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Landeshauptstadt: Letztes historisches Gründach gerettet

Auf einem Kleingebäude des Meteorologischen Observatoriums wächst bald „glänzender Storchschnabel“

Teltower Vorstadt - Es wird Gras über die Sache wachsen. Doch die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz will zeigen, dass in Potsdam nicht alle Räder stillstehen, „auch wenn in der Mitte Stillstand herrscht“. Deshalb begab sie sich gestern mit Stadtkonservator Andreas Kalesse auf den Telegrafenberg, um die Rettung des „letzten historischen Gründachs Potsdams“ zu präsentieren.

Ein Nebengebäude des 1893 eingeweihten Meteorologischen Observatoriums, in dem seinerzeit eine Werkstatt befand, hatten die kaiserlichen Wetterbeobachter einst mit einem Grasdach versehen. Neben den guten Brandschutzeigenschaften war der Grund dafür ein wissenschaftlicher: „Aufsteigende Wärmeturbulenzen“, wie sie über einem Ziegeldach bei Sonne entstehen, sollten vermieden werden, so Stadtkonservator Kalesse.

Berühmt ist das Observatorium durch die sich im 32 Meter hohen Turm befindliche Säkularstation, eine Wetterstation, die seit dem 1. Januar 1893 unabänderlich eine Vielzahl meteorologischer Daten misst. Entstanden ist so die längste und bedeutsamste Klimamessreihe der Erde. Ebenfalls Furore machte einer der Direktoren, Reinhard Süring. 1901 stellte er mit einem Wetterballon einen Höhenrekord auf – 10 500 Meter. In Kürze ziehen 75 Mitarbeiter des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in das Haus ein, sagt Uta Pohlmann, die PIK-Sprecherin. Die Mitarbeiterschaft des neuen Nutzers wächst und wächst – Klimaforschung ist angesagt.

Bepflanzt wird das in Potsdam einmalige Gründach im Frühjahr mit langsamwachsenden Pflanzen, etwa dem „glänzenden Storchschnabel“, wie Martin Küster von der Firma Optigrün erklärt. Die 38000 Euro plus Sachspenden für die Rettung des Kleinods wurden durch das PIK, die Untere Denkmalschutzbehörde, die Dr. Ernst-Ritter Stiftung und mehrere Baufirmen aufgebracht. Das Haus mit dem geretteten Gründach dient heute als Fahrradstellplatz. In einem weiteren nun begrünten Nebengebäude werden die Schüler der Lenné-Gesamtschule im kommenden Jahr ein Museum für Meteorologie und Klimatologie einrichten.gb

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