zum Hauptinhalt

M100-Medienpreis aus Potsdam: Eine Verneigung vor Charlie Hebdo

Die französische Satirezeitschrift wird im September auf dem M100-Medientreffen geehrt. Chefredakteur Gérard Biard wird erwartet

Sanssouci - Die Redaktion der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo wird mit dem diesjährigen Potsdamer M100 Media Award ausgezeichnet. Das teilten die Veranstalter am Montag in Potsdam mit. Der undotierte Preis wird zum Abschluss der internationalen Medienkonferenz M100 Sanssouci Colloquium am Abend des 17. September in der Orangerie von Schloss Sanssouci verliehen. Überreicht werden soll er an Gérard Biard, den Chefredakteur der Satirezeitschrift.

Die freie Welt müsse sich solidarisch mit den Opfern des Anschlags auf Charlie Hebdo vom Januar zeigen, begründete Lord George Weidenfeld, Co-Chairman des M100-Beirats, die Entscheidung: „Politische, kulturelle und religiöse Strömungen oder führende Figuren zu kritisieren, oder sogar zu karikieren, darf nicht verboten werden.“ Der Preis sei als Würdigung für den Wert der Presse- und Meinungsfreiheit zu verstehen, erklärte Tagesspiegel-Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff aus dem M100-Beirat. Sie sei „konstitutiv für jede Demokratie“ und unter allen Umständen zu verteidigen, betonte er weiter. Bild-Chefredakteur und M100-Beiratsmitglied Kai Diekmann sprach von einer Verneigung vor den ermordeten französischen Kollegen. Sie hätten den höchsten Preis für die Freiheit der Presse, der Meinung und der Künste gezahlt, so Diekmann weiter. Sei man nicht bereit, den zu zahlen, sei man nicht frei, erklärte der Bild-Chef und Wahlpotsdamer: „Das Einzige, was wir gegen die verabscheuungswürdigen Terroristen tun können, ist, furchtlos so zu leben, wie wir leben.“

Bei dem Anschlag auf die Zeitungsredaktion in Paris am 7. Januar dieses Jahres hatten zwei islamistische Terroristen insgesamt zwölf Menschen ermordet, darunter acht Mitarbeiter von Charlie Hebdo. Nach der Bluttat hatten sich Menschen weltweit unter dem Slogan „Je suis Charlie“ – zu Deutsch: „Ich bin Charlie“ – solidarisch mit den Opfern erklärt. Es war nicht der erste Anschlag mit islamistischem Hintergrund auf die Redaktion der Satirezeitschrift: Bereits 2011 war ein Brandanschlag auf deren Räume verübt worden, nachdem ein Sonderheft zum Wahlerfolg der Islamisten in Tunesien erschienen war.

M100 ist eine Initiative der Landeshauptstadt Potsdam und des Vereins Potsdam Media International, die aus der gescheiterten Bewerbung Potsdams als europäische Kulturhauptstadt hervorgegangen war. Gefördert wird die diesjährige Veranstaltung von der Stadt Potsdam, dem Medienboard Berlin-Brandenburg und dem Auswärtigen Amt, wie die Organisatoren mitteilten. Die Stadt zahlt in diesem Jahr 71 500 Euro – eine Initiative der Linken im Stadtparlament, die Förderung zu streichen, war unlängst gescheitert.

Das M100-Treffen, zu dem internationale Medienmacher zusammenkommen, findet seit 2005 jährlich statt. Zu den bisherigen Preisträgern des M100 Awards zählen der frühere deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher und der dänische Mohammed-Karikaturist Kurt Westergaard, der wegen Todesdrohungen unter Polizeischutz lebt. Für Westergaards Sicherheit während des Mediengipfels in Potsdam hatte im Jahr 2010 ein massives Polizeiaufgebot gesorgt. Im vergangenen Jahr wurde Vitali Klitschko, Ex-Boxer und Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, geehrt. Jana Haase

Zur Startseite