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Das Wohnhochhaus liegt am Potsdamer Stern Center.

© Andreas Klaer

Mehrere Etagen betroffen: Potsdams höchstes Wohnhaus teilweise ohne Warmwasser

In Potsdams höchstem Wohnhaus beklagen Mieter nach Eigentümerwechseln zunehmend Verwahrlosung.

Potsdam - Die Zustände in Potsdams höchstem Wohngebäude sind unhaltbar. Mieter des Stern-Plaza in der Gerlachstraße in Drewitz, neben dem Stern-Center gelegen und weithin sichtbar, haben seit nunmehr vier Wochen kein warmes Wasser in ihren Wohnungen. Das Problem betreffe die ersten sechs Etagen des 22-Geschossers und damit dutzende Mietparteien, darunter viele Senioren. So schildern es Anwohner, die sich an die PNN gewendet haben. Sie wollen lieber anonym bleiben, um keinen Ärger zu bekommen, fühlen sich aber im Recht. Das fehlende Warmwasser mache Körperhygiene fast unmöglich. Anfragen seien erfolglos geblieben. Und: Es sei nicht das einzige große Problem des in den 1990’er Jahren als Vorzeigebau errichteten Hochhauses mit mehr als 300 Wohnungen.

Das Haus war in den vergangenen Jahren offenbar mehrfach verkauft worden, als Eigentümer haben die Anwohner eine Project Resi-1 Property III Sàrl mit Sitz im Steuerparadies Luxemburg genannt bekommen. Als Hausverwaltungsgesellschaft fungiert wiederum die Baugrund Immobilien-Management GmbH mit Standorten in Bonn und Berlin.

Anwohner widersprechen

Deren Vertriebsleiter Jochen Dorner beantwortete eine PNN-Anfrage zu dem Haus und den Vorwürfen. Der Grund für das ausgefallene Warmwasser sei demnach eine kaputte Zirkulationspumpe, so Dorner. Hier habe die Prüfung durch eine Fachfirma ergeben, dass diese nicht mehr repariert werden kann und ersetzt werden muss. „Diese Maßnahme ist bereits beauftragt“, so der Sprecher, der allerdings kein Datum nannte. Es stünden aber Zwischenlösungen zur Verfügung, sagte er – was Betroffene gegenüber den PNN bestritten.

Baugrund-Mann Dorner sagte auch: „Wir bedauern die Unannehmlichkeiten, denen Teile der Mieter aktuell ausgesetzt sind. Wir arbeiten mit Hochdruck und in Abstimmung mit dem Eigentümer daran, diese schnellstmöglich zu beheben.“ Die Betroffenen schilderten dagegen, der Hausverwalter habe bisher nur sehr zögerlich auf Kontaktversuche reagiert. Und eine Frage, ob die Betroffenen nach einem Monat ohne Warmwasser nun mit Mietminderung rechnen können, ließ die Baugrund-Gesellschaft unbeantwortet.

Das Stern Plaza ist weithin sichtbar.
Das Stern Plaza ist weithin sichtbar.

© Andreas Klaer

Schlechter Zustand

Es ist nicht das einzige Ärgernis vor Ort. „In den vergangenen Jahren ist es immer schlimmer geworden“, sagte eine Mieterin den PNN – auch einfache Hausmeisterarbeiten seien zum Problem geworden. Nach einem Defekt in der Haus-Elektroanlage funktionieren seit nunmehr einem Jahr diverse Klingeln nicht mehr – samt Gegensprechanlagen. Auch hier seien Reparaturhinweise ungehört geblieben. Baugrund-Sprecher Dorner sagte nun, man habe eine Fachfirma mit der Instandsetzung der Klingelanlagen beauftragt. Dies werde „kurzfristig“ durchgeführt.

Generell sei das Haus in einem schlechten Zustand, so ein Anwohner – seit einem Jahr sei auch die Drehtür am Haupteingang defekt, sie ist mit Flatterband gesperrt. Hier sei keine Reparatur möglich, weil die Ersatzteile nicht mehr hergestellt und geliefert würden, so Dorner. Daher solle nächstes Jahr die Kompletterneuerung des Eingangs erfolgen – ein genaueres Datum nannte er aber nicht.

Mieter schilderten auch mehrere Wasserschäden in dem Haus. Dazu sagte Dorner, die Wasserrohre in dem Bau seien in einem „altersgerechten Zustand“. Zwei vergangene Schadensfälle seien behoben worden, in Bezug auf die Hausgröße seien diese „nicht übermäßig“ ausgefallen.

Ein Sechstel das Gebäude steht leer

Für Ärger – gerade auch bei Senioren mit Gehproblemen – sorgt auch ein abgestellter Fahrstuhl, der in der Vergangenheit direkt zum Müllraum fuhr. Dieser sei nun nur noch umständlich zu erreichen, schimpften Mieter im Gespräch mit den PNN. Dorner sagte, es handele sich um einen Rettungsaufzug für die Feuerwehr, der nicht für Mieter bestimmt sei. Allerdings sei dieser unberechtigt auch als Lastenaufzug zweckentfremdet worden, was zu Reparaturen und Ausfällen geführt habe. Daher sei entschieden worden, den Aufzug mit einem Kippschalter zu versehen, „damit er nur im Notfall einsetzbar ist“. Diese Maßnahme diene vor allem der Sicherheit der Mieter, so Dorner.

Das Hochhaus ist 22 Etagen hoch, sechs Stockwerke sind seit Wochen ohne Warmwasser.
Das Hochhaus ist 22 Etagen hoch, sechs Stockwerke sind seit Wochen ohne Warmwasser.

© Andreas Klaer

Überraschend ist angesichts des angespannten Wohnungsmarkts in Potsdam auch eine Aussage zur Auslastung des Gebäudes. So stehen laut Dorner aktuell 55 der über 300 Wohnungen leer, also rund ein Sechstel. Dorner erklärte: „Davon befinden sich bereits 15 Wohnungen in der Vermarktung.“ 40 weitere Wohnungen würden saniert, so dass bereits zum Jahresbeginn 2020 weitere 20 Wohnungen in die Vermietung gehen könnten. Dorner sagte: „Gehen Sie davon aus, dass auch der Eigentümer größtes Interesse daran hat, den Leerstand möglichst schnell abzubauen.“ Auch im Erdgeschoss des 90 Meter hohen Hauses stehen aktuell mehrere Gewerbeflächen leer.

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