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Anna Lüdcke (24) ist eine der jüngsten Stadtverordneten in Potsdam.

© Ottmar Winter

Machtkämpfe in der Potsdamer CDU: Ex-Fraktionschefin beklagt Grenzverletzungen gegen ihre Person

Diese Woche war die Potsdamer CDU-Fraktionschefin Anna Lüdcke überraschend zurückgetreten. Nun hat sie sich bei Facebook erklärt. Die Stellungnahme lässt ahnen, wie die Machtkämpfe in der Partei ausgefochten werden

Potsdam - Die überraschend zurückgetretene Potsdamer CDU-Fraktionschefin Anna Lüdcke ist offenbar von Parteifreunden intern heftig angefeindet worden. Am Donnerstagabend veröffentlichte sie bei Facebook eine Erklärung den Rücktritt: „Meiner Meinung nach ist es wichtig, auch in der politischen Arbeit für sich klare Grenzen bezüglich des menschlichen Umgangs mit mir zu setzen und notfalls diese Grenze auch mit einem so entscheidenden Schritt zu ziehen.“ Näheres werde sie öffentlich nicht weiter erläutern – „zum Wohle der Fraktion/Partei“. Die Zeit an der Spitze habe sie viel gelehrt. Die von Teilen der Fraktion kolportiere Vermutung, sie sei wegen Überlastung zurückgetreten, bestritt die 24-Jährige, die auch Stadtverordnete bleibt: "Ich habe neben dem Fraktionsvorsitz mein Studium hervorragend meistern können.“ Nach PNN-Informationen soll Lüdcke zuletzt mit dem Fraktionsgeschäftsführer Jan Jacobi regelmäßig aneinandergeraten sein.

Lüdcke war die erste Frau an der Fraktionsspitze

Wie berichtet hatte Jacobi in der Nacht zum Dienstag für die Fraktion mitgeteilt, dass Lüdcke „aus persönlichen Gründen“ zurückgetreten sei. Den Vorsitz fülle nun Kreischef Götz Friederich allein aus, hieß es. Lüdcke war die erste Frau im Amt einer Fraktionsvorsitzenden in der von Männern dominierten Potsdamer CDU. Sie hatte den Posten nach der Kommunalwahl gemeinsam mit Friederich übernommen. Dieser erklärte auf Anfrage, man werde die „Situation intern in der Fraktion in aller Ruhe und Sachlichkeit erörtern“. Seine Zusammenarbeit mit Lüdcke sei jedenfalls vertrauensvoll und konstruktiv gewesen, so Friederich.

Viele Reaktionen auf die Nachricht

Lüdckes Erklärung führte bei Facebook zu vielen positiven Reaktionen – vor allem von anderen Parteien. So fragte SPD-Fraktionschefin Sarah Zalfen, ob das nun ein weiterer Beweis dafür sei, dass es einer „kritischen Menge“ Frauen bedarf, um eine Betriebs-Kultur zu ändern? Und der CDU-Kreisvizechef Gregor Ryssel forderte: „Wenn mangelnder menschlicher Umgang in unserer Partei angemahnt wird, dann verstehe ich das als dringende Aufforderung, hier entgegenzuwirken.“ Die CDU in Potsdam wird bekanntlich derzeit von Machtkämpfen erschüttert.

Götz Friederich
Götz Friederich

© Henri Kramer

Zwei Kündigungen vor dem Arbeitsgericht

Lüdcke ist bereits die dritte Frau, die in diesem Jahr Ärger mit der Fraktion hatte. So war zwei Mitarbeiterinnen gekündigt worden, beide zogen nach PNN-Informationen vor das Arbeitsgericht. In einem Fall musste die Fraktion nach einem Vergleich mehr als 4000 Euro zahlen. Der zweite Rechtsstreit ist noch nicht entschieden. Auch hier hatte es parteiintern Kritik an den Kündigungen gegeben. Friederich erklärte, Personalfragen hätten Lüdcke und er einvernehmlich entschieden. Auch der Fraktionsvorstand sei dem „regelmäßig gefolgt“.

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