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Staus und Behinderungen. Die für viele Autofahrer zu restriktive Verkehrspolitik der Stadt Potsdam wird immer wieder kontrovers diskutiert.

© Andreas Klaer

Leserpost zu Potsdamer themen: Vom Pendeln und Parken

Zu „Alte Fehler“ vom 6. AprilIch bin sicher, es gibt niemanden, der nicht eine stärkere Nutzung des ÖPNV und damit eine Reduzierung des Individualverkehrs wünscht.

Zu „Alte Fehler“ vom 6. April

Ich bin sicher, es gibt niemanden, der nicht eine stärkere Nutzung des ÖPNV und damit eine Reduzierung des Individualverkehrs wünscht. Aber wer glaubt, dass es heutzutage ohne Autos geht, ist ein Phantast. Das fängt bei größeren Einkäufen an, die man gerade als älterer Mensch nicht mit dem ÖPNV nach Hause schleppen kann, und geht bis zu abendlichen Besuchen in Kultureinrichtungen oder bei Freunden, wenn dann nach 22 Uhr kein Bus mehr fährt. Denn man kann von keiner Verkehrsgesellschaft erwarten, dass sie wegen geringer Fahrgastzahlen ihren Linienbetrieb bis spät in die Nacht aufrecht erhält. Für diese und andere Fälle braucht man einen Pkw. Die Lösung sollte also sein, dass man auch Stellplätze für Pkw in den Wohngebieten schafft – das Kirchsteigfeld ist ein Negativbeispiel – zugleich aber einen attraktiven Nahverkehr einrichtet, um die Zahl der Individualfahrten so gering wie möglich zu halten. Insofern glaube ich, dass Ihr Petitum für wenig Parkplätze gerade in dem weit außerhalb liegenden neuen Wohngebiet Krampnitz unrealistisch ist.

Peter Schultheiß, Potsdam

Zu „Neues Tempolimit in der Innenstadt“ vom 4. April

Einfach irre, dieses angebliche Verkehrskonzept, aber ein guter Grund wieder neue Verkehrsschilder zu kaufen und aufzustellen. Potsdam ist übersät davon wie keine andere Stadt und es werden weiter öffentliche Gelder herausgeworfen. Was bringt Tempo 20 im Vergleich zu Tempo 30? Nichts, weil in den besagten Bereichen ohnehin langsam gefahren wird. Das ist Scharlatanerei und Behördenwillkür zugleich. Und so ist zu erwarten, dass das Verkehrschaos noch weiter zunimmt, denn durch die Verengung der Hauptverkehrsadern, idiotische Ampelschaltungen in der Heinrich-Mann-Allee und andernorts ist jetzt schon das Maß der Zumutbarkeit erreicht. Einen Vorgeschmack gab es durch endlose Staus schon zu Ostern. Die politischen Verantwortlichen sollten sich Gedanken machen, ob es nicht besser wäre, durch Personalwechsel in der Stadtverwaltung diesem Unfug ein Ende zu bereiten, um die Serie der Misserfolge zu beenden. Die Potsdamer Wähler sollten zur nächsten OB- und Kommunalwahl diese bürgerfeindliche Politik konsequent abstrafen.

Reinhard Peterson, Potsdam

Zu „Voll, voller, VBB“ vom 26. März

Danke für Ihren Artikel, der sehr gut das Problem beschreibt. Leider wird es in Potsdam intern auch nicht besser, sondern eher schlechter. Die Tramanbindung vom Potsdamer Hauptbahnhof nach Norden ist seit dem neuen Fahrplan wesentlich schlechter getaktet. Der Bus 638 fährt abends gar nicht mehr. Eine zügige Verbindung abends ist nur noch einmal die Stunde möglich, da die Tram oft nur bis Platz der Einheit fährt und da umdreht. Wartezeiten von 15 bis 18 Minuten nach der Ankunft des Regionalexpress in Potsdam ist für eine Landeshauptstadt mit wachsendem Wohngebiet im Norden nicht akzeptabel.

Stephan Fandrych, Potsdam

Zu „Unmut über Zeppelinstraße hält an“ vom 17. März

Ihr Bericht stellt die Veranstaltung (Bürgerdiskussion der Stadt zum Feldversuch Zeppelinstraße in Potsdam-West am 16. März, Anm. d. Red.) sehr zurückhaltend dar und spricht die Tragweite des sogenannten Modellversuchs leider nicht an, auf dem der Unmut gründet. Mit der Veranstaltung versuchte die Stadt Potsdam den Bürgern von Potsdam-West den Modellversuch, mit dem die ungesetzlich hohen Luftbelastungen der Zeppelinstraße explizit durch Verkehrsverlagerungen in die angrenzenden Wohngebiete gesenkt werden sollen, als notwendig, legitim und hinnehmbar zu verkaufen. Angesichts der aktuellen epidemologischen Studien des Umweltbundesamtes allein zu den Gesundheitsgefahren von NO2 ist es mehr als verständlich, wenn die Bewohner dieser Quartiere sich das nicht bieten lassen wollen. Zumal zusätzliche Belastungen durch Feinstaub, Lärm und Zerschneidung der Quartiere hinzukommen, die in den Bewertungen nicht einmal Erwähnung finden. Zudem wurde eine geforderte Diskussion dieser Vorgehens- und Denkweise von den Veranstaltern schlichtweg unterbunden. Dabei ist bereits absehbar, dass dieses Verlagerungsmodell in Kürze weitere Anwendung finden wird: notwendige stärkere Pförtnerung bei ungünstigerer Witterung, Zunahme des Binnenverkehrs durch Zuzug und Bauentwicklung, Projekt „autofreie Innenstadt“ oder die absehbaren Verschärfungen der EU-Grenzwerte. Die mitveranstaltenden Vereine waren nicht in der Lage, hier korrigierend problem- oder bürgerorientiert einzugreifen. Sie laufen damit sogar Gefahr, sich zum Instrument einer schon zynischen Politik in Potsdam zu machen.

