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Heute wieder ein Idyll. Nichts erinnert im Neuen Garten mehr an die Zerstörung der wertvollen Gartenanlagen durch die frühere DDR-Grenze. Eine der Stelen des Informationspfades am Jungfernsee soll das ändern.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Mauergedenken auch im Neuen Garten

Schlösserstiftung beteiligt sich doch am Erinnerungspfad zur früheren DDR-Grenze. Aufstellung der Stelen im Herbst geplant.

Von Peer Straube

Berliner Vorstadt/Nauener Vorstadt - Die geplante Schaffung eines Informationspfads zur Erinnerung an die frühere DDR-Grenze am Jungfernsee verzögert sich. Eigentlich hätten die unter Federführung des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) erarbeiteten, insgesamt neun Gedenkstelen, bereits im Frühjahr aufgestellt werden sollen. Doch kurz vor dem 57. Jahrestag des Mauerbaus am Montag fehlt von den Informationssäulen noch immer jede Spur – dabei sind sie längst fertig.

Schuld an der Verzögerung seien „komplexe Abstimmungen“, nicht zuletzt mit der Schlösserstiftung, weil das Projekt den „sensiblen Unesco-Welterbebereich“ berühre, sagte eine Stadtsprecherin den PNN auf Anfrage. „Angestrebt“ werde eine Aufstellung der Stelen nun im Herbst dieses Jahres. Eine gute Nachricht gibt es in dem Zusammenhang aber auch: Die Schlösserstiftung hat sich nach anfänglichem Sträuben nun doch bereit erklärt, die Aufstellung einer Stele im Neuen Garten zu erlauben. Ursprünglich hatten die Welterbehüter dies wie berichtet aus gartendenkmalpflegerischen Gründen abgelehnt. Auf der Säule, die am Quapphorn in der Nähe der Eremitage platziert wird, soll explizit über die Zerstörung der historischen Parkanlagen durch den Bau der Berliner Mauer informiert werden. „Nach erneuter eingehender Prüfung und sehr konstruktiven Gesprächen“ mit dem ZZF habe sich die Stiftung zu dem Schritt entschlossen, sagte Sprecher Frank Kallensee den PNN. Damit werde nicht nur darauf aufmerksam gemacht, dass der Neue Garten ein „markanter Ort der deutsch-deutschen Geschichte nach 1945“ gewesen sei, sondern zugleich der Fokus auf die Wiederherstellung der durch die Grenzanlagen zerstörten Gartenflächen nach dem Mauerfall thematisiert, so Kallensee. Diese Leistung zu würdigen, sei der Stiftung sehr wichtig, betonte der Sprecher.

Im ZZF ist man sehr erfreut über den Sinneswandel bei der Stiftung. So könne man „direkt an Ort und Stelle auf die Verwüstungen der Parklandschaften durch die Grenzanlagen“ verweisen, sagte ZZF-Doktorandin Florentine Schmidtmann, die im Rahmen eines Projekts das Leben an der DDR-Grenze erforscht. Aufgrund dieser „positiven Wendung“ seien auch die Standorte und die Zahl der Stelen noch einmal leicht verändert worden. Statt neun sollen nun nur noch acht aufgestellt werden (siehe Grafik). Der Pfad beginnt an der Glienicker Brücke mit einer Einführung zu den Grenzanlagen am Jungfernsee, führt dann über die einst im Sperrgebiet liegende Schwanenallee, in der sich eine Stele dem Leben am Todesstreifen widmet, durch den Neuen Garten zur Meierei und dann in die Bertinistraße, wo gleich vier Stelen an die umfangreichen Grenzanlagen und Beobachtungsposten in diesem Bereich erinnern sollen. So befanden sich dort unter anderem die Bootskompanie der DDR-Grenztruppen, eine Pass- und Zollkontrolle an der Bertini-Enge und der Nedlitzer Schiffs-Grenzübergang. Erinnert werden soll auch an die wechselvolle Geschichte der prunkvollen Villen.

Auf den Stelen sollen in kurzen, prägnanten, wissenschaftlich fundierten Texten in deutscher und englischer Sprache sowie Bild- und Kartenmaterial Facetten des Todesstreifens im Weltkulturerbe beleuchtet werden. Das historische Bild- und Kartenmaterial zeigt den Zustand der Anlagen zwischen 1945 und 1990.

Das Konzept für den Pfad hat das ZZF gemeinsam mit dem Verein „Erinnerungsorte Potsdamer Grenze“ erarbeitet, der sich seit vier Jahren für den Erhalt der letzten Zeugnisse der Mauer, die geschichtliche Aufarbeitung und die Dokumentation einsetzt. Gefördert wurden sowohl die Recherche als auch die Fertigung der Stelen mit insgesamt etwa 30 000 Euro vom Land Brandenburg und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Im vergangenen Jahr hatten die Stadtverordneten für das Vorhaben grünes Licht gegeben, Lob für das Konzept kam auch vom Forum zur kritischen Aufarbeitung der DDR-Geschichte.

Der Informationspfad soll aber erst ein Anfang sein. Perspektivisch will der Verein „Erinnerungsorte Potsdamer Grenze“ die ehemalige Grenzübergangsstelle mit den noch erhaltenen baulichen Relikten zu einem authentischen Gedenkort entwickeln. Eines der prägnantesten Überbleibsel an dieser Stelle ist ein ehemaliger Beobachtungsturm der DDR-Grenzer, der inzwischen unter Denkmalschutz steht.

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