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Landeshauptstadt: Mehr Sozialwohnungen für Potsdam

Genossenschaften wollen 1000 neue Wohnungen bis zum Jahr 2028 bauen – auch in Krampnitz

Schaut man sich auf den einschlägigen Portalen für Wohnungsannoncen um, findet man zahlreiche Angebote aus Potsdam. Doch viele davon sind selbst für Potsdamer Durchschnittsverdiener nicht bezahlbar. Laut Statistik der Stadt lag das durchschnittliche Nettoeinkommen eines Potsdamer Haushalts bei 2050 Euro im Monat. Damit wäre eine Warmmiete von knapp 700 Euro tragbar.

Die Angebotsmieten in Potsdam steigen seit Jahren. Gegen diese Entwicklung wollen nun auch die Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaften etwas tun. Am Freitag unterzeichneten sieben Genossenschaften, die kommunale Wohnungsholding Pro Potsdam und das Studentenwerk mit Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) eine entsprechende Absichtserklärung. Darin verpflichten sie sich, mehr Wohnungen für Haushalte mit geringem und mittleren Einkommen, junge Menschen, Studierende, Familien und Ältere zu bauen. „Es gibt keine bessere Mietpreisbremse als das Wohnungsangebot unserer Genossenschaften, des Studentenwerks und der städtischen Pro Potsdam“, sagte Jakobs. Deshalb müsse es das Ziel sein, dass der Anteil kommunaler und genossenschaftlicher Wohnungen am Wohnungsbestand bei 40 Prozent bleibt. Das sei nur durch Neubau möglich.

Deshalb wollen nun die Genossenschaften in großem Stil in den Neubau einsteigen. Bis 2028 wollen sie 1000 neue Wohnungen bauen. Das soll das laufende Neubauprogramm der Pro Potsdam ergänzen, die bis zum Jahr 2017 insgesamt 2500 neue Wohnungen errichten will. Davon sollen 1000 aus Landesmitteln geförderte Sozialwohnungen sein. Die ersten davon kommen bereits im nächsten Jahr auf den Markt. Nun soll auch bei jedem Neubauprojekt der Genossenschaften geprüft werden, ob dafür Fördermittel genutzt werden können.

Mehr Sozialwohnungen kann Potsdam gut gebrauchen, denn die Zahl der Mietpreis- und Belegungsbindungen würde sonst weiter sinken. Im Jahr 2016 gab es wie berichtet davon noch 5626. Ohne Neubau und die Verlängerung bestehender Bindungen wären im Jahr 2033 nur noch 1054 solcher Wohnungen übrig, wie im Mai aus der Antwort der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Andere hervorging.

Um den Neubau zu beschleunigen, sollen Wohnungsbauprojekte nun auch bei der Aufstellung von Bebauungsplänen Vorfahrt bekommen. Projekte mit mehr als 50 Wohnungen sollen automatisch Priorität bekommen. Einen entsprechenden Vorschlag will die Stadtspitze den Stadtverordneten machen. Außerdem will die Stadt die Initiative stützen, in dem sie Grundstücke häufiger nach Konzept und nicht nach Höchstgebot vergibt.

Die Unterzeichner wollen auch bei der Bedarfsanalyse und im Flächenmanagement enger kooperieren. So sollen auch Nachverdichtungen im Bestand erleichtert werden. Häufig seien die Grundstückszuschnitte kompliziert. Flächentausch und Zukäufe von privaten Anrainern sollen Neubauten ermöglichen. Erste Gespräche mit Eigentümern gebe es bereits. Details wollte man nicht nennen, um den Preis nicht hochzutreiben. In einer Arbeitsgruppe und in regelmäßigen Treffen der Geschäftsführungen soll das Vorgehen koordiniert werden.

Auch beim Bau des neuen Stadtteils in Krampnitz wollen die Genossenschaften einsteigen. Für Bert Nicke, Geschäftsführer sowohl der Pro Potsdam als auch des Entwicklungsträgers Krampnitz, ein gutes Zeichen: „Es hat Tradition, dass kommunale und genossenschaftliche Wohnungswirtschaft in Potsdam neue Stadtteile gemeinsam entwickeln“, sagte er. Nur in Krampnitz biete sich in den nächsten Jahren die Möglichkeit, Wohnungen in großen Stückzahlen zu errichten.

Auch das Studentenwerk würde sich beim Wohnungsbau gerne beteiligten. Bislang kann es jedoch keine Fördermittel dafür abrufen. Es gebe positive Signale aus der Landesregierung, dass sich das ändern könnte, hieß es am Freitag. Die Stadt würde auch ein Grundstück in der Potsdamer Mitte bereithalten und versuchen, das Land überzeugen, so Jakobs.

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