zum Hauptinhalt

Lichterfestival in Potsdam: „Een Lichtspektakel“ im Glitzerregen

Das Lichterfestival "Een Lichtspektakel" im Holländerviertel lockte mehr Besucher als erwartet an. Es gab Lob, aber auch kritische Stimmen. Im nächsten Jahr soll es wieder stattfinden - und größer und besser werden.

Potsdam - Wer gedacht hatte, der Dauerregen am Samstag würde die Besucher vom Lichtfestival „Een Lichtspektakel“ im Holländischen Viertel fernhalten, war auf dem Holzweg. Mit Regenschirm und hochgeschlagener Kapuze schlenderten die Lichthungrigen durchs Viertel, erfreuten sich an den illuminierten Häusern, bildeten einen Kreis Schaulustiger um die vielen Feuer-Artisten, kauften an den Ständen, aßen und tranken – und die meisten waren sich einig: Dieses Event ist eine feine Sache für die dunkle Jahreszeit.

Lichtspekakel soll in ganz Potsdam stattfinden

Organisiert hatte das Fest die Aktionsgemeinschaft Holländisches Viertel, der vor allem Händler und Gastronomen angehören. Die Initiatorin Alice Paul-Lunow zeigte sich am Sonntag sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es seien rund 12 000 Besucher gekommen, mehr als erhofft, sagte sie den PNN. Das Fest war wie berichtet relativ kurzfristig angekündigt worden. Laut Paul-Lunow kamen auch viele Berliner wegen des Events nach Potsdam. Damit habe sie nicht gerechnet. Im kommenden Jahr soll nun alles größer und besser werden. Geplant sei, das Lichtspektakel in der ganzen Stadt durchzuführen, auch die Stadttore sollten beleuchtet sein, sagte Paul-Lunow. Als Termin steht bereits das erste Wochenende im November fest.

Viele Besucher ließen sich jedenfalls auch durch den Dauerregen am Samstag nicht von einem Ausflug abhalten, sondern fanden das sogar animierend. „Durch ihn glitzern die Lichter ganz besonders schön“, sagte ein Gast aus Berlin. Monika Behm und Angelika Gerlach hatten durchs Radio vom Lichterspektakel erfahren und sich vom Wetter nicht von einem Trip nach Potsdam abhalten lassen. Die beiden erwärmten sich erst einmal an einem Glühwein und wollten dann die Angebote erkunden. Aus Stade, Köln und Passau war ein ganzer Trupp Schaulustiger gekommen. Bereits bei der Ankunft wurden sie auf das Spektakel eingestimmt, denn auch der Hauptbahnhof wurde illuminiert.

Karin Genrich: Lichterfestival auch auf Brandenburger Straße 

Im Holländerviertel unterwegs war am Samstag auch Karin Genrich, Präsidentin des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg (HVBB). Das Festival sei eine wunderbare Initiative, sagte die Potsdamerin den PNN. Zwar sei die Zahl der illuminierten Häuser „überschaubar“ gewesen. Auch hätten die Organisatoren nur wenig Zeit gehabt, das Fest bekannt zu machen. „Dennoch war das eine Initialzündung.“ Nun gehe es aber darum, das Lichtspektakel im kommenden Jahr zu unterstützen und etwa auch auf die Brandenburger Straße auszudehnen, sagte Genrich.

Fest steht, dass vor allem die Gastronomen profitierten. Die Gaststätten im Umkreis waren teils bis auf den letzten Platz gefüllt und selbst am Platz der Einheit spürte man noch die Auswirkungen. Im „Augustiner“-Lokal in der Mittelstraße wurden die Stuhlsitze nicht kalt. Die Gäste gaben sich die Klinke in die Hand. Besondere Lichteffekte gab es allerdings keine. Ralf Hildebrandt, Gastwirt der Hohlen Birne nebenan, musste teilweise sogar hungrige Besuchergruppen wegschicken, weil die Plätze nicht ausreichten. beziehungsweise in der Kürze der Zeit nicht genug Aushilfspersonal zu bekommen war. Hildebrandt erschien der Lichtzauber an der Hausfassade mit 500 Euro für die drei Tage zu teuer. Er kaufte sich deshalb einen Beamer und beflimmerte die Fassade des Restaurants in Eigenregie.

Anatara Elke Dusin, die in der Mittelstraße den „Lieblingsladen by Anatara“ betreibt, fand dagegen den Preis für den festlichen Lichterglanz angemessen. Sie hatte sich für ihr Geschäft lichtstark erblühende Tulpen und frühlingshaftes Grün ausgesucht. Das kam an bei den Gästen und auch im Laden konnte sich Dusin über mangelnden Zuspruch nicht beklagen.

Es gab auch kritische Stimmen

Weniger gelungen erschien der Feuerzauber am Fliegenden Holländer. Es sah aus, als würde das Haus brennen. Warum wurde hier nicht auf Wellen, stürmische See und eben einen segelnden Holländer zurückgegriffen? Ohnehin gab es auch kritische Stimmen. Ilona Tamschik, Chefin von „Emmas“ Mode- und Lebenskunst, zeigte sich insgesamt wenig begeistert. Für sie habe sich das Fest – anders als das Tulpenfest oder Sinterklaas – bisher nicht gelohnt, sagte sie. Auch Andrea Friedrich, die die Modekommode betreibt, war die Hausillumination zu teuer. Sie habe an dem Wochenende sogar weniger eingenommen als an anderen, meint sie. Dennoch sei es gut, dass „jemand den Mut hat, so ein Event durchzuziehen“.

Auch Philipp und Wolfgang Dümcke aus Berlin betonen, dass noch etwas mehr geklotzt werden sollte. „Es gibt einen Hunger in der dunklen Jahreszeit nach Licht und Feuerzauber. Deshalb sollte die Aktionsgemeinschaft unbedingt dran bleiben.“ (mit Stefan Engelbrecht)

"Een Lichtspektakel" - Das erste Lichterfestival in Potsdam

Lesen Sie weiter:

Wenn das Lichterfestival im nächsten Jahr wieder stattfinden soll, dann sollte es nicht im ganzen Stadtgebiet ausgeweitet werden. Ein Kommentar >>

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false