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Luftschiffhafen in Potsdam: Sportler sollen zahlen

Die renommierte Unternehmensberatung KPMG hat den Potsdamer Sportpark Luftschiffhafen mehr als ein Jahr unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse dürften für Debatten sorgen.

Potsdam - Die Sportvereine, die den Luftschiffhafen nutzen, sollen sich finanziell stärker an den dort entstehenden Kosten beteiligen. Das empfiehlt die weltweit tätige Unternehmensberatung KPMG, die jetzt den Stadtverordneten nach monatelanger Arbeit eine rund 200 Seiten starke Expertise vorgelegt hat. Der Inhalt: Stärken und Schwächen des Sportparks. Das Management liegt seit 2009 bei einer Tochter der kommunalen Holding Pro Potsdam, der Luftschiffhafen GmbH (LSH). Für die künftige Arbeit mahnt die KPMG unter anderem mehr Kontrolle durch die Stadt, verbesserte Regelungen bei Interessenskonflikten und gemeinsame strategische Ziele an. Sie lobt aber auch die Entwicklung des Areals. Die PNN geben einen Überblick über die Kernaussagen der Expertise:

Nutzer sollen mehr zahlen

Eigentlich gilt in Potsdam: Die Nutzung von Sportstätten ist kostenfrei. Doch heben die KPMG-Gutachter hervor, dass der Luftschiffhafen sehr intensiv genutzt werde, aber die Nutzer nichts zur Finanzierung beitragen. Hier könnten mittelfristig weitere „Einnahmepotenziale“ erschlossen werden, heißt es in dem Gutachten – etwa durch eine in Potsdam am Widerstand der Kommunalpolitik bereits mehrfach gescheiterte Änderung der Sportanlagenverordnung.

Zu den intensivsten Nutzern des Sportparks gehören die Profisportler des Olympiastützpunkts, die Schüler der Elite- Sportschule, der Hochschulsport der Universität Potsdam sowie diverse Vereine. 50 Prozent der Kosten würden vom Leistungssport verursacht, 26 Prozent durch Breitensport und 19 Prozent von der Sportschule.

Allgemein könne nach Meinung der KPMG für mehr Einnahmen auch sportaffines Gewerbe angesiedelt oder das Bemühen um mehr Sponsoring verstärkt werden. Ohnehin müsse der Standort auch bei den Potsdamern bekannter werden, fordern die Prüfer. Vorgeschlagen wird zum Beispiel eine alljährliche Potsdamer „Nacht des Sports“ mit Fokus auf den Luftschiffhafen.

Millionenkosten für MBS-Arena

Auch für die MBS-Arena schlagen die KPMG-Gutachter ein neues Erlös- oder Betreibermodell vor, um weitere Einnahmen zu generieren. Bisher können zum Beispiel Vereine die Halle nutzen, wenn sie zehn Prozent der Einnahmen aus den Ticketverkäufen an die Stadt abgeben – das betrifft etwa die Bundesligaspiele der Volleyballerinnen des SC Potsdam und des Handballdrittligisten des VfL Potsdam. Erschwerend komme hinzu, dass die Vereine noch große Freikartenkontingente vergeben würden, um mehr Zuschauer zu gewinnen, wie es in dem Gutachten heißt: Es sei nicht ungewöhnlich, dass nur zehn bis 20 Prozent der Zuschauer den regulären Eintrittspreis bezahlen würden. Dadurch sinke der Einnahmeanteil für die Stadt weiter, so die KPMG.

Dadurch wird allein für das Jahr 2014 für die MBS-Arena ein Verlust von 1,74 Millionen Euro ausgewiesen. 2013 waren es 1,43 Millionen Euro. Als Gegenmaßnahme regt die KPMG an, für mehr Einnahmen mehr kommerzielle Veranstaltungen zu organisieren – bisher sei dies nur im Einzelfall möglich.

Parkhaus sorgt noch für Ärger

Auch eine Umfrage unter den Nutzern hat die KPMG erstellt. Ein Ergebnis: Auch ein Jahr nach seiner Eröffnung haben sich die Nutzer des Luftschiffhafens mit dem neuen kostenpflichtigen Parkhaus nicht abgefunden. Andere wilde und kostenlose Parkplätze auf dem Gelände sind damals weggefallen. Unter anderem seien die Parkhaustickets zu teuer und die Zahl der Kurzzeitparkplätze zu gering – etwa für Eltern, die ihre Kinder vom Training abholen. Die Mehrzahl der Nutzer ärgere sich auch, dass bei Großveranstaltungen die vorhandenen Parkplätze nicht ausreichten und nun die Laufwege zu den Sportstätten deutlich länger seien, heißt es. Insgesamt sind die befragten Nutzer aber mit dem Zustand des Luftschiffhafens zufrieden und geben auf einer Skala von 1 bis 5 die Note 2,26. Der in der Vergangenheit vielfach kritisierte Umgang der Luftschiffhafen GmbH mit den Nutzern erhielt eine 2,15. Allerdings fürchtet auch ein Drittel der Nutzer, dass der Leistungs- den Breitensport künftig mehr und mehr verdrängen könnte.

Mehr Transparenz gefordert

Viele Handlungsempfehlungen der KPMG betreffen transparente betriebliche Abläufe. Unter anderem sollen kurzfristig Details diverser Verträge zwischen Stadt und LSH verändert sowie ein professionelles Gebäudeverzeichnis für das Areal aufgelegt werden. Ebenso wird ein Verfahren bei Interessenkonflikten verlangt. So ist LSH-Chef Andreas Klemund auch Chef des vor allem dem Leistungssport verpflichteten Olympiastützpunkts.

Erste Reaktionen in der Politik

Anlass für die Evaluation war ein Antrag der Linken von Anfang 2014, die Arbeit der LSH-Betreiber eingehend zu prüfen. Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte auf PNN-Anfrage, der Bericht zeige, dass die Arbeit im Luftschiffhafen transparenter werden müsse: „Das wollten wir ohnehin schon immer.“ Über die vorgeschlagenen Maßnahmen müsse nun gesprochen werden – dabei machte Scharfenberg klar, dass er die Beitragsfreiheit für die Sportstättennutzung für wichtig hält. Stadtsprecher Stefan Schulz kündigte an, zu den Empfehlungen werde eine Arbeitsgruppe gegründet – um dann die Schlüsse für den Luftschiffhafen zu ziehen. Auch die Stadtverordneten müssen die Ergebnisse diskutieren. Gekostet hat die Evaluation laut Stadtverwaltung rund 125 000 Euro.

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