nikolaikirche rund eine Million Euro zugesagt bekommen.

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