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Milan Peschel im Gespräch mit Knut Elstermann.

© Manfred Thomas

Milan Peschel im Filmmuseum: Zwischen Lachen und Weinen

Schauspieler Milan Peschel stellte im Filmmuseum seinen Lieblingsfilm "Sein oder Nichtsein" von Ernst Lubitsch vor

Von Sarah Kugler

Potsdam - Gerhard Gundermann kann Milan Peschel nicht mehr spielen. Dafür sei er schon zu alt. Im aktuellen Filmprojekt von Potsdam-Regisseur Andreas Dresen, der sich mit dem Liedermacher beschäftigt, spielt er trotzdem mit. Volker heiße seine Figur, wie er am Donnerstagabend im Filmmuseum Potsdam verriet. Dort stellte Peschel im Rahmen der Reihe „Cinema privé“ einen seiner Lieblingsfilme „Sein oder Nichtsein“ von Ernst Lubitsch vor und sprach mit Kinoexperte Knut Elstermann über seine Arbeit. Die ist bei Peschel vielfältig: er spielt vor der Kamera, auf der Bühne und inszeniert auch selbst Stücke. Bei der ganzen Hektik ist es verständlich, dass auch mal Informationen  runterfallen. Zum Beispiel, wer dieser Volker in dem Gundermann-Film eigentlich ist. „So genau weiß ich das jetzt auch nicht, ich habe das Drehbuch erstmal nur überflogen“, sagt Peschel am Donnerstag und grinst dabei entschuldigend. Ein Freund von Gundermann sei das wohl, die Kostümprobe sei auch schon in Potsdam gewesen. Achso, und schöne Grüße von Andreas Dresen soll er dem Publikum ausrichten. Gerade nochmal gerettet also.

Mit jungenhaftem Charme

Die Zuschauer nehmen ihm sowieso nichts übel, weder seine Berliner Schnauze noch das zweite Bier, das Peschel während des Gesprächs mit Elstermann anfängt. Letztendlich gewinnt immer sein jungenhafter Charme, seine unverstellte Art sich darzustellen. Dabei habe er gar nicht immer auf die Bühne gewollt und zunächst als Bühnentechniker an der Volksbühne Berlin gearbeitet. Heute stehe er hingegen im Zentrum der Aufmerksamkeit. „Ich will schon gesehen werden“, sagt er. Außerdem bringe er die Menschen gerne zum Lachen - und auch zum Weinen.

Ein Vorbild in Sachen Humor

Vielleicht mit ein Grund, weshalb Lubitschs „Sein oder Nichtsein“ aus dem Jahr 1942 zu seinen Lieblingsfilmen zählt - und er den Stoff  2011 im Maxim Gorki Theater Berlin auf die Bühne gebracht hat. „Ich habe den Film mit Anfang 20 das erste Mal gesehen und war total fasziniert“, erzählt er. Bestimmt sechs Mal habe er ihn seitdem schon angeschaut und entdecke jedes Mal wieder etwas Neues. Genial sei diese Geschichte, die von einer Warschauer Schauspielertruppe erzählt, die in einer irrwitzigen Folge von Verkleidungen die deutschen NS-Besatzer überlisten wollen. „Es ist ein vorbildlicher Film, was Humor angeht“, sagt Peschel. Und er zeigt, was deutsche Filmkunst hätte sein können, wenn jüdische Filmemacher und deren Humor nicht verfolgt und teilweise vernichtet worden wären. „Es ist auch ein Film über unsere Geschichte“, findet der Schauspieler.

Bühnenangst hat er immer noch

Nur die Nazis, die dürfe man heute nicht mehr als überzeichnete Witzfiguren wie im Film darstellen, sondern müsse sie als die Gefahr inszenieren, die sie waren.Bühne sei schließlich nicht für den moderaten Ton da, sondern für Ausschläge. „Man muss die Zuschauer schon manchmal am Kragen packen und durchschütteln“, sagt Peschel. „Man muss sie aber auch sinnlich erreichen.“ Trotz all seiner Schauspielerfahrung sei gerade auf  oder auch hinter der Bühne die Angst immer noch groß. „Jedes Husten, jedes Räuspern aus dem Publikum bezieht man auf sich und seine Leistung“, erzählt er. Auch hier gibt es eine Verbindung zwischen Peschel und Lubitschs „Sein oder nicht sein“: Joseph Tura (Jack Benny), der Protagonist des Films ist ein exzentrischer Theaterschauspieler, der viel von sich hält, aber fast verrückt wird, als ein Zuschauer während seines Hamlet-Monologes seinen Sitz verlässt. „Das kann ich sehr gut verstehen“, sagt Peschel.

Asterix als Meilenstein?

Anders als Filmfigur Tura bildet er sich allerdings nicht viel auf seine Rollen ein. Von Meilensteinen in seiner Karriere will er schon gar nichts hören. Ob denn aber seine Rolle in Andreas Dresens „Halt auf freier Strecke“ nicht so einer sei, fragt Knut Elstermann am Donnerstag. „Das wird sich ja erst noch zeigen“, antwortet Peschel darauf und verweist auf andere Rollen „Ich habe auch mal Asterix synchronisiert, mal sehen, was am Ende bleibt.“ Letztendlich sei es viel wichtiger, dass er über sich selbst lachen könne. Überhaupt sei Humor wesentlich. In Dresens Filmen etwa gebe es immer etwas zu lachen – selbst in dem Krebsdrama „Halt auf freier Strecke“.

Peschel hat auch düstere Facetten

Bis Peschels und Dresens Humor im Gundermann-Film auf der Leinwand zu sehen ist, dauert es noch eine Weile. Dafür ist der Schauspieler zur Weihnachtszeit in der Märchen-Neuverfilmung von „Der Schweinehirt“ als Trödelladenbesitzer zu sehen. Dass er das Märchensujet beherrscht, zeigte Peschel zuletzt in der neuen Version von „Das Kalte Herz“, in dem er ein herausragendes düsteres Glasmännchen mimte. Noch viel düsterer wird er in „Der Hauptmann“ von Robert Schwentke, der im März nächsten Jahres in die deutschen Kinos kommt. Der Film sei eine blutige Version von Carl Zuckmayers „Der Hauptmann von Köpenick“ und erzählt von furchtbaren Gräueltaten deutscher Soldaten kurz vor dem Ende des zweiten Weltkrieges. Es muss also auch bei Peschel nicht immer komisch sein.

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