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Zerstörung oder Erlösung? Um Potsdams Stadtentwicklung nach der politischen Wende wird in der Stadt, aber auch darüber hinaus, oftmals emotional debattiert. Besonders der Abriss des DDR-Baus der ehemaligen Fachhochschule am Alten Markt – hier auf einem Bild vom 17. Juli – bewegt die Potsdamer.

© Sebastian Gabsch

Lesermeinungen zum Gastbeitrag von Peter Effenberg: Potsdam, die verlorene Heimat?

Zahlreiche Leser haben den PNN geschrieben und auf einen Gastbeitrag von Peter Effenberg über den Verlust der Heimat in der Potsdamer Mitte reagiert - aus der Seele gesprochen – oder Ossiromantik samt Schönfärberei?

„Der Migrant“ – Gastbeitrag von Peter Effenberg zur Potsdamer Stadtentwicklung vom 7. August

Hallo Herr Effenberg, Sie beklagen in Ihrem Artikel einen sehr subjektiven Verlust. Das macht Ihre Aussage praktisch unanfechtbar.

Und es ist schön, dass Sie diese Facette öffentlich darstellen!

Ich finde aber, dass man mit dem Thema Architektur eine objektivere Entsprechung fände, die zu streitbaren Schlussfolgerungen führt: Sie haben guten Grund verärgert zu sein, weil hier mit oft qualitativ herausragender Architektur schändlich umgegangen wurde.

Es spielte sich in den letzten 25 Jahren mit umgekehrten Vorzeichen ab, was davor zu DDR-Zeiten an historischen Architektur-Schätzen verbrochen wurde! Das hat wie Sie sagen weniger mit Ost-West zu tun als mit der unseligen Vermischung von Macht und Provinzialität. In meiner eher links-liberalen Heimatstadt, der kleinen, früher militärisch geprägten Landeshauptstadt unweit einer Weltstadt wurde in den 80er Jahren ein heruntergekommenes Areal am Hauptbahnhof abgerissen. Gegen die Initiative von Hausbesetzern und Punks, Intellektuellen und faulen Spinnern wurde eine hochwertige Einkaufspassage errichtet.

Heute weiß man natürlich, was für ein Verlust der Abriss des zentralen Jugendstil-Areals für die spröde Landeshauptstadt Kiel darstellt. Sowas regt mich, den vor 20 Jahren zugezogenen mit Herz für eine lebendige und gerechte Stadt Potsdam genauso auf, lieber Herr Effenberg!

Aber damals galt das einfach als alt und gammelig, genau wie die DDR-Sonderbauten hier im manchmal provinziell kurzsichtigen Potsdam. Man hörte nicht auf unabhängige Architektur-Kenner und wollte „unser Dorf schöner“ machen.

Was in Potsdam aber bedeutsamer ist: die tatsächliche Geschichte ist nun kaum noch wahrnehmbar. Die DDR als Epoche und als Sediment-Schicht unserer Bau-Geschichte wäre gerade hier nötig gewesen, um aus Bau-Geschichte zu lesen, zu lernen und um zu verstehen.

Und mit dem Verstehen wiederum werden meines Erachtens auch persönliche Wurzeln geschont. Trotzdem geht das Leben weiter und Veränderung kann auch positiv aufregen! Jetzt kann man m.E. erst mal auf einen neuen, klügeren Bürgermeister hoffen und außerdem: verlassen Sie uns neue Potsdamer bitte nicht!

Herzliche Grüße, Ihr (Dipl. Ing. Arch.) Justus von der Werth, Potsdam

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Nichts anderes als Stimmungsmache gegen die Wessis

Die rührselige Ossiromantik von Herrn Effenberg, der findet, wie schön alles war, bevor die bösen Wessis es verändert haben und es nicht mehr so schön romantisch wie mit dem Hundegebell am Todesstreifen ist, macht mich wütend. Diese populistische Schönfärberei der alten Zeiten ist nicht anderes als Stimmungsmache gegen die Wessis, die nun schuld an allem Schlechten sind.

Tatsächlich geht es in unserer schnelllebigen Zeit jedem so, dass nur noch wenig so ist wie in der Kindheit. Ich bin in einer Fachwerkstadt aufgewachsen, wo viele schöne Häuser dem wachsenden Verkehr weichen mussten. Wenn ich alte Bilder sehe, überkommt mich auch eine Wehmut. Ich würde mir wünschen, man würde die Autos aus der Stadt verbannen und wieder die engen Gassen der Fachwerkstadt aufbauen. Ich habe aber keine bösen Wessis, denen ich die Schuld geben kann und gegen die ich Stimmung machen könnte. Es war der Zeitgeist mit seinen Politikern. Wenn die DDR nicht aufgelöst worden wäre, könnte Herr Effenberg seinen Kindern seine ehemaligen Wirkungsstätten auch nicht mehr zeigen, weil sie längst verfallen wären.

Tatsächlich ist Potsdam auf den 4. Platz der Studie von Prognos und ZDF der lebenswertesten Städte in Deutschland gekommen. Ich habe mich für die schöne Stadt schon 2008 entschieden – und ich hätte jede andere wählen können. Ich bin den vielen Stiftern und Streitern für ihr Engagement jedenfalls dankbar.

Anita Richter, Potsdam

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Potsdam ist meine Heimat mehr denn je

Sehr geehrter Herr Effenberg, Ihr Gastbeitrag zwingt mich förmlich zu folgender Erwiderung. Hätten Sie doch „Wie ich als Potsdamer meine Heimat verliere“ als Überschrift gewählt. Ihr Beitrag wäre somit ein lesenswerter, melancholischer Abgesang auf Kindheit und Heimat gewesen. John Knittel bemerkte dazu: „Alt ist man erst dann, wenn man an der Vergangenheit mehr Freude hat als an der Zukunft“.

Vermutlich sind wir beide etwa gleich alt. Auch ich bin im Schatten der Mauer geboren und aufgewachsen in einem kleinen Holzhaus mit Garten. Mein Vater war Regisseur beim Defa-Dok-Filmstudio und meine Mutter Dokumentalistin an der Akademie für Staat und Recht der DDR. Beide haben ein hohes Alter erreicht und sind bereits gestorben. Mit neun Freunden sind wir in einem fast durchgerosteten 311er Wartburg an den Heiligen See zum Baden gefahren. Das Grenzgebiet und der Truppenübungsplatz Güterfelde waren großartige Abenteuerspielplätze. Ich habe fast vier Jahre an der Fachhochschule Pädagogik studiert. Meine Frau ist auch in Potsdam geboren. Wir haben uns ein Haus gebaut, Kinder großgezogen und sind inzwischen Großeltern. Wir haben beide mehrfach gebrochene Berufsbiografien und leben sehr gern in Potsdam.

Es ist die Stadt unserer Kindheit, unserer Jugend, unserer Freunde und Familien und unserer Zukunft. Potsdam ist meine Heimat mehr denn je.

Bei allen Bedenklichkeiten und Ärgernissen in und um die Stadt, ist es eine Freude zu erleben, wie Neues entsteht, Altes bewahrt wird, Altes und Neues entfernt und ja, Altes wieder aufgebaut wird – als Kopie.

Zum Ende doch noch offener Widerspruch. AfD wählen, auch aus Wut, macht wohl etwas! Besonders in den Köpfen derer, die Angst haben, die sich nicht verstanden fühlen, die sich abgehängