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Siegfried Grube, feiert 30 Jahre als selbstständiger Händler. Und beschenkt Bergmann-Mitarbeitende.

© Andreas Klaer

Markt-Jubiläum von Siegfried Grube: Händler-Urgestein beschenkt Bergmann-Kollegium

30 Jahre Rewe im Marktcenter: Siegfried Grube bedankte sich zum Firmenjubiläum bei Mitarbeiter:innen der Corona-Station.

Potsdam - Eigentlich ist es der Rewe-Markt, der heute Geburtstag hat, doch gefeiert wird jemand anderes: Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Supermarktes übergibt Firmen-Gründer Siegfried Grube an diesem Freitag (30.4.) 30 Gutscheine im Wert von jeweils 30 Euro sowie 30 Freikarten des 1. FC Turbine Potsdam an die Mitabeiter:innen der Corona-Station des Ernst von Bergmann-Klinikums. „Wir wollten keine Jubiläumsfeier machen, sondern stattdessen denen danken, die hier in den vergangenen Monaten Übermenschliches geleistet haben“, sagte Grube.

Ebenfalls übergeben wollte er einen großen Geschenkkorb mit Produkten brandenburgischer Lebensmittelhersteller: „Die Lieferungen unserer Partner waren so überwältigend, dass aus dem Geschenkkorb jetzt ein Lieferwagen geworden ist“, so Grube. Zu den Spenden für die Klinikums-Mitarbeiter:innen gehören unter anderem 30 Kilo Spargel vom Spargelhof Jakobs, 60 Flaschen Werder-Ketchup, 60 Flaschen Bier von der Braumanufaktur und 30 Kilo Bockwurst von den Golßener Fleisch- und Wurstwaren.

Siegfried Grube engagiert sich immer wieder für die Stadt und ihre Bewohner.
Siegfried Grube engagiert sich immer wieder für die Stadt und ihre Bewohner.

© Andreas Klaer

Aktionen wie diese, die über das Tagesgeschäft des Einzelhandels hinausgehe, sind typisch für Grube, der sich selbst am liebsten als „Potsdamer Kaufmann“ bezeichnet: Egal ob Spendenaktionen für die Multiple Sklerose-Gesellschaft, für den Lichthof des Karstadt-Kaufhauses, für die Freiwillige Feuerwehr oder für den Wiederaufbau der Garnisonkirche – immer wieder engagierte er sich mit seinem Supermarkt ehrenamtlich für verschiedenste Themen in der Stadt.

Die Anfänge waren bescheiden: In der DDR war Grube stellvertretender Direktor des Potsdamer Warenhauses (heute Karstadt), nach der Wende wollte man ihm nicht mal mehr die Leitung eines Supermarktes anvertrauen. „Sie sind zu alt, hieß es da, das werden sie alles nicht begreifen“, erinnert sich Grube, der damals 51 Jahre alt war. Auf eigene Faust gründete er daher 1991 in der ehemaligen Markthalle an der Breiten Straße den „Kiezmarkt Grube“, nachdem er dort einen alten HO-Laden übernommen hatte. Auch bei der Bank, wo Grube einen Kredit aufnehmen wollte, war man zunächst skeptisch und fragte nach den Sicherheiten: „Die Sicherheit bin ich!“, sagte Grube, dank seiner Berufserfahrung konnte er die Bank überzeugen.

Kiezmarkt startete mit 80 Quadratmetern Fläche

Eigenhändig malerte Grube in seinem neuen Geschäft die Wände und holte mit dem Handwagen alte Regale vom Warenhaus. Der Kiezmarkt startete mit beengten 80 Quadratmetern Verkaufsfläche. „Von den Biermarken hatten wir nur die Muster im Laden, wenn jemand einen Kasten wollte, haben wir ihn aus dem Lager geholt“, sagt Grube. Zur ersten Kundschaft gehörte eine Familie, die begeistert vor der kleinen Kühltruhe stand: „Sie hatten sich gerade selbst ein Tiefkühl-Schrank gekauft und haben mir die halbe Truhe leergekauft“, sagt Grube. „Sie kaufen bis heute bei uns ein.“

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Fünf Jahre nach der Öffnung erweiterte sich der Kiezmarkt auf 500 Quadratmeter. Nach dem Abriss der alten Markthalle und der Eröffnung des Markt-Centers 1997 wuchs der Supermarkt auf 2000 Quadratmeter, nun als Rewe-Markt. Auch die Eröffnungen des benachbarten Netto-Supermarktes, der Bahnhofspassagen oder der Kaufland-Filiale in der Zeppelin-Straße konnten dem Erfolg von Grube nichts anhaben: „Das haben wir alles gut überstanden.“

Siegfried Grub ist eine Händler-Institution von Potsdam.
Siegfried Grub ist eine Händler-Institution von Potsdam.

© Andreas Klaer

Während heute viele Supermärkte sehr auf regionale Produkte achten, sei dies Anfang der Neunziger Jahre völlig anders gewesen, sagt Grube: „Nach der Wende war die Regionalität total verschwunden. Bei Spreewaldkonserven sagten die Kunden: ‚Wollen wir nicht.‘“ Grube setzte dennoch auf lokale Betriebe: Frischei Beelitz, die sich ebenfalls an der Spendenaktion für die Corona-Station im Klinikum beteiligt haben, war einer von Grubes ersten regionalen Partnern.

Trend zu regionalen Marken

Nach der großen Neugier auf die Warenwelt des Westens sind die Kund:innen im Laufe der Neunziger Jahre allmählich zu den regionalen Marken zurückgekehrt. Ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren immer mehr verstärkt habe, sagt Grube: „Die Leute haben irgendwann gesagt: Ich möchte Äpfel aus Werder, warum müssen die aus dem Alten Land bei Hamburg kommen?“ Brandenburger Produkte werden geschätzt: „Früher haben wir Pakete aus dem Westen bekommen, jetzt sagen mir Freunde aus Hessen: Kannst du mir etwas Spargel aus Beelitz schicken?“, sagt Grube.

Workaholic mit 82 Jahren

2007 übernahm Grubes Sohn Thomas die Geschäftsführung, Grube senior ist allerdings immer noch Hauptgesellschafter der „Rewe Supermarkt Siegfried Grube oHG“. Der 82-Jährige ist ein Workaholic, noch immer ist er bis zu dreimal pro Woche vor Ort im Markt, schaut nach dem Rechten und plaudert mit Stammkund:innen. „Es macht einfach Spaß, mit den Kunden zu arbeiten“, sagt Grube.

Auch wenn es durch die Pandemie weniger geworden sind: Dass die Potsdamer Ministerien viele ihrer Mitarbeiter:innen ins Homeoffice geschickt haben, mache sich auch im Rewe bemerkbar, sagt Grube: „Diese Kunden fehlen uns.“ Auch das Einkaufsverhalten habe sich verändert: Kund:innen, die früher drei bis vier Mal die Woche kamen, sind nun seltener da, kaufen aber dafür mehr ein.

Schon zu Beginn der Pandemie legte Grube Wert auf Hygieneregeln: Bereits Anfang März galt Maskenpflicht für Mitabeiter:innen und Kund:innen gleichermaßen. Grubes Konzept überzeugte: „Kunden sagten zu mir: Wir kaufen bei ihnen ein, weil wir uns hier sicher fühlen!“, sagt Grube.

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