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Wie die Profis. In kurzen Pausen erklärt Schülerin Jule Stegner (rechts), die für die Aufzeichnung die Studio-Regie übernommen hat, Moderatorin Anni Dunkelmann (links) und Filmproduzent Tom Zickler, wie es weitergeht. Die Zehntklässler des Babelsberger Filmgymnasiums haben am Mittwoch ihre erste Sendung produziert.

© Manfred Thomas

Medieninnovationszentrum Babelsberg: Vorbereitetes und Unerwartetes

Schüler des Filmgymnasiums zeichneten im Babelsberger Medieninnovationszentrum eine Sendung zum Medienstandort Babelsberg auf. Wie es lief:

Von Birte Förster

Potsdam - Monatelang haben sich die Schüler auf diesen Tag vorbereitet, alle Abläufe genau festgelegt und dann kommt es doch etwas anders als geplant. Im Medieninnovationszentrum (MIZ) in Babelsberg herrscht aufgeregtes Gewusel. Die Zuschauer nehmen ihre Plätze ein, im Studio werden die letzten Vorbereitungen getroffen. In 15 Minuten werden die Aufzeichnungen für die 60-minütige Sendung „Babelsberg – Media City“ starten. Das Besondere: Keine erfahrenen Profis, sondern die Schüler des zehnten Jahrgangs des Babelsberger Filmgymnasiums haben von Drehbuch und Regie bis zur Auswahl der Interviewpartner alles selbst übernommen.

„Heute ist der stressigste Tag“, sagt Schülerin Milena Filipps, die für das Making-Off zuständig ist und die Aufregung im Studio mit der Kamera aus einer gewissen Distanz betrachtet. Da Filmproduzent Tom Zickler, der später als Gesprächspartner live in der Sendung interviewt wird, wieder am Set zu den Dreharbeiten zum Spielfilm „Traumfabrik“ gebraucht wird, mussten die Aufzeichnungen zur Sendung kurzfristig um eine Viertelstunde vorverlegt werden. „Jetzt startet alles, wofür wir die letzten Tage geprobt haben“, sagt die 17-Jährige und zeigt sich trotz veränderter Planung zuversichtlich: Es müsse dennoch machbar sein.

Interview mit Tom Zickler

Seit September haben die Schüler die Sendung vorbereitet und in Gruppen an mehreren kurzen Filmen zum Thema Medienstandort Babelsberg gearbeitet. Seit einer Woche sind die Schüler am MIZ und bereiten dort die Sendung vor. Mittlerweile arbeitet das Filmgymnasium seit fünf Jahren mit dem MIZ zusammen. Zusätzlich zu den Live-Interviews werden die kurzen Einspieler später in der Sendung gezeigt. Zu sehen sind Interviews mit Produzent Tom Zickler zu seiner Karriere beim Film, der Premierenbesuch von „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“, ein Drehtag von „Brandenburg Aktuell“ oder ein Besuch bei der Firma „Big Image Systems“, Produzent für digitale Großdrucke.

Im Nebenraum ist es inzwischen ruhiger geworden, jeder hat seinen Platz eingenommen. Schülerin Jule Stegner, ein Headset auf dem Kopf, hat in dem Projekt die Studio-Regie übernommen und gibt zwischendurch Zeichen, wenn ein neuer Abschnitt folgt, ein Einspieler sich dem Ende nähert und Applaus verlangt. Kurz vor Beginn der Sendung weist sie die Zuschauer ein. Sie erklärt, wann die Zuschauer wohin schauen und dass sie auf ihr Zeichen klatschen sollen. Schließlich hebt sie die Hand, zählt von fünf rückwärts – und los geht es.

Aus Fehlern lernen?

Moderatorin Anni Dunkelmann vom rbb, die die Schüler für die Sendung gewinnen konnten, steht nun vor der Kamera im Mittelpunkt. Ihr erster Gast ist ein Schüler, ansonsten stehen die Zehntklässler während der Sendung hinter der Kamera, sind zuständig für Ton, Licht oder die Bildregie und sorgen dafür, dass die Einspieler im richtigen Moment starten. Alles läuft reibungslos. Die Zuschauer erfahren, wie Tom Zickler sich mit 17 Jahren an der Filmuniversität Konrad Wolf in Babelsberg bewarb – trotz seiner Farbenblindheit – und später mit Til Schweiger Filme wie „Knocking on Heavens Door“ oder „Keinohrhasen“ produzierte. Irgendwann habe es ihn wieder zurück zu seinen Wurzeln nach Babelsberg gezogen, erzählt er. Auch kurze Anekdoten gibt Zickler preis: „Bei mir ist es immer so: Wenn der Film im Kino startet, werde ich krank.“ Im anschließenden Interview stellt die Moderatorin ihm Fragen zu seiner aktuellen Produktion „Traumfabrik“. Und schließlich gibt er dem Filmnachwuchs noch einen Tipp: Am meisten könnten die Schüler an allem lernen, was sie falsch machen. Es folgen Interviews mit Oliver Zeller vom Medienboard Berlin-Brandenburg oder MIZ-Standortleiterin Rebecca Ahlen.

Alles wird anders, wenn die Aufnahme läuft

„Es gab ein paar kleine Fehler“, sagt Jule Stegner nach Ende der Sendung. Alles in allem sei sie aber zufrieden. „Ein bisschen Vorerfahrung hatten wir“, erzählt die Schülerin. Am MIZ seien sie aber gut von Dozentin Anne Braun betreut worden sowie Uwe Fleischer, der an der Schule den Filmkurs leitet. Seit einem Jahr ist Jule erst auf dem Babelsberger Gymnasium. Vorher sei sie bereits privat an kleineren Filmen beteiligt gewesen. „Ich habe gerne den Überblick über ganze Projekte“, begründet die 16-Jährige ihre Wahl für die Studio-Regie. Den Überblick zu behalten, sei dabei eben aber auch die große Herausforderung. Denn eines hat sie bei diesem großen Projekt in jedem Fall gelernt – „dass es in der Probe ganz anders läuft als in der Aufnahme.“

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Mini-Filmclub im Filmmuseum

Auch Vorschulkinder sollen mit dem Medium Film vertraut werden: Im Potsdamer Filmmuseum ist das Modellprojekt MiniFilmclub Potsdam gestartet, das sich an Vier- bis Sechsjährige richtet. Die Kinder schauen sich experimentelle Avantgardekurzfilme an und setzen sich spielerisch und kreativ damit auseinander. Sie bemalen Blankfilmstreifen, lassen Steine in Stoppmotion- Technik tanzen oder experimentieren mit Schatten und Perspektivwechseln. In Potsdam zählten die Kinder der AWO-Kita „Kinderhafen“ zu den ersten Teilnehmern des MiniFilmclubs. Am heutigen Donnerstag um 17 Uhr endet der erste Durchgang mit einem Abschluss- und Auftaktfest im Filmmuseum. Künftig soll der MiniFilmclub dauerhaft zum Angebot des Filmmuseums gehören. Das Ganze ist ein bundesweites Projekt und wurde vom Deutschen Filminstitut in Frankfurt/Main in Kooperation mit einer Kita im Rahmen des Programms „Kunst und Spiele“ der Robert Bosch Stiftung entwickelt.

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