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Landeshauptstadt: Millionenrisiko Biosphäre

Stadt: Finanzpolster in Höhe von 3,6 Millionen Euro für strittige Baukosten

Die defizitäre Biosphäre ist für die Stadt seit Jahren ein Millionenrisiko – auch wegen bisher öffentlich nicht bekannter juristischer Auseinandersetzungen um die Tropenhalle. Am Mittwoch bestätigte Stadtsprecher Stefan Schulz den PNN, dass die Stadt schon in den Vorjahren „vorsorglich“ Rückstellungen in Höhe von 3,6 Millionen Euro gebildet habe – für strittige Baukosten. Die3,6 Millionen Euro habe die Stadt bisher einbehalten, da die Auseinandersetzungen vor Gerichten noch andauern würden, so Schulz.

Zuletzt hatte Finanzdezernent Burkhard Exner (SPD) vor Journalisten gesagt, Potsdam werde „wohl nicht zum Nulltarif“ aus den Prozessen um den Bau kommen. Bereits 2009 musste die Stadt nach einem Rechtsstreit zu Architektenhonoraren 950 000 Euro extra für die Tropenhalle zahlen. Weitere Finanzpolster in Höhe von 550 000 Euro habe die Stadt für die „Rückerstattung“ von Baukosten an das Treuhandvermögen des Entwicklungsträgers Bornstedter Feld angelegt, sagte Schulz. Insgesamt habe die Stadt damit allein für die Biosphäre Rücklagen von 4,15 Millionen Euro gebildet. Für Verwirrung um die Biosphäre-Kosten hatte eine am Dienstag von der Kämmerei veröffentlichte Änderungsliste für den aktuellen Haushalt gesorgt. Aus dieser Tabelle über Dutzende Haushaltsposten ging hervor, dass die Stadt die für dieses Jahr geplanten Kosten für die Biosphäre um rund 25 Prozent nach oben korrigiert. So waren im vor zwei Monaten vorgelegten Haushaltsentwurf für die Tropenhalle 4,15 Millionen Euro vorgesehen – nun sind es 5,25 Millionen Euro. Zu den 1,1 Millionen Mehrkosten wird in der Änderungsliste kryptisch vermerkt: „Drohverlust Biosphäre“.

Die erwarteten Mehrkosten erklärte Stadtsprecher Schulz am Dienstag damit, dass die Stadt bisher davon ausgegangen sei, noch dieses Jahr einen neuen Betreiber für die Halle zu finden. Nun seien die Kosten für den Betrieb durch ein städtisches Unternehmen auch tatsächlich in den Haushalt eingestellt worden – es handele sich also nicht um eine zusätzliche Belastung im eigentlichen Sinne. Allerdings: In den beiden vergangenen Jahren hatte der Zuschussbedarf für die Tropenhalle bei 1,7 Millionen Euro gelegen, in den Jahren vorher sogar bei mehr als zwei Millionen Euro. Nicht klären konnte Schulz, warum der Betrieb in diesem Jahr mit im Vergleich niedrigen Kosten angesetzt sei. Die Geschäftsführung der Tropenhalle, die von einer Tochter der Pro Potsdam betrieben wird, wollte die von der Stadt veröffentlichen Zahlen nicht kommentieren.

Zuletzt hatte die Stadt die Frist bei der Ausschreibung zur Privatisierung der Tropenhalle bis Mitte des Jahres verlängert. Begründet wurde dies mit „vorhandenen Baumängeln“ und Prüfungen von Umbaumaßnahmen für die neuen Betreiberkonzept – unter anderem will sich bekanntlich eine Krokodilfarm in der Halle ansiedeln.

Die Biosphäre war zur Bundesgartenschau 2001 für rund 29 Millionen Euro errichtet worden. Die Halle muss bis 2016 als „touristische Basiseinrichtung“ betrieben werden, sonst droht die Rückzahlung von 21,5 Millionen Euro Landesfördermitteln. 2007 reichte der erste private Hallen-Betreiber Insolvenz ein. Seither sucht die Stadt einen neuer Träger. HK

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