Klaus Petersen, Potsdam

Erst einmal war das in meinen Augen eine gut strukturierte Veranstaltung, wobei die Stadtverwaltung hoffentlich die vorgebrachten Impulse aufgreifen wird. Missverständlich war hingegen die schon auf der Veranstaltung genutzte Formulierung einer „Mehrheit für eine Umgehungsstraße“. Faktisch sind neun (!) Teilnehmende von gut 80 übereingekommen, hinter ihrem Vorschlag Zählstriche anzuheften, während andere dies bei ihren Vorschlägen nicht taten, ja, dies als dem Grundanliegen „fremd“ betrachtet hätten. Ich selber kann mit einer reinen Verbindung zwischen den Bundesstraßen 1 und 2 entlang des Templiner Damms schon etwas anfangen, bedeutet sie doch eine „Vorsortierung“ der nach Potsdam hineinkommenden Autoverkehrsströme auf die beiden unterschiedlichen Havelseiten, bevor die Innenstadt erreicht wird. Das sollte offen geprüft werden. Eine weitergehendere Umgehungsstraße, die ja fälschlicherweise mit „Havelspange“ bezeichnet wird, ist hingegen kontraproduktiv in allen Fällen. Ein einziger Blick auf die Landkarte reicht da bereits aus: Wer würde dann im Zweifelsfall den in Potsdam-Nord (Marquardt) von der Autobahn A 10 abfließenden Lkw-Verkehr daran hindern können, diese bis nach Michendorf zu benutzen, um dort der A 10 zu folgen? Ein Autobahn-Ausweichverkehr durch die Potsdamer Kulturlandschaft ist aber das schlimmste Szenario, was denkbar ist.

Helmut Krüger, Potsdam

Zu „Potsdam abgehängt“ vom 15. März

Sicherlich müssen Sie als Lokalpresse die Stadt Potsdam besonders hervorheben. Gestatten Sie mir trotzdem, die etwas zu negative Darstellung ins rechte Licht zu setzen. Volle Bahnsteige kenne ich im gesamten ABC-Netz oder in anderen Städten. Potsdam bildet keine herausragende Ausnahme. Zur Zeit verkehren aber nicht, wie von Ihnen fälschlicherweise angegeben, die Bahnen durchgängig nur alle 30 Minuten. In den verkehrsstarken Stunden wird alle 15 Minuten, zumindest bis Friedrichstrasse gefahren. Hinzu kommt die S-Bahn, die leider durch einen noch eingleisigen Betrieb ausgebremst wird. Die Fahrgäste steigen in Wannsee vom RE/RB in die S-Bahn oder umgekehrt, da nicht alle bis Berlin Mitte fahren möchten. Einen Sitzplatz wird einem als Fahrgast mit einem ABC Fahrschein nicht garantiert. Dies besagen die Beförderungsbestimmungen im ÖPNV. Sehen Sie bitte alles nicht zu negativ. Eine positive Berichterstattung trägt auch dazu bei, dass das ewige Meckern über einen eigentlich gut funktionierenden ÖPNV in Grenzen gehalten wird.

Jürgen Lemke, Kleinmachnow

Zu Erhalt oder Abriss des „Minsk

Mir ist nicht ganz klar, warum Sie das „Minsk“ erhalten wollen – ist es die Ästhetik oder die Tatsache, dass es DDR-Architektur darstellt? Ersteres kann jeder für sich beantworten und hat dies in den Wahlen zur Potsdamer Stadtverordnetenversammlung auch getan (die Linke als Nachfolgepartei der SED hat sich ja eindeutig für den Erhalt jeder DDR Architektur positioniert – alle anderen Parteien nicht). Falls es um den Erhalt von DDR-Architektur geht: Wer darin einen Selbstzweck sieht, hat vermutlich Entzugsprobleme. In den 1970er Jahren hat niemand die Bürger gebeten, ihre Meinung zum Städtebau abzugeben. Bliebe Ihr Argument, dass diese Gebäude Erinnerungsorte für Potsdamer sind, die durch den Abriss verloren gingen. Was war denn mit all den Gebäuden, die die DDR hat abreißen lassen – darunter viele Kirchen, mit denen Potsdamer vermutlich mehr Erinnerungen verbinden als mit dem „Minsk“? Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass Sie als Zeitung nicht nur eine Seite beleuchten sollten. Sonst müssten Sie sich den Vorwurf gefallen lassen, auf „Bild“-Niveau zu arbeiten. Was meine ich damit: Abrisspolitik der DDR in Potsdam, bisherige Entscheidungen zu Bauprojekten in Potsdam, Wiederaufbaupolitik in anderen deutschen Städten wie Frankfurt, Münster, Dresden, Freiburg – und insbesondere deren Auswirkung auf die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt, Einnahmen durch Tourismus – und der Hinweis, dass demokratische Mehrheitsentscheidungen akzepiert werden müssen. Das fordert auch der Linke-Fraktionschef in Magdeburg in Bezug auf das abgelehnte Wiederaufbauprojekt der St. Ulrichkirche.

