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In Potsdam werden durchschnittlich 6,84 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter fällig.

© Sebastian Gabsch PNN

Mieten nur moderat gestiegen: Lob für Potsdamer Wohnungspolitik

Die Mieten sind in Potsdam im Jahr 2017 gestiegen, aber nur moderat. Dafür gab es jetzt ein großes Lob. Wer jedoch in Brandenburg preiswerter zur Miete wohnen will, der muss aufs Land ziehen.

Potsdam - Ein Blick über den Tellerrand kann bisweilen erkenntnisreich sein. Entweder ärgert man sich dann oder man freut sich. So ähnlich verhält es sich auch mit dem Marktmonitor des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU).

Der am Mittwoch vorgestellte Report lässt den Potsdamer Wohnungsmarkt im Vergleich zu Berlin nämlich gut aussehen. Dementsprechend fällt auch das Zeugnis von BBU-Vorstand Maren Kern aus: „Potsdam ist auf einem guten Weg.“ Der frühere Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und die Verwaltung hätten die Voraussetzungen geschaffen, damit Unternehmen und Genossenschaften in Potsdam neue Wohnungen bauen, so Kern. Diese Klarheit in den politischen Zielstellungen würde sie sich auch in Berlin wünschen. Wie berichtet werden in Potsdam bezogen auf die Einwohnerzahl seit Jahren drei- bis viermal so viele neue Wohnungen gebaut wie in Berlin.

Der BBU ist mit rund 350 Mitgliedsunternehmen der größte Verband der Wohnungswirtschaft in der Region. Er vertritt vor allem kommunale und genossenschaftliche Unternehmen, allerdings gehören auch private Branchenriesen wie die Deutsche Wohnen und Vonovia zum Verband. Die rund 400.000 Wohnungen der BBU-Mitglieder im Land Brandenburg entsprechen rund der Hälfte der Brandenburger Mietwohnungen. Der Verband kann für seinen Marktmonitor also auf einen reichen Datenschatz zurückgreifen. Anders als viele andere Marktstudien stützt er sich nicht auf Mieten aus veröffentlichten Wohnungsangeboten, sondern wertet tatsächlich abgeschlossene Verträge aus. Die Preise sind deshalb tendenziell niedriger.

Moderate Steigerungen

Das Ergebnis der Potsdamer Wohnungspolitik sehe man bei der Mietentwicklung, so Kern. Die gehe zwar in Potsdam auch bei den BBU-Unternehmen nach oben, allerdings moderat. Mit durchschnittlich 6,84 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter lagen die Neuverträge im Jahr 2017 um 0,12 Euro oder 1,8 Prozent über dem Vorjahreswert. Das entsprach etwa der allgemeinen Inflationsrate. Miete für eine 2017 erstmals bezogene Neubauwohnung lag den Angaben zufolge bei 10,66 Euro pro Quadratmeter. Wer hingegen 2017 schon länger in einer Wohnung in Potsdam lebte, zahlte deutlich weniger: Bei 5,83 Euro pro Quadratmeter lag die durchschnittliche Nettokaltmiete im Bestand der BBU-Mitglieder. Ausschlaggebend dafür sei der große Bestand an günstigen Plattenbauwohnungen aus den 1970er und 1980er Jahren.

Neidischer Blick aus Berlin

Viele Berliner dürften angesichts dieser Preise neidisch sein. Dort werden bei Neuverträgen der BBU-Mitglieder im Durchschnitt 7,45 Euro pro Quadratmeter verlangt. Und das ist noch 27 Prozent weniger als im Durchschnitt des Wohnungsmarktes. Bei den Erstbezugsmieten ist Berlin mit 10,44 Euro pro Quadratmeter hingegen etwas günstiger als Potsdam. Im Bestand liegen die Berliner BBU-Wohnungen mit durchschnittlich 5,98 Euro noch unter dem Median des Mietspiegels – in Potsdam dagegen liegt der Durchschnitt im Bestand laut Mietspiegel bei 5,79 Euro, ist also etwas günstiger als die BBU-Wohnungen.

Preiswerte Mieten auf dem Land

Wer weniger für die Miete ausgeben will, dürfte im Land Brandenburg fündig werden – allerdings muss man sich dafür von Berlin etwas weiter entfernen. Am günstigsten wohnen den Angaben zufolge Mieter in Pritzwalk. Dort zahlt man durchschnittlich im Bestand nur 4,28 Euro pro Quadratmeter. Die günstigsten Neuvertragsmieten gab es 2017 in Großräschen mit 4,63 Euro pro Quadratmeter. Verglichen mit dem Berliner Marktdurchschnitt spart man dort als Mieter im Jahr 3500 Euro ein.

Appell an die Politik

Kern fordert die Brandenburger Politik auf, die Potenziale der berlinferneren Städte zu nutzen. Dazu müsse in die Verkehrsinfrastruktur und bessere Internetverbindungen investiert werden. Anders als in Berlin mangele es nicht an Flächen für den Neubau. Um den knappen Wohnungsmarkt im Speckgürtel zu entlasten, müssten vor allem Bauvorschriften entschlackt werden, so Kern. Das reduziere den Preisdruck.

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