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Links und rechts der Langen Brücke: Potsdamer Liebesheirat

Sabine Schicketanz wünscht sich, dass den Potsdamern ihr Wunsch nach einem Schwimmbad auf dem Brauhausberg erfüllt wird – doch das wird schwer

In Potsdam ist das Leben neuerdings das reinste Wunschkonzert. Eine Menge Potsdamer wünschen sich einen Landtag, der aussieht wie das Stadtschloss – und siehe da, ihr Wunsch wird erfüllt. Vermutlich noch mehr Potsdamer wünschen sich ein Schwimmbad am Brauhausberg – und auch ihr Wunsch findet Gehör. Es scheint ganz einfach: Bürgerengagement, Bürgerbeteiligung, Bürgerbefragung, wer mitredet, sich befragen lässt, der bekommt auch etwas dafür.

Dennoch, jubeln kann Potsdam über das Bürgervotum für das Brauhausberg-Bad noch nicht wirklich. Denn dass die Potsdamer auf dem Berg schwimmen gehen wollen, in der Mitte der Stadt, an traditionellem Ort, das hat viel mit Emotionen zu tun. Schwimmbad und Brauhausberg – das ist eine Potsdamer Liebesheirat. Und wer wünscht sie sich nicht, wenn er danach gefragt wird, die große Liebe?

Die Vernunft hätte unter Umständen eine andere Entscheidung geboten: die für den etwas abgelegenen Neubau eines Schwimmbads im Bornstedter Feld, wo Kosten- und Zeitplan wesentlich kalkulierbarer erscheinen. Zögen sich nicht die altbekannten politischen Gräben durch die Stadt, die Potsdam in Süd und Nord, in Reviere der Linken und vor allem der SPD teilen, wäre vielleicht am bereits getroffenen Beschluss für das Volkspark-Bad gar nicht mehr gerüttelt worden. Aber genau wissen kann man das in Potsdam auch nicht.

Nun also die Liebesheirat. Baden auf dem Brauhausberg. Darüber, wie diese Liebe aussehen soll, gibt es bereits die ersten Dissonanzen. Die Linke will den Berg am liebsten für das Bad allein und so wenig neu gebaute Wohnhäuser wie möglich dazu. Die Stadtspitze dagegen drängt auf so viele neue Wohnungen wie möglich – schließlich müsse das Schwimmbad mit den Grundstücksverkäufen gegenfinanziert werden. Gleichzeitig will sie eine anspruchsvolle Architektur zum kleinen Preis; ein wenig aussichtsreiches Vorhaben, wie sich schon öfter gezeigt hat. Und über allem schwebt Niemeyer, der Kuppel-Entwurf des brasilianischen Stararchitekten, der eigentlich am besten auf den Brauhausberg passt – aber dann wäre für Wohnhäuser kein Platz mehr.

Es ist absehbar: Um das Schwimmbad auf dem Brauhausberg wird es ein zähes Ringen geben. Wenn eines Tages tatsächlich Richtfest gefeiert wird für das Brauhausberg-Bad, ein schönes, funktionelles, bezahlbares – dann wird dies ein äußerst bemerkenswerter Tag sein für diese Stadt, eine wahre Krönung einer Liebe. Wie viele große Lieben allerdings schon scheiterten an all den Hürden, die Realität und Alltag zu bieten haben, daran sei hier lieber nicht erinnert.

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