Rüdiger Nowag, Dielheim

Ich bin seit einiger Zeit sehr beunruhigt über geplante oder bereits in Ausführung befindliche bauliche Veränderungen in unserer Stadt, die vor allem Gebäude betreffen, die noch aus der DDR-Zeit stammen. Zur Zeit bewegt mich vor allem das Schicksal des „Minsk“. Obwohl die Idee eines in Erwägung gezogenen Abrisses nicht neu ist und immer mehr an Fahrt gewinnt, hat mich der Artikel „Minsk-Erhalt würde zu viel Geld kosten“ vom 16. März völlig entsetzt. Ist es zu glauben? Potsdam gibt dieses Gebäude einfach auf? Im DDR-Architekturführer „Das andere Potsdam“ heißt es: „Der Name des Lokals verweist auf die städtepartnerliche Kooperation zwischen der damals sowjetischen, heute weißrussischen, Stadt Minsk und Potsdam.“ Wenn man im Internet etwas über die Städtepartnerschaft Potsdam – Minsk sucht, findet man die lapidare Feststellung, dass nach der Wende die Kooperation sang- und klanglos eingeschlafen ist. Am 17. März fand ich in der Märkischen Allgemeinen: „Am 7. November 1977 wurde zwischen Minsk und der damaligen Bezirksstadt Potsdam eine Partnerschaft besiegelt, gleichzeitig öffneten in beiden Städten moderne Restaurants. (...) Während die brandenburgische Landeshauptstadt das Areal um das einstige „Minsk“ seit Jahren verfallen lässt, präsentiert sich das Restaurant in der einstigen Partnerstadt als modernes Grand Café.“ Muss man dazu noch viel sagen? Das immer wieder zitierte reiche Deutschland kann es sich nicht leisten, ein erhaltenswürdiges, mit guten Erinnerungen der einstigen Besucher und Nutzer verbundenes Gebäude zu erhalten? Bitte, sehr geehrte Verantwortliche – haltet ein! Bedenkt den emotionalen Schaden! Wollen wir ein Potsdam, das frei von Gebäuden ist, die in der DDR-Zeit gebaut wurden? Sie gehören zur Identität Potsdams.

Heide Simm, Potsdam

Zum Wiederaufbau der Garnisonkirche

Den Tag von Potsdam der Garnisonkirche anzulasten, ist eine sehr einfache, bequeme, aber nicht zutreffende Sichtweise, wie man es in diesen Tagen bei Veranstaltungen von Experten hören konnte. Gebäude tragen keine Schuld für das, was Menschen mit ihnen oder in ihnen veranstalten. Bei der letzten demokratischen Wahl der Weimarer Republik haben Millionen Menschen, vielleicht auch unsere Großeltern, diese Leute freiwillig gewählt. Mit einer Zustimmung von 43,9 Prozent (März 1933). Nein, keine „Machtergreifung“ wie man es damals selbst gern nannte! Nein, gewählt, freiwillig und demokratisch. Was also kann eine Kirche, die schon über 200 Jahre vor diesen Leuten da war, für das Wahlverhalten der Bürger im Jahre 1933? Und was ist mit unserer zweiten Garnisonkirche am Bassinplatz? Trägt die nicht auch Schuld? Was ist mit dem Olympiastadion in Berlin? In der Nazizeit von Nazis, für Nazis und für die Propaganda der Nazis erbaut? Dort haben die Kritiker des Wiederaufbauprojektes sicher keine Gewissenskonflikte, wenn die eigene Lieblingsmannschaft oder -band dort spielt, es sich im Nazistadion bequem zu machen und die Veranstaltung zu genießen. Das können sie auch, eben weil Gebäude keine Schuld tragen. Auch nicht diese Kirche.

Frank Paul, Potsdam

Zur Verkleinerung des Volksparks

Ich bleibe dabei: Der Anachronismus, attraktive innerstädtische Bewegungsräume zu schleifen, sollte umgehend zu einem der Wahlprüfsteine für die OB-Kandidaten werden. Die dürfen dann auch zu dieser Fehlentwicklung Farbe bekennen.

Manfred Kruczek, Potsdam

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