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Links und rechts der Langen Brücke: Potsdamer Stadtrendite

Sabine Schicketanz über Verkaufspläne mit Signalwirkung

Es ist, so viel steht fest, ein Fall mit Signalwirkung. Die Pläne des kommunalen Konzerns Pro Potsdam, 90 Babelsberger Wohnungen zu verkaufen, sind bisher nicht im Detail bekannt. Doch was zu erfahren ist, reicht aus, um Alarm zu schlagen. Zu klar scheint das Szenario: Die 90 Wohnungen im unsanierten Denkmal werden verkauft, dann wird saniert. Von den bisher günstigen Mieten wird alsbald wenig übrig sein. Die Mieter werden wechseln. Wer heute dort wohnt – viele junge Menschen –, wird sich im Zweifel die höheren Kosten nicht leisten können. Und ausziehen müssen. Dorthin, wo es günstig ist. Vielleicht in die Platte.

Was an vielen Orten Potsdams die private Immobilienwirtschaft, der Markt, bewirkt, soll Am Findling in Babelsberg jetzt offenbar unter städtischer Regie geschehen. Und das, obwohl das Areal Sanierungsgebiet ist, Fördergelder leichter zu bekommen sind. Schon vor anderthalb Jahren, als die Stadtverordneten das Sanierungsgebiet beschlossen, um den Kiez aufzuwerten, hatte der Chef des Sanierungsträgers Stadtkontor, Rainer Baatz, es ausgesprochen: „Das ist ein Fall für eine sozialverträgliche Sanierung.“

Danach sieht nun nichts mehr aus. Sollte es tatsächlich zum Verkauf kommen, wäre das ein Rückschlag für die Bemühungen der Stadtpolitik, der Mietpreisspirale, die sich im gefragten Potsdam nur nach oben dreht, etwas entgegenzusetzen. Zum Beispiel städtische Wohnungen, saniert mit Fördergeldern, die niedrige Mieten voraussetzen. Dazu muss auch die Pro Potsdam natürlich Geld in die Hand nehmen. Doch die finanziellen Folgen lassen sich ja kalkulieren. Dass der Konzern es nicht verkraften könnte, Am Findling selbst zu sanieren, ist nur schwer vorstellbar. Zählbar ist ohnehin nicht nur das Geld. Stadtrendite nennen die Liegenschaftler im benachbarten Berlin neuerdings das, was die Stadt gewinnt, wenn Grundstücke bewusst nicht zum Höchstpreis verkauft werden – um günstigen Wohnraum zu schaffen oder um die Kiezkultur zu erhalten.

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