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Schulessen wird nicht nur in Potsdam teurer (Symbolbild).

© Foto: dpa

Mehr Geld pro Teller: Schulessen in Potsdam wird teurer

Potsdams Stadtverwaltung fürchtet höhere Preise auch in den Kitas. Ein bekannter Potsdamer Caterer warnt vor weiteren Steigerungen.

Potsdam - Tausende Potsdamer Eltern müssen sich auf steigende Preise für das Schulessen ihrer Kinder einstellen oder zahlen bereits mehr. Nach einer Erhöhung der Preise an bereits 13 Schulen wegen des gestiegenen gesetzlichen Mindestlohns gebe es aktuell für 29 Schulen Anträge auf Preisanpassungen von den jeweiligen Cateringfirmen, sagte Stadtsprecherin Christine Homann den PNN auf Anfrage. Wegen der Ferienzeit seien viele Anträge von den jeweiligen Schulkonferenzen noch nicht entschieden, sagte sie.

Die Höhe der Preise an den einzelnen Schulen hängt laut Rathaus von mehreren Faktoren ab, etwa die Anzahl der Essensteilnehmer oder die angebotenen Menüs. Der derzeitige Durchschnittspreis bei den Grundschulen liege bei rund vier Euro pro Portion, bei den weiterführenden Schulen geht es um etwa 4,90 Euro. Bei den genannten Preisaufschlägen wegen des Mindestlohns sei es um rund 20 Cent pro Portion gegangen, bei den neuen Anträgen sei von Zusatzkosten zwischen 25 und 32 Cent die Rede. Das wären pro Kind und Woche Mehrkosten von bis zu 1,60 Euro.

Unter anderem bei dem Anbieter DLS wird es teurer

Ein Beispiel ist der sächsische Anbieter DLS, der unter anderem das Humboldt-Gymnasium beliefert, wo die Preise pro Portion von 4,05 auf 4,36 Euro erhöht werden. Man habe Preissteigerungen für eingekaufte Lebensmittel und höhere Logistikkosten von rund 18 Prozent zu tragen, hieß es in einem Schreiben von DLS an die Eltern von Anfang August.

Neu kalkulieren wird auch der Potsdamer Anbieter Blauart, der nach eigenen Angaben täglich 4000 Mittagessen für Potsdamer Schul- und Kitakinder kocht. „Die historisch hohe Inflationsrate zwingt nicht nur uns, sondern alle Caterer dazu, die Preise pro Mittagessen anzupassen“, sagte Blauart-Chef Ralf Blauert, der ebenso auf den gestiegenen Mindestlohn als weiteren Preistreiber verwies.

Blauart-Chef Ralf Blauert.
Blauart-Chef Ralf Blauert.

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Branchenvertreter schlugen schon vor Monaten Alarm

Blauert ist auch Vorsitzender des Bundesverbands deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC). Branchenvertreter aus ganz Deutschland berichteten ihm von einer sehr angespannten Lage. „Das Problem ist, dass in den Verträgen für Schul- und Kitaessen feste Preise pro Mahlzeit vorgeschrieben sind.“ Niemand habe solche Preissteigerungen von teilweise 30 bis 80 Prozent bei Energie oder Lebensmitteln vorhersehen können, so Blauert. Zum Ende dieses Jahres werde sich der Preisdruck nochmals erhöhen, da dann die ermäßigte Mehrwertsteuer von sieben Prozent für die Essensportionen wegfallen solle – und ein normaler Satz von 19 Prozent gezahlt werden müsste.

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Gegen diese Pläne kämpft der VDSKC seit Monaten. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine habe eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, an deren Ende die Schul- und Kitacaterer in Deutschland mit massiven Mehrkosten konfrontiert sind, ohne sie ausgleichen zu können, hatte der VDSKC bereits im April in einem Brandbrief an die Bundespolitik gewarnt und Entlastungen für die Branche gefordert. Sollte zusätzlich die Steuererhöhung umgesetzt werden, wäre das laut VDSKC für viele Unternehmen der Todesstoß, weil nach Corona schon sämtliche Reserven aufgebraucht seien. Zudem würden viele Eltern noch höhere Preise nicht zahlen können und ihre Kinder vom Essen abmelden, fürchtet Blauert, der sich langfristig für ein kostenfreies Schulessen ausspricht, wie das bereits in den skandinavischen Ländern die Praxis sei.

Forderungen der Linken

Sorgen bereitet die Teuerungswelle auch der bildungspolitischen Sprecherin der brandenburgischen Linksfraktion im Landtag, Kathrin Dannenberg. Aufgrund weiterer Teuerungen, etwa für Lernmaterial, würden viele Eltern vor riesige Probleme gestellt. „Wenn wir nicht wollen, dass Kinder und Jugendliche mit leerem Magen im Unterricht sitzen, weil die Eltern ein warmes Mittagessen nicht mehr bezahlen können, müssen wir etwas tun und wenigstens das Budget für den Schulsozialfond erhöhen, damit vor Ort flexibel und unbürokratisch geholfen werden kann.“

Im Potsdamer Rathaus sind bislang aber noch keine Hilferufe von Eltern eingegangen. Stadtsprecherin Homann sagte, sollte für Familien kein Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket auf die Kostenübernahme des Schulessens bestehen, sich aber dennoch eine finanzielle Notlage ergeben, könne die Landeshauptstadt über die sogenannte Härtefallregelung „mit einer anteiligen oder vollständigen Kostenübernahme“ unterstützen. Der Antrag dafür sei sowohl online als auch in den Sekretariaten der Schulen verfügbar.

Auch höhere Essenspreise an Kitas

Und nicht nur an Schulen steigen die Preise. Stadtsprecherin Homann sagte, auch bei den mehr als 100 Kitas in der Stadt sei davon auszugehen, dass die jeweiligen Betreiber bei steigenden Lebensmittelpreisen ihre Essengeldkalkulation „entsprechend aktualisieren“. Wegen der Trägerautonomie lägen hierzu im Rathaus aber keine genauen Daten vor.

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