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Schüler stellen Notizbücher und Windlichter selbst her – ihnen geht es um Nachhaltigkeit. Dabei helfen unter anderem Paula Breil (von hinten links), Niclas Stockmann, Marie Hertling, Phöbe Zoe Kionke, Richard Schenk, Anton Veith, Erik Rimkus und Florian Giese (von unten links), Luna Jäckel und Theo Jacobi. 

© Andreas Klaer

Messe in Berlin: Potsdamer Schülerfirmen entwickeln nachhaltige Produkte

Die beiden Potsdamer Schülerfirmen Woodnote und Lichterloh präsentieren sich auf der internationalen Schülerfirmen-Messe in Berlin. Ihre Produkte sind innovativ und umweltfreundlich.

Potsdam - Sie sind Schüler – und bereits Unternehmer. Im Unterricht wie auch privat haben sie in den vergangenen Monaten gelernt, worauf es bei einer Firmengründung ankommt. Nach der Ideenfindung, Marktanalyse und Produktentwicklung kann die Schülerfirma Woodnote mit dem Verkauf von Notizbüchern in Holzeinband bereits erste Gewinne verzeichnen. „Bei Lieferengpässen helfen wir alle zusammen. Da packt auch die Geschäftsführung mit an und hilft bei der Produktion“, sagt Woodnote-Geschäftsführerin Phöbe Zoe Kionke stolz.

30 Schüler an der Lenné-Gesamtschule meldeten sich

An der Peter-Joseph-Lenné-Gesamtschule wird das Schülerfirmenseminar seit vier Jahren in der zwölften Klasse als Alternative zur Seminararbeit angeboten. In diesem Schuljahr haben sich 30 Schüler gemeldet und auf zwei Neugründungen aufgeteilt. Die Firmen Woodnote und Lichterloh haben sich vor allem der Nachhaltigkeit verschrieben. Am heutigen Dienstag und morgigen Mittwoch stellen sie sich auf der 9. Internationalen Schülerfirmen-Messe im FEZ in Berlin vor.

Die Potsdamer Schülerfirma "Woodnote" bietet Notizbüche zum Nachfüllen an.
Die Potsdamer Schülerfirma "Woodnote" bietet Notizbüche zum Nachfüllen an.

© Andreas Klaer

„Notizbücher kauft man selten für sich selbst, sie werden eher verschenkt“, erklärt Richard Schenk, stellvertretender Geschäftsführer von Woodnote mit ernster Miene. Das wissen die Schüler aus ihrer intensiven Marktanalyse, die sie vor der Firmengründung erstellt haben. „Wir können mit unserem Laserschneider auf die Holzeinbände persönliche Grüße und einfache Bildelemente brennen. Ein schönes Geschenk, das bereits auf dem Weihnachtsbasar der Schule gut angekommen ist.“ Richard muss die Notizbücher heute auf der Schülerfirmen-Messe in einem Vortrag präsentieren.

Einen kleinen Makel haben die Notizbücher noch, findet Richard. „Noch sind sie mit einer Metallspirale versehen, die die einzelnen Seiten zusammenhält. Bald wollen wir das Produkt vollständig nachhaltig produzieren. Vielleicht mit einem Ledereinband“, erklärt Richard im Wirtschaftsjargon. 

So umweltfreundlich wie möglich

Der 17-Jährige hat bereits in Handarbeit einen Prototyp mit Ledereinband angefertigt. „Wir versuchen so umweltfreundlich wie möglich zu sein“, sagt Phöbe. Woodnote bietet an, gebrauchte Notizbücher wieder aufzufüllen. Vollgeschriebene Seiten können entfernt und der Holzeinband mit Spirale bei den Schülern abgegeben werden. „Er wird dann mit leeren Blättern neu bestückt. So kann man sein Notizbuch mit dem persönlichen Spruch besonders lange nutzen“, sagt die 18-Jährige mit einem Strahlen im Gesicht.

Windlichter aus Einwegflaschen

Auch die Firma Lichterloh arbeitet umweltfreundlich. Sie produziert unter der Geschäftsführung von Luna Jäckel Windlichter. Mit einem Glasschneider teilen die Schüler Einwegflaschen. Die untere Hälfte wird als kleines Windlicht weiterverarbeitet. Die Obere wird als großes Windlicht auf ein passgenau angefertigtes Lärchenholzstück platziert. „Die Flaschen erhalten wir aus Potsdamer Restaurants. Likörflaschen sind super. Wein eher schwierig, weil die Flaschen unten oft eine Wölbung haben, da passt keine Kerze drauf. Und weiße Flaschen sind am besten, sie geben schönes Licht“, erklärt Luna die Auswahlkriterien. Die Flaschen werden mit einem Sandstrahler bearbeitet, um diffuses, gemütliches Licht zu geben. Auch hier können persönliche Sprüche oder Bilder umgesetzt werden. 

Die Schüler der Firma Lichterloh stellen Windlichter aus alten Flaschen her, die Potsdamer Restaurants zur Verfügung stellen.
Die Schüler der Firma Lichterloh stellen Windlichter aus alten Flaschen her, die Potsdamer Restaurants zur Verfügung stellen.

© Andreas Klaer

Lichterloh hat seine Angebotspalette auch bereits erweitert. Die Schüler wollen Lampen herstellen. Ein erster Prototyp hängt bereits in den Räumen, in denen die einzelnen Firmen der Lenné-Schule ihren Projekten nachgehen dürfen.

Für die Firmen beschäftigen sich die Schüler mit Produktentwicklung, Marketing, Vertrieb und Finanzwirtschaft. Sie erstellen Analysen und suchen Partner, wie es auch für die tatsächliche Existenzgründung nötig ist. 

Schüler lernen mehr über Zeitmanagement

Gelernt wird dabei aber viel mehr als nur Formalia und Arbeitsrealität, findet Phöbe. „Ich habe einiges an Zeitmanagement gelernt. Zur Firmengründung wusste ich nicht, wo vorne und hinten ist.“ Richard hat das Seminar vor allem die Angst vor einer möglichen Selbstständigkeit genommen. „Ich weiß jetzt zumindest, dass ich mir das zutrauen kann, sollte ich eines Tages gründen wollen.“ Luna pflichtet ihm bei. „Gerade für unsere Generation ist die berufliche Zukunft ungewiss. Gründen kann eine Alternative sein.“ In der Schülerfirma lerne man aber auch ein Menge über die eigene Person, ergänzt Luna. 

„Wir haben in der Firma viel über unsere Stärken und Schwächen herausgefunden. Ob man eher kreativ ist zum Beispiel und gut in die Produktion passt. Oder ob man lieber präsentiert und gut im Marketing aufgehoben ist.“ Die Firmen sind in den vergangenen Monaten Teil ihres Lebens geworden. Mit ihrem Schulabschluss müssen sich die jungen Unternehmer aber von ihrer Arbeit verabschieden, dann werden die Firmen nämlich aufgelöst. „Ich will mir das gar nicht vorstellen“, sagt Phöbe und schüttelt nachdenklich den Kopf.

Viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen hat sie aber nicht. Schließlich steht die Präsentation der Firma auf der Schülerfirmen-Messe im FEZ an. 

Am Mittwoch ist die Messe von 10 bis 14.30 Uhr auch für interessierte Schulklassen und Lehrer geöffnet. Anmeldungen werden telefonisch unter (030) 530 713 33 oder per E-Mail unter reservierung@fez-berlin.de entgegengenommen.

Naima Wolfsperger

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