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Milliardenprojekt der Bundesregierung: Potsdam hofft weiter auf Prestigeprojekt

Leipzig buhlt, Potsdam hofft: Der Gründungsdirektor der Bundesinnovationsagentur SprinD soll bei einem Besuch von der Ansiedlung hier überzeugt werden. Helfen soll dabei das MediaTech Hub

Von Peer Straube

Potsdam - Die Landeshauptstadt hofft weiter auf die Ansiedlung der prestigeträchtigen Bundesagentur für Sprunginnovationen, kurz SprinD. Der Gründungsdirektor der Agentur, Rafael Laguna de la Vera, habe die Einladung von Ministerpräsident Dietmar Woidke und Oberbürgermeister Mike Schubert (beide SPD) angenommen, bestätigte Potsdams Chefwirtschaftsförderer Stefan Frerichs am Mittwoch vor Journalisten. Derzeit versuche man, einen passenden Termin für den Potsdam-Besuch Laguna de la Veras zu finden. Nach PNN-Informationen ist die Visite am 26. August geplant.
SprinD ist ein Milliardenprojekt der Bundesregierung, das dafür sorgen soll, dass Deutschland bei sogenannten Sprunginnovationen – also Erfindungen, die einen Markt revolutionieren können – zur Weltspitze aufschließt. Die Agentur soll in einem Zeitraum von zehn Jahren insgesamt eine Milliarde Euro zur Förderung hochinnovativer Ideen aus Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft ausgeben und so dafür sorgen, dass daraus erfolgreiche Produkte, Dienstleistungen und Arbeitsplätze in Deutschland entstehen.

Auch Leipzig will Sitz von SprinD werden

Die Gründungskommission hatte wie berichtet eine Ansiedlung von SprinD in der Metropolregion Berlin empfohlen, allerdings muss der Gründungsdirektor die Standortwahl absegnen. Inzwischen bemüht sich allerdings auch Leipzig um die Ansiedlung – Laguna de la Veras Geburtsstadt. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Leipzigs Rathauschef Burkhard Jung (SPD) haben den Gründungsdirektor ebenfalls eingeladen. Der scheint alles andere als abgeneigt: „Mir ist das Herz aufgegangen, als ich die Einladung erhalten habe“, wird Laguna de la Vera in der „Leipziger Volkszeitung“ zitiert. Frerichs sieht Potsdam dennoch gut im Rennen. Die Argumente sprächen „ganz klar“ für die Landeshauptstadt, sagte er und führte als konkretes Beispiel die Kompetenz bei der digitalen Medientechnologie ins Feld. Bekanntlich ist Potsdam seit gut zwei Jahren einer von bundesweit zwölf sogenannten Digital Hub-Standorten. Der Fokus in Brandenburgs Landeshauptstadt liegt dabei auf dem Bereich der digitalen Medientechnologie. Als bundesweit einziger Digital Hub dieser Branche sollen von Potsdam aus Innovationen in den Bereichen Film, Fernsehen und Medientechnologie vorangetrieben werden. Gestern wurde eine erste Bilanz gezogen – und eine durchaus positive, wie Frerichs betonte.

MediaTech Hub verzeichnet Erfolge

Durch Leuchtturmprojekte wie das volumetrische Filmstudio „Volucap“, den Besuch vieler ausländischer Wirtschaftsdelegationen und Werbung auf internationalen Messen habe man Potsdam bereits sehr erfolgreich als Medien-IT-Standort bekann machen können, sagte Andrea Wickleder. Die 41-Jährige ist seit Oktober 2018 Managerin des MediaTech Hubs Potsdam, das unter anderem Start-ups der Branche durch Außenwerbung, durch Netzwerken und mit Know-how unterstützen soll. Eines dieser Unternehmen ist VisionYou, das seit anderthalb Jahren gemeinsam mit sechs anderen Start-ups Räume im sogenannten MediaTech Lab gemietet hat. In dem Bürogebäude in der Medienstadt können die Firmen zu vergünstigten Konditionen arbeiten und sich so darauf konzentrieren, ihre Firma am Markt zu etablieren und wettbewerbsfähig zu machen. Zwar habe es keine direkte Kundenvermittlung gegeben, sagte VisionYou-Geschäftsführerin Madeleine Wolf. Dennoch profitiere das Unternehmen enorm von der Außenwerbung durch das MediaTech Hub und den Kontakt mit anderen Gründern. VisionYou ist eine Agentur, die sich auf digitale Bildungsangebote spezialisiert hat. Sie bietet unter anderem digitale Lehrbücher, Online-Fortbildungen und Lernapps an.

Förderung läuft 2021 aus

Im August werde die nächste Runde gestartet, bei der neue Start-ups um Räume im MediaTech Lab bewerben können, sagte Wickleder. Denn der Aufenthalt dort ist begrenzt, um weiteren jungen Unternehmen die Chance auf eine Marktpositionierung geben zu können. Auch das Management des MediaTech Hub ist zeitlich begrenzt. Mitte 2021 läuft die dreijährige Förderung aus, die Bewerbung um neue Mittel sei erst danach möglich, sagte Frerichs. Die entstandene finanzielle Lücke hofft er mit städtischem und Landesgeld überbrücken zu können. „Andernfalls könnten wir wieder von vorne anfangen“, warnte der Wirtschaftsförderer.

Schließlich habe Potsdam als Digital Hub-Standort große Pläne. Mittelfristig wolle man die „Big Player“ nach Potsdam holen, kündigte Frerichs an. Große, bekannte Investoren sollen hier dann Technologien und Ressourcen nutzen, Produktionen beauftragen, Filme produzieren oder womöglich sogar ihren Firmensitz nach Potsdam verlegen. „Das“, sagte Frerichs, „freut dann auch Herrn Exner“. Der Kämmerer würde in diesem Fall nämlich üppige Gewerbesteuern kassieren.

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