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Seit Mai 2013 wurde der Boden des Marmorsaals aufwendig saniert.

© J. Bergmann

Marmorsaal im Neuen Palais ist fertig saniert: Friedrichs Prahlerei

Nach drei Jahren wird der Marmorsaal im Neuen Palais wieder geöffnet, ab Mittwoch ist er für Besucher zugänglich. Für die Schlösserstiftung bleibt trotzdem noch einiges zu tun.

Potsdam - Über zwei Etagen erhebt sich der Raum. 600 Quadratmeter misst der kunstvoll gestaltete Marmorfußboden. Die Wände werden von vier großformatigen Gemälden geschmückt. Und alles wird gekrönt von einem 240 Quadratmeter großen Deckengemälde: „Ganymed wird von Hebe in den Olymp eingeführt“, heißt es. Der Marmorsaal ist der größte Festsaal des Neuen Palais. Ab Mittwoch ist er nach einer dreijährigen umfangreichen Sanierung des Fußbodens wieder für Besucher zugänglich. Am Montag wurde er Pressevertretern gezeigt.

Der ganze Saal strahlt das Geltungsbedürfnis seines Bauherren aus. Nach dem verlustreichen aber für Friedrich den Großen am Ende erfolgreich ausgegangenen Siebenjährigen Krieg hatte sich das kleine Preußen als europäische Großmacht etabliert. Und der Monarch wollte auch mit der Architektur des Neuen Palais zeigen, dass er ein bedeutender Herrscher ist. Dabei bildete der Marmorsaal das zentrale Element des neuen Schlossbaus. Entsprechend prunkvoll sollte es aussehen. So wurde an güldenen Verzierungen ebenso wenig gespart wie am kostbaren Marmor für den Fußboden.

„Dieser Raum ist das große Statement Friedrichs“

Und auch darin steckte eine politische Botschaft: Die Gäste des Königs setzen ihre Füße zum Großteil auf Marmor aus dem durch den Krieg endgültig von Österreich abgerungenem Schlesien. „Dieser Raum ist das große Statement Friedrichs“, sagt auch Hartmut Dorgerloh, Chef der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), die sich im Auftrag der Bundesrepublik und der Länder Brandenburg und Berlin um das preußische Erbe kümmert. „Er wollte zu den Großen dazugehören“, sagt Dorgerloh und zeigt Richtung Deckengemälde, wo Zeus mit den Göttern speist. „Es ging um Prahlerei“, so Günter Wienands, der Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Montag vertrat.

Des Monarchen Eigensinn hat allerdings bisweilen dazu geführt, dass er den Rat von Fachleuten ignorierte: Die Decke des unter dem Marmorsaal gelegenen Grottensaals sollte nämlich nicht wie von den Baumeistern vorgeschlagen von einem flachen Gewölbe getragen werden. Stattdessen ließ Friedrich im Jahr 1766 die gewaltige Spannweite mit mehr als 18 Meter langen Holzbalken überbrücken – das sollte billiger sein. Doch schon wenige Jahre später zeigten sich erste Schäden, weil die Hölzer zu feucht verbaut worden waren und faulten. Zusätzliche Balken wurden eingezogen. Doch das Fäulnisproblem blieb.

Der Marmorsaal wurde für Besucher gesperrt

Während der Untersuchungen zur Deckensanierung unter der benachbarten großen Kammer im Februar 2008 wurden schließlich so starke Schädigungen an den tragenden Hölzern festgestellt, dass der Marmorsaal für Besucher gesperrt werden musste. Im darunter liegenden Grottensaal, dessen Sanierung bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen wurde, wurden sogar Schutzdächer aufgestellt, um die Besucher vor herabfallenden Stuckteilen zu bewahren.

4,9 Millionen Euro hat die Sanierung der maroden Holzbalkendecke gekostet. „Wir sind im Kosten- und im Zeitrahmen geblieben“, so Dorgerloh. „Es kann auch klappen, wenn der Bund, Berlin und Brandenburg zusammen etwas bauen“, sagte Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD). Dabei war die Arbeit an den maroden Balken alles andere als einfach: Das Mauerwerk war direkt auf das Holz der Balken aufgesetzt. Die fehlende Belüftung schädigte die Balkenköpfe. Von unten kam man nicht an die Balken heran, weil die Decke des Grottensaals zu fragil war. Um das Holz von oben zu erreichen, wurde ein 70 Zentimeter breiter Streifen des Marmorbodens abgenommen. Die Balkenköpfe waren schwer zugänglich, weil zusätzlich zu den originalen 31 Balken aus der Erbauungszeit noch 34 weitere im Zuge einer Sanierung 1774 eingebaut worden. Zwischen den Balken ist es oft sehr eng. „Wir brauchten besonders schlanke Zimmerleute“, so Dorgerloh. Besonders stark geschädigte Balkenköpfe wurden durch eine sogenannte Prothese ersetzt. Die schadhaften Teile wurden abgeschnitten und neue Köpfe aus Holz mit eingeklebten Stahlstäben angefügt.

Der Marmor hatte über die Jahrhunderte stark gelitten

Parallel zu den Zimmerleuten und Maurern arbeiteten mehrere Restauratorenteams am Marmorfußboden und der Grottensaaldecke. Friedrich schätzte die dekorative Wirkung farbiger Natursteine offenbar sehr. Sie finden sich in vielen Potsdamer Schlössern. Im Marmorsaal übertrug er den filigranen Ornamentstil, der sonst Wände, Decken und kunsthandwerkliche Objekte schmückte, auf eine große steinerne Fläche. Doch über die Jahrhunderte hatte der Marmor gelitten – unter anderem auch, weil die maroden Balken Schwingungen verursachte, wie Dorgerloh erläuterte. „Dadurch gab es viele Risse.“

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Auch wenn mit dem Marmorsaal ein wichtiger Teil des Neuen Palais wieder geöffnet wird, bleibe für die Schlösserstiftung noch viel zu tun. Derzeit laufe die Sanierung des Sockelgeschosses. Auch dort ist Feuchtigkeit ein Problem. „Zur Kaiserzeit wurden Zwischenwände eingezogen“, so Dorgerloh. Friedrich hatte ursprünglich dafür gesorgt, dass der Keller zur Belüftung offen blieb. Anschließend soll der ebenfalls seit Langem gesperrte Tanzsaal saniert werden.

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