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Losentscheid und alternativer Beirat: Zwei Beiräte für Behinderte

Fast ein Jahr gab es gar keinen Beirat für Menschen mit Behinderung in Potsdam – und nun gleich zwei: Per Losverfahren wurde am Mittwoch der neue Beirat für Menschen mit Behinderung aufgestellt, veröffentlicht werden sollen die neuen Namen am heutigen Donnerstag. Bereits vorab haben jedoch vier Potsdamer die Gründung eines alternativen „Potsdamer Beirats für Menschen mit und ohne Behinderung“ (PBMB) bekannt gegeben.

Fast ein Jahr gab es gar keinen Beirat für Menschen mit Behinderung in Potsdam – und nun gleich zwei: Per Losverfahren wurde am Mittwoch der neue Beirat für Menschen mit Behinderung aufgestellt, veröffentlicht werden sollen die neuen Namen am heutigen Donnerstag. Bereits vorab haben jedoch vier Potsdamer die Gründung eines alternativen „Potsdamer Beirats für Menschen mit und ohne Behinderung“ (PBMB) bekannt gegeben.

Mitgründer ist der Potsdamer Alexander D. Wietschel. Der 48-jährige Projektentwickler und Coach richtet seit 2013 den „Iron Roll“ aus, ein Wettrennen, bei dem Rollstuhlfahrer gegen Fußgänger antreten. Außerdem ist er Mitbegründer der „Iron Roll Akademie“, die sich seit einem Jahr der Problemen von Behinderten annimmt und Aufklärung betreibt.

Wietschel kritisiert unter anderem die Wahl des Potsdamer Behindertenbeirats mittels Los. Die Neukonzeption des ehrenamtlichen Beirats für Menschen mit Behinderung war nötig geworden, da sich das alte Gremium im April letzten Jahres wegen interner Differenzen aufgelöst hatte (PNN berichteten). Bis zum 31. Januar konnten sich Potsdamer mit und ohne Behinderung für die Mitarbeit bewerben. Die künftigen 20 Mitglieder und deren Nachrücker wurden per Los gewählt und sollen am 7. März von der Stadtverordnetenversammlung offiziell für fünf Jahre ernannt werden. Die Betroffenen, so Wietschels Eindruck aus dem Werkstattverfahren im Vorfeld, hätten lieber für eine richtige Wahl mit Wahlkampf gestimmt.

Vor allem wirft Wietschel dem früheren Beirat und der Stadtverwaltung mangelhafte Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Betroffenen vor. Die Stadt wisse gar nicht, was man eigentlich von ihr erwarte, da eine Auseinandersetzung mit den Betroffenen, ihren Familien oder auch ihren potentiellen Arbeitgebern nicht direkt erfolge, kritisiert er.

Wietschel plädiert für einen festgeschriebenen Standard, was die Belange der Behinderten angeht. „Es gibt keinen Grund, wichtige Entscheidungen immer wieder auf irgendwelche Arbeitsgruppen oder Beiräte zu vertagen“, sagt er. Dann würden Dinge wie die Posse um den kaum nutzbaren Lift an der Alten Fahrt, die kaputte Duschhilfe für Rollstuhlfahrer im Schwimmbad blu oder mitunter nicht funktionierende Aufzüge am Bahnhof gar nicht erst passieren. Der „Potsdamer Beirat für Menschen mit und ohne Behinderung“ will künftig Probleme bei der Stadt und in Gremien auch ungefragt ansprechen und Anliegen von Betroffenen koordinieren. In Potsdam leben mehr als 23 000 Menschen mit einer Behinderung, davon mehr als 16 000 mit einer schweren Behinderung. 

Sarah Stoffers

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