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Auf der Bühne und im Netz wurde diskutiert.

© MTH Conference

Media Tech Hub Conference Potsdam: Künstliche Intelligenz und Medien-Manipulation in Babelsberg

Wie Medientechnologien unsere Gesellschaft verändern, war Thema auf der bundesweit einzigen Konferenz zu Medientechnologien.

Potsdam - Am Donnerstagabend ging die dritte Media Tech Hub Conference in Babelsberg zu Ende. An zwei Konferenztagen diskutierten mehr als 80 internationale Speaker über die Zukunft der Medientechnologie in Industrie und Entertainment. Über 650 Teilnehmer:innen verfolgten 35 Stunden Programm live im Studio Babelsberg oder online auf der interaktiven Konferenzplattform. 

„Die Diskussionen der Konferenz zeigten, wie groß der Einfluss von MediaTech auf Unternehmen ist, aber auch auf die kreativen Köpfe dahinter, die mit Medientechnologien Zukunft gestalten. Es wird immer wichtiger, technische mit menschlichen Kompetenzen zu verbinden und zugleich verantwortungsvoll mit Technologie umzugehen“, sagte Peter Effenberg, der Leiter der Konferenz.

Fluch und Segen der digitalen Welt

Zur Eröffnung am Mittwoch sprach der Kulturwissenschaftler Michael Seemann über die Macht von Internet-Plattformen wie Netflix oder Spotify: „Netzwerk ist eine Form von Macht. Aber sobald man Geld verdienen will, muss man auch Kontrolle gewinnen.“ Die Autorin und Poltikberaterin Nina Schick referierte über Medienmanipulation durch Künstliche Intelligenz: „Durch KI erzeugte synthetische Medien – auch bekannt als Deepfakes – sind eine sehr mächtige Waffe für Desinformation. Bis 2030 werden 90 Prozent der Online-Videoinhalte synthetisch sein. Wir betreten das Zeitalter der Infokalypse.“ Inhalte sollten zukünftig authentifiziert werden, um der Manipulation entgegenzuwirken, forderte Schick.

Ermittlungen im Netz

Am Mittwochvormittag stellte der Investigativreporter Malachy Browne Recherchen vor, die er für die New York Times gemacht hat. Zum Beispiel nutzte sein Team Videos aus den sozialen Netzwerken, die Ausschreitungen am 6. Januar im Regierungsbezirk von Washington D.C. zu analysieren. 

V.l.n.r.: Helge Jürgens vom Medienboard Berlin-Brandenburg, Andrea Wickleder, Managerin des MediaTechHub Potsdam und Konferenzleiter Peter Effenberg.
V.l.n.r.: Helge Jürgens vom Medienboard Berlin-Brandenburg, Andrea Wickleder, Managerin des MediaTechHub Potsdam und Konferenzleiter Peter Effenberg.

© MTH Conference

In einem anderen Fall habe die Recherche nachgewiesen, dass die russische Luftwaffe in Syrien gezielt Krankenhäuser und lebensnotwendige Infrastruktur bombardiert habe. Dazu seien Funksprüche von Piloten mit Videos und Fotos von Augenzeugen:innen verglichen worden.

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In einer anderen Runde stellte Claudia Pelzer von der Vice Media Group datenbasierte Methoden der Vermarktung vor. Um ihre Produkte zu präsentieren, setzen einige Marken bereits auf künstliche Models. 

Ein Beispiel ist das Projekt „Little Michaela“. Eine junge Frau postet Bilder von sich auf dem sozialen Netzwerk Instagram. Doch alles, was darauf zu sehen ist, wurde am Computer erstellt – inklusive der Frau. „Am Anfang wussten die Fans nicht, dass sie nicht real ist“, sagt Pelzer. 

Virtuelle Gucci-Schuhe aus dem Smartphone

Sogar die Produkte existierten immer häufiger nur im digitalen Raum, so die Expertin. Gucci verkauft etwa virtuelle Schuhe, die nur dann zu sehen sind, wenn man die Kamera eines Smartphones auf die eigenen Füße richtet. Und Kosmetikhersteller bieten ein komplettes Make-Up für Videokonferenzen an, das als Filter über die Aufnahme gelegt wird.

Der Aktivist Aral Balkan war zwar via Internet zugeschaltet, trug wohl aber keine digitale Schminke. Balkan kritisierte die Art und Weise, mit der große Technologieunternehmen mit den Daten ihrer Nutzer:innen umgehen. Viele Produkte seien nur deshalb kostenlos, weil die Konzerne im Interesse ihrer Werbekunden das Verhalten der Menschen beobachten und verändern wollten. 

Konzerne wie Facebook oder Apple würden einen „Überwachungskapitalismus“ betreiben. Tech-Konzerne, die nur ihr eigenes Wachstum im Sinn hätten, müssten durch internationale Gesetze zu verantwortungsvollem Umgang mit Daten gezwungen werden, forderte er. Claudia Pelzer entgegnete: „So düster sehe ich das nicht.“ Gerade die junge Generation werde immer kompetenter im Umgang mit Daten.

Neue Produktionsmethoden für den Film

Über High End Virtual Production sprach Charlie Woebcken vom Studio Babelsberg mit Christina Caspers und Jesse Kretschmer von Dark Bay, dem größten Virtual Production Studio Europas, in dem aktuell die neue Netflix-Serie „1899“ produziert wird. Die neuartige Methode würde Zeit und Geld sparen, sagte Caspers: „Bei der Produktion muss man immer Zeit fürs Nachbearbeiten und Nachdrehen einplanen. Mit Virtual Production sind wir in der Lage, einfach weiterzudrehen und diese Zeiten auf fast Null zu reduzieren.“

Auch nach der Live-Veranstaltung in Babelsberg geht die MediaTech Hub Conference 2021 weiter: Für Teilnehnmer:innen sind alle Inhalte sind noch bis zum 8. Dezember über die digitale Plattform verfügbar. Sie können also noch tiefer ins Programm eintauchen und weiter netzwerken.

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