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Der Angeklagte wurde schon in der DDR wegen Sexualdelikten verurteilt (Archivbild).

© Henri Kramer

Mädchen in Drewitz entführt: Sexualstraftäter hat Geständnis abgelegt

Willy D. wird vorgeworfen, in Drewitz ein Mädchen (6) entführt und missbraucht zu haben. Am Donnerstag legte er ein Geständnis ab - und schilderte seine Alkoholsucht.

Potsdam - Im Prozess gegen den mutmaßlichen Sexualstraftäter, der am Möbelhaus „Porta“ ein sechs Jahre altes Mädchen entführt und später in seiner Wohnung in Drewitz sexuell missbraucht haben soll, hat der Angeklagte am Donnerstag erstmals ausgesagt. Willy D. beschrieb sich vor dem Landgericht als notorischen Alkoholiker mit Wahnvorstellungen, der seinen Hang zu Straftaten nicht immer kontrollieren könne.

Im Anschluss legte er unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein wenige Minuten umfassendes Geständnis ab, das sein Verteidiger Thomas Arndt verlas. Dieser hatte auch eine Entschuldigung seines Mandanten angekündigt. Die Berliner Anwältin Manuela Krahl-Röhnisch, die das Opfer als Nebenklägerin vertritt, sagte den PNN danach, im „Rahmen seiner Möglichkeiten“ habe der Angeklagte gestanden - allerdings bestünden wegen des hohen Alkoholkonsums in der Zeit auch größere Erinnerungslücken.

„Alkohol und die Straftaten hängen zusammen“

Der auch schon zu DDR-Zeiten wegen Sexualstraftaten verurteilte 58-Jährige hatte dem Gericht am Vormittag mit schleppender Stimme geschildert, der „Alkohol und die Straftaten hängen zusammen“. Er trinke Alkohol, um seine Gefühle zu unterdrücken, „bis dann irgendwas in meinem Gehirnkasten verkehrt läuft“. Dann könne er sich nicht mehr steuern.

Der Angeklagte sprach von einem Punkt, „an dem ich nichts mehr unterdrücken kann, weil der Alkohol schon nicht mehr wirkt“. Zugleich höre er Stimmen und sehen Schatten, die zu ihm sprechen: „Nimm Sie mit nach Hause“. Diese Stimme würden ihm zum Beispiel drohen, sie würden zum Beispiel seine Mutter töten, „wenn ich nicht mache, was sie wollen“.

Bis zu vier Flaschen Schnaps am Tag

Schon im Alter von 13 Jahren habe er begonnen zu trinken, vor allem Bier und Schnaps: „Meine beste Freundin ist der Alkohol“. Zu DDR-Zeiten war er noch als Maler oder Forstarbeiter tätig, nach der Wende sei er dann, bis auf Ein-Euro-Jobs, dauerhaft arbeitslos gewesen: „Ich habe von Sozialhilfe gelebt.“ Auch von Erfahrungen in der Psychiatrie berichtete er - und wie seine Ehe nach den ersten Sexualdelikten in die Brüche ging, seinen Sohn habe er seitdem nie mehr gesehen.

In den Jahren vor der angeklagten Tat habe er pro Tag bis zu vier Flaschen klaren Schnaps und mehrere Flaschen Bier getrunken, den Alkohol habe er stets im Stern-Center gekauft und alleine konsumiert, bis er eingeschlafen sei: „Ich hatte ein paar Trinkkumpane, bis ich mir gesagt habe, dass Geld kann ich auch alleine versaufen.“ Wegen unbezahlter Rechnungen sei auch jahrelang der Strom in seiner Wohnung abgestellt gewesen. Wenn das Geld ausging, sei er zu seiner 91-jährigen Mutter in ein Örtchen bei Neuruppin gefahren. 

Der einschlägig vorbestrafte 58-jährige Willy D. ist wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern, Freiheitsberaubung und der Entziehung Minderjähriger angeklagt. Der gebürtige Neuruppiner habe nach der Entführung des vietnamesisch-stämmigen Mädchens an ihr „dem Beischlaf ähnliche sexuelle Handlungen“ vorgenommen, hieß es von der Staatsanwaltschaft bei Verlesung der Anklage. Dabei soll der Mann das Kind mit einem Messer bedroht und misshandelt haben, hieß es.

Dutzende Einsatzkräfte suchten das Mädchen

Der Fall hatte für Bestürzung in Potsdam gesorgt. Das Mädchen war verschwunden, als es mit seinem Vater und drei Geschwistern an einem Samstag, am 25. Mai, das Möbelhaus „Porta“ besuchte und allein mit einem Fahrstuhl nach unten gefahren war und dann in Richtung Ausgang ging, dann verlor sich ihre Spur. Die Polizei suchte danach mit dutzenden Einsatzkräften und einem Hubschrauber nach dem Kind – zunächst aber erfolglos. 22 Stunden später wurde das Mädchen dann weinend und verletzt auf einem Gehweg in der Nähe des Tatorts gefunden.

Ein Großaufgebot an Polizisten suchte das Mädchen. 
Ein Großaufgebot an Polizisten suchte das Mädchen. 

© Manfred Thomas Tsp

Laut Staatsanwaltschaft soll sich das Kind allein aus der Wohnung des 58-Jährigen in einem Mehrfamilienhaus im Hertha-Thiele-Weg befreit haben. Der ledige Mann war wie berichtet schlafend und betrunken vorgefunden worden. Der Angeklagte sitzt seither in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Neuruppin-Wulkow. Nach der Festnahme kam er allerdings zunächst in ein Haftkrankenhaus - an diese Zeit des Entzugs konnte er sich vor Gericht aber nicht mehr erinnern. Heute nehme er Tabletten, „zum Betäuben“, wie er sagte.

Ein Urteil könnte am 4. März fallen. Dem Angeklagten drohen nach Gerichtsangaben bis zu 15 Jahre Haft.

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