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Viele Straßen in Potsdam weisen Schäden auf. Für umfangreiche Sanierungsarbeiten fehlt allerdings das Geld.

© Klaer

Marode Straßen in Potsdam: Endloser Schlagloch-Kampf

Das Potsdamer Straßennetz ist auf vielen Strecken reparaturbedürftig. Und das wird so bleiben, sagt die Stadt. Über die Gründe.

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Potsdam - Großbeerenstraße, Horstweg, Geschwister-Scholl-Straße – die Liste liest sich wie ein Verzeichnis der wichtigsten Straßen Potsdams. Für diese und zahlreiche andere bedeutsame Streckenabschnitte der Stadt bestehe Sanierungs- oder Ausbaubedarf, räumte die Stadtverwaltung jetzt auf eine kleine Anfrage der AfD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung ein. „Des Weiteren sind circa 80 Prozent der Betonstraßen in den Neubaugebieten und diverse weitere Anliegerstraßen sanierungsbedürftig“, heißt es in der Antwort. Stadtsprecher Markus Klier sagte den PNN am Mittwoch auf Anfrage, dass der Rückstau beim Unterhalt der Potsdamer Straßen bei rund 24 Millionen Euro liege.

Angesichts des schlechten Zustandes vieler Potsdamer Straßen fordert der ADAC von der Stadtverwaltung größere Anstrengungen beim Erhalt der Infrastruktur. Zwar habe die Stadt zuletzt ihre Mittel für den Straßenbau erhöht, doch dürfe dies „keine Eintagsfliege“ sein, sagte Jörg Becker, Leiter Verkehr beim ADAC Berlin Brandenburg, auf PNN-Anfrage. Auch die AfD-Fraktion erklärte, die Stadt und die regierende Rathauskooperation aus SPD, CDU, Grünen und Potsdamer Demokraten vernachlässige den Straßenbestand.

Über drei Millionen Euro für Straßen in Potsdam in diesem Jahr

Die Stadt teilte mit, tatsächlich seien auch in den kommenden Jahren etwas mehr Mittel für Instandsetzungen und Schlaglochausbesserung geplant. Waren es dieses Jahr 3,05 Millionen Euro, sollen es nächstes Jahr 3,4 Millionen Euro sein. Dennoch werde sich die Situation nicht grundlegend ändern lassen, hieß es weiter. „In dem Maße, wie jedes Jahr Straßen saniert werden und damit der Zustand verbessert wird, verschlechtert sich der Zustand anderer Straßen“, so Klier.

Besonders schlecht ist nach Angaben der Stadt beispielsweise der Zustand der Straße An der Alten Zauche, eine zentrale Durchgangsstraße des Stadtteils Schlaatz. Die im Mittel 25 Zentimeter dicke Betonkonstruktion weise tiefe Risse, Kantenab- und -aufbrüche auf. Auf der offiziellen Skala für die Zustandsbeschreibung von Straßen von eins bis fünf – wobei die eins für „sehr gut“ und die fünf für „mangelhaft“ steht – gibt die Stadt der Straße An der Alten Zauche zwischen Horstweg und der Straßenbahn eine 3,5 bis 4,5. „Der Zustandswert 3,5 gilt als Warnwert, wobei der Straßenzustand intensiver Beobachtung bedarf. Der Zustandswert 4,5 bedeutet, dass bauliche und verkehrsbeschränkende Maßnahmen geprüft werden müssen“, so die Verwaltung in ihrer Antwort.

Die Liste der maroden Straßen ist lang

Die Sanierungskosten allein für diese Fahrbahn schätzt die Stadt auf 1,5 Millionen Euro. Für die Instandsetzung der Straße samt den Gehwegen auf beiden Straßenseiten und der dortigen Autostellplätze werden sogar 3,32 Millionen Euro veranschlagt. Geld, dass nicht im kommunalen Haushalt enthalten ist. „Für Sanierungsmaßnahmen dieser Art stehen im Jahr 2015 und in den folgenden Jahren keinerlei Investitionsmittel zur Verfügung“, räumt die Stadtverwaltung ein. Auftretende Gefahrenstellen An der Alten Zauche könnten derzeit lediglich mit sogenanntem Kaltasphalt geschlossen werden. Im Falle einer Havarie, wie zuletzt in Höhe der Hausnummer 23, müssten einzelne Betonplatten erneuert werden.

Außer den Betonstraßen in den Neubaugebieten sowie der Großbeerenstraße, dem Horstweg und der Geschwister-Scholl-Straße sieht die Verwaltung auch für andere Teilstrecken deutlichen Sanierungs- oder Ausbaubedarf. Aufgelistet werden im Süden der Stadt die Rudolf-Breitscheid-Straße, die Templiner Straße, die Neuendorfer Straße, die Galileistraße und die Straße Zum Kirchsteigfeld, die aber zum Teil noch dieses Jahr saniert werden soll. Das hatten die Stadtverordneten gegen den Protest von Anliegern beschlossen, die an den Kosten der 825.000 Euro teuren Arbeiten beteiligt werden. Im Norden der Stadt sind laut Verwaltung vor allem die Ketziner Straße, die Potsdamer Chaussee, die Straße Am Neuen Garten, die Große Weinmeisterstraße, die Dortustraße, die Kastanienallee, die Forststraße, der Hügelweg sowie die Geiselberg- und die Reiherbergstraße reparaturbedürftig.

Unattraktiv auch für Touristen

Das Argument fehlender Mittel für die Sanierung der Straßen lässt Jörg Becker vom ADAC nicht gelten. Investitionen in die Infrastruktur seien enorm sinnvoll. „Gerade in Potsdam mit den vergleichsweise hohen Steuereinnahmen sollte das möglich sein“, so der Verkehrsexperte. Als wichtiges Tourismusziel müsse die Stadt ihre Attraktivität erhalten.

Handlungsbedarf sieht Becker aber vor allem mit Blick auf das Gefährdungspotenzial der maroden Betonstraßen. „Besonders an heißen Sommertagen kann es zum Anheben der Platten kommen. Gefährlich werden kann das vor allem für Fahrrad- und Motorradfahrer“, warnte Becker. Der Sanierungsbedarf der Betonstraßen sei allgemein bekannt – diese stammten in der Regel noch aus DDR-Zeiten.

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