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Großzügigster Potsdamer: Der Software-Milliardär Hasso Plattner. Verbitterung und Neid einiger Potsdamer machen ihm zu schaffen.

© dpa

Mäzen mag nicht mehr: Plattner erwägt Teilrückzug aus Potsdam

Konsequenz aus dem Kunsthallen-Debakel: Der Potsdamer Milliardär und SAP-Gründer Hasso Plattner will nach PNN-Informationen Liegenschaften veräußern. Bislang ist er der großzügigste Mäzen der Stadt.

Potsdam - Hasso Plattner, Mitgründer des Software-Weltkonzerns SAP und Potsdams wichtigster Mäzen, erwägt knapp ein Jahr nach dem Kunsthallen-Debakel nach PNN-Informationen einen Teilrückzug aus der brandenburgischen Landeshauptstadt. Plattner hatte Potsdam für bislang 200 Millionen Euro ein Universitätsinstitut gespendet und rund 22 Millionen Euro für die historische Fassade des wiederaufgebauten Stadtschlosses bezahlt. Nun stoppt er offenbar weitergehende Pläne und will bereits erworbene Liegenschaften in der Landeshauptstadt veräußern. Betroffen sind Vorhaben im Nordraum und in Golm.

So ist die Zukunft des größten laufenden Plattner-Projekts „Campus am Jungfernsee“ – geschätzte Investition: rund eine halbe Milliarde Euro – nach PNN-Informationen völlig offen. Plattner soll bereits mit dem internationalen Immobilienunternehmen Regency Group über einen Verkauf verhandeln. Plattner hielt sich auf Anfrage am Dienstag dazu bedeckt. Auch Potsdams Rathaus beantwortete Fragen zur Zukunft des Jungfernsee-Areals nicht. Dort wollte Plattner zuletzt seine Kunsthalle errichten, die ursprünglich an der Stelle des DDR-Plattenbaus des Hotel Mercure direkt neben dem aufgebauten Stadtschloss entstehen sollte. Nach heftigen Debatten hatte Plattner das Projekt in der Stadtmitte abgeblasen. Auf dem Areal direkt am Jungfernsee sollten außerdem für rund 350 Millionen Euro 80 bis 90 Villen und rund 60 Eigentumswohnungen der Luxusklasse entstehen. Kurz vor dem Bezug steht dort bereits das neue SAP-Forschungszentrum für 14,3 Millionen Euro. Im Wissenschaftspark Golm besitzt Plattner zudem ein Forschungs- und Produktionszentrum. Über dessen Verkauf soll es nach PNN-Informationen bereits eine Absichtserklärung mit einem Investor geben. Nicht zur Disposition stehen das Hasso-Plattner-Institut und die frühere Churchill-Villa am Griebnitzsee, ein Wohnsitz Plattners.

Bereits nach dem Kunsthallen-Debakel war Plattner auf Abstand zu Potsdam gegangen. Er habe Verbitterung, Neid und selbst Hass erfahren, sagte Plattner damals. Es gebe in der Stadt eine „Grundströmung unter der erfolgreichen Oberfläche“, von der er nichts geahnt habe. Plattner schon damals: „Ich mache mich hier nicht zum Affen.“

Dass er sich jetzt dafür interessiert, im Palast Barberini – am Alten Markt vis à vis des Stadtschlosses – ein Museum einzurichten, passt zu den Rückzugsgedanken: Dort könnte Plattner in würdigem Rahmen seine Sammlung ostdeutscher Kunst zeigen, wie er es zugesagt hat, ohne jedoch selbst eine Kunsthalle zu bauen. Der Berliner Unternehmer Abris Lelbach, der den Palast Barberini originalgetreu wiederaufbaut, bestätigte auf PNN-Anfrage lediglich Verhandlungen mit Plattner. Mitte Mai soll die Entscheidung fallen, so Lelbach. Doch selbst wenn das Plattner-Museum dort einzieht: Dass der Unternehmer dort neben den Werken ostdeutscher Maler in Zukunft seine große private Kunstsammlung mit Werken der Klassischen Moderne ausstellt, wie er es ursprünglich für seine Kunsthalle geplant hatte, scheint ausgeschlossen. Er sehe seine äußerst wertvolle Sammlung, sein Vermächtnis, in Potsdam nicht mehr am richtigen Ort, hieß es schon kurz nach der Absage für die Kunsthalle aus Plattners Umfeld.

Hintergrund: Hasso Plattners Mäzenatentum

Hasso Plattner unterhält zwei gemeinnützige Förderstiftungen. Über eine, die kleinere, finanziert er das Potsdamer „Hasso Plattner Institut für Softwaresystemtechnik“ (HPI). Weit mehr als 200 Millionen Euro sollen über diese Stiftung bereits in den Betrieb des zur Universität Potsdam gehörenden, aber ausschließlich von Plattner privat finanzierten HPI geflossen sein. Neben der HPI-Stiftung gibt es die Hasso Plattner Förderstiftung gGmbH, über die der Milliardär sich über die Wissenschaft hinaus engagiert. So flossen 20 Millionen Euro für die historische Fassade des Potsdamer Stadtschlosses. Auch Projekte in Südafrika gegen Aids und für die medizinische Grundlagenforschung über die Krankheit sowie die Nelson Mandela Foundation unterstützt Plattner darüber.„Vom Zurückgeben halte ich viel, wenn man sehr erfolgreich gewesen ist im Leben“, sagte Hasso Plattner in einer TV-Dokumentation. „Man kann das Geld ja auch nicht mitnehmen.“ Plattner, gebürtiger Berliner, der 1972 das einzige deutsche international agierende Softwareunternehmen SAP mitgründete, gilt laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ als einer der reichsten Deutschen. Geschätztes Vermögen: rund sieben Milliarden US-Dollar. Er ist heute Aufsichtsratschef von SAP und Weltbürger: Er pendelt zwischen den USA, Europa und Südafrika. Wenn er in Potsdam weilt, wohnt Plattner am Griebnitzsee. Dort hat er die „Villa Urbig“ erworben, in der während der Potsdamer Konferenz der britische Premierminister Winston Churchill residierte. (SCH)

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