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Landeshauptstadt: Loriot ante Portas

Babelsberg war Drehort: Vor 20 Jahren begrüßte das Thalia illustre Gäste

Die Ankündigung des „Pappa ante Portas“ löst im Film nicht nur einige Verwirrung aus, sondern auch Erschrecken. Denn was der ins Rentenalter verabschiedete Einkaufsdirektor Heinrich Lohse bei der Neuorganisation des Haushaltes anrichtet, den seine Ehefrau Renate (Evelyn Hamann) eigentlich gut im Griff hatte, ist fast so schlimm wie das Auftreten Hannibals vor den Toren Roms. Als sich Vicco von Bülow, mit Künstlernamen Loriot, entschloss, seinen zweiten Spielfilm kurz nach der Wende zu großen Teilen in den Defa-Studios in Babelsberg zu drehen, da löste der Ruf „Pappa ante Portas“ aber eher Entzücken und frohe Erwartung aus. Nach der Wende war nämlich noch reichlich unklar, wie es weitergehen sollte mit den staatlichen Defa-Studios und seinen Tausenden von bisher festangestellten Beschäftigten.

Da war der Dreh des berühmten Satirikers geradezu ein Glückstreffer, und als sich Loriot dann auch noch sehr lobend über die professionelle Zuarbeit durch die Babelsberger Fachleute aussprach und erklärte, dass die Defa-Studios unbedingt weitergeführt werden müssten, da war das ein neuer Hoffnungsschimmer. Es kam dann zwar vieles anders als unter staatlicher Leitung gewohnt, statt der SED-Doktrin begann das Geld die Weichen zu stellen. Doch nun hat sich als sicher erwiesen: Babelsberg behauptet nicht nur seinen Platz in der Welt unter den Filmproduktionsstandorten, es ist dabei, eine der ersten Adressen zu werden.

1990 war jedoch die Angst vor dem „Abwickeln“ groß und das Engagement der „Pappa ante Portas“-Crew enorm. Diese Einsatzfreude übertrug sich offenbar auch auf Vicco von Bülow, denn er machte einen Treff mit unserer Zeitung – die damals noch Brandenburgische Neueste Nachrichten hieß – möglich, wie er heute mit all seinen gefestigten PR-Strukturen kaum noch denkbar ist. Wir – Fotograf und Journalistin – tauchten einfach am Set auf. Waren ebenfalls von der Euphorie getrieben, was inzwischen alles in greifbare Nähe gerückt war, und fragten an, ob denn Loriot für ein Kurzinterview für uns Zeit habe. Und er hatte. In der Mittagspause, Essen und Getränke gab es in einem eigens für die Dreharbeiten aufgestellten Zelt, winkte er uns einfach heran und plauderte dann frisch von der Leber weg. Es mache ihm großen Spaß hier zu drehen, erklärte er. Schmunzelnd fügte er hinzu: Nein, mit Eva Hamann sei er nicht liiert, sie sei nur eine seiner Lieblingsdarstellerinnen. Da er aber öfter darauf angesprochen werde, habe er seine Frau mitgebracht. Auch sie wurde herangewinkt, um zu bestätigen, dass bei Bülows alles im Lot und Pappa Vicco alles andere als das Schreckgespenst ante Portas ist. Die freundliche, aber auch präzise Art im Umgang bestätigten am Set dann auch seine Mitarbeiter.

Bülow, 1923 in der Stadt Brandenburg geboren, war nach der Wende sehr froh, dass er seine märkische Heimat wieder ungestört besuchen konnte. Immer wieder tauchte er zu offiziellen Anlässen, aber auch privat im Land Brandenburg auf, und so war es auch vorprogrammiert, dass der Film „Pappa ante Portas“ am 20. Februar vor genau 20 Jahren eine besondere Premiere im Thalia-Kino in Babelsberg erlebte. Viele Loriot-Fans waren erschienen und bildeten applaudierend eine Gasse, als Vicco von Bülow mit seinen Darstellern und der Film-Crew zur Aufführung eintraf. Hella Dittfeld

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