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Hart an der Kante: Straßenbau und Baumerhalt sind schwer vereinbar.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Mangerstraße: Anwohner fordern Erhalt der Bäume Bauleiter: Torfschicht erfordert Schachtungen Ulrich Meyer: Zahle nicht für Beseitigung der Allee

Berliner Vorstadt - Eine dicke Torfschicht erschwert den Ausbau der Mangerstraße unweit der Villa Kellermann. Um diese sogenannte Torflinse entfernen zu können, müssen umliegenden AlleeBäume weichen.

Berliner Vorstadt - Eine dicke Torfschicht erschwert den Ausbau der Mangerstraße unweit der Villa Kellermann. Um diese sogenannte Torflinse entfernen zu können, müssen umliegenden AlleeBäume weichen. Bei einer Baustellen-Begehung stießen Mitarbeiter der Potsdamer Stadtverwaltung und Baubeteiligte daher am gestrigen Morgen auf teils heftige Protestbekundungen von Anwohnern. Das Resümee von Martina Woiwode vom städtischen Tiefbauamt nach eineinhalbstündiger Debatte mit Anwohnern und Vertretern von Naturschutzverbänden: „Uns steht eine Woche intensiven Nachdenkens bevor, ehe wir Fakten schaffen.“ Zumindest so lange würden die Bäume stehen bleiben.

Das aufgetretene Problem erläuterte Bauleiter Fred Bahlke. Demnach geht im Tiefbau „mit dem ersten Spatenstich das Abenteuer los“. Teile der Mangerstraße bestünden bis in eine Tiefe von 2,70 Metern aus „Torf vom Feinsten“. Daher müsse die Straße ausgeschachtet werden. Erst unter dem „Modder“, erklärte Bahlke, befinde sich wieder fester Grund, auf dem Straßen und Leitungen gebaut werden könnten. Für die Schachtungen müssten Spundwände in die Tiefe eingebracht werden, um einen Wassereinbruch zu vermeiden. Durch die Spundwände würden jedoch wichtige Wurzeln gekappt. Zudem sei für Rammarbeiten Baufreiheit in der Höhe nötig; die Äste störten. Bahlke: „Erst in der Seestraße werden wir wieder besseren Boden kriegen.“

Bereits in der vergangenen Woche war eine interne Stellungnahme aus dem Grünflächenamt aufgetaucht, wonach alle Bäume in der Mangerstraße im Zuge des schon begonnenen Ausbaus so stark geschädigt seien, dass sie durchgehend gefällt werden müssten (PNN berichteten). Dass ein „Kahlschlag“ bevorstünde, wurde jedoch von Stadtsprecher Stefan Schulz dementiert. Dazu erklärte gestern Anwohner und TV-Moderator Ulrich Meyer („Akte – Reporter kämpfen für Sie“), die Pressestelle der Stadt sollte nicht angewiesen werden, „das zu leugnen, was intern schon klar ist“. In der Tat heißt es in dem Papier des Grünflächenamtes wörtlich: „Der Bereich Grünflächen empfiehlt, im Rahmen des Bauvorhabens Mangerstraße den Altbaumbestand komplett abzuräumen, da seine nachhaltige Sicherung aufgrund der spezifischen Erfordernisse des Bauablaufs nicht möglich ist.“

Martina Woiwode versicherte gestern vor Ort, für die Fällung jedes einzelnen Baumes brauche sie eine Vollmacht. „Wir nennen das Salamitaktik“, konterte die Mangerstraßen-Anwohnerin Georgia Tornow. Die bekannte Journalistin verlangte von der Stadt und den Baufirmen, sich auf die Gegebenheiten in der Mangerstraße einzustellen. Tiefbauamtsmitarbeiterin Woiwode erklärte, selbst von der Torf- linse überrascht worden zu sein, bekannte aber auch, dass bereits frühzeitig für den vorher noch geplanten „rationalen Straßenbau“ Baumfällungen eingeplant waren. Georgia Tornows Reaktion: Rationalen Straßenbau könne sie „im Bornstedter Feld machen, aber nicht in einem gewachsenen Gefüge“.

Auch Peter Traichel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) bezweifelte, dass Tiefschachtungen die einzige Möglichkeit seien, mit der Torfschicht umzugehen: „Es gibt immer mindestens zwei Lösungen.“ Diesem Gedanken pflichtete Ulrich Meyer mit Verweis auf die zu zahlenden Anwohnerbeiträge bei: „Ich bin bereit, für die Rettung der Allee zu zahlen; nicht aber dafür, sie zu beseitigen.“ Martina Woiwode deutete Lösungsmöglichkeiten an, die jedoch mit anderen Zielen kollidierten. So könnte die Straßenbreite reduziert werden, wodurch die Wurzeln geschont würden. Dadurch sinke allerdings die Zahl der Parkplätze; auch entspreche dies nicht der Funktion der Straße als Erschließungsstraße für das Wohngebiet. Lösungen sollen nun in weiteren Gesprächen mit Anwohnern und Naturschützern gefunden werden.

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