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Links und rechts der Langen Brücke: Wissen, was krank macht

Jana Haase über den ersten Potsdamer Gesundheitsatlas

Arme Eltern machen Kinder krank, dick und aggressiv? Ganz so einfach ist die Rechnung sicher nicht. Aber es ist trotzdem einiges dran an den Vorurteilen von den übergewichtigen Kindern aus den sozial weniger gut gestellten Familien, auch mit verschiedenen anderen Gesundheitsproblemen haben diese Kinder überdurchschnittlich oft zu kämpfen, wie der erste Potsdamer Gesundheitsatlas jetzt zeigt. Der Befund kann niemanden erfreuen – allzu groß dürfte die Überraschung darüber aber auch nicht sein.

Der Wert dieser Studie, die unter Federführung der städtischen Gesundheits- und Sozialplanerin Juliane Nachtmann erarbeitet wurde, ist indes nicht hoch genug einzuschätzen: Erstmals gibt es eine stadtteilgenaue Analyse, ist schwarz auf weiß nachzulesen, wo es den Kindern in Potsdam gesundheitlich besser oder schlechter geht, was die häufigsten Probleme sind, wo es noch Vorsorge- und Impflücken gibt – und welche Rolle dabei auch der Sozialstatus ihrer Elternhäuser spielt. Das wirft im Einzelnen sicher noch Fragen auf, die zu klären sind. Wieso etwa leiden ausgerechnet die Kinder aus den gar nicht so schlecht gestellten ländlichen Ortsteilen so oft an sozialen und emotionalen Störungen? Warum gibt es eine Allergien-Häufung im Kirchsteigfeld? Die Ursachenforschung im ersten Schritt und die Suche nach Gegenmaßnahmen im zweiten Schritt muss jetzt erst noch beginnen – und das soll sie nach dem Willen der Stadtverwaltung auch. Geplant ist unter anderem eine Fachkonferenz zum Thema.

Der Gesundheitsatlas ist jedenfalls eine ideale Grundlage für maßgeschneiderte Gesundheits- und Präventionsprogramme und kann zur wichtigen Argumentations- und Entscheidungshilfe für Mediziner, Pädadogen, Verwaltungsmitarbeiter oder Kommunalpolitiker werden. Denn um etwas an der aktuellen Lage ändern zu können, muss man diese Lage erst einmal genau kennen und mit belastbaren Zahlen arbeiten können. Im besten Fall führt das dazu, dass der Sozialstatus des Elternhauses irgendwann kein Gesundheitsrisiko mehr ist.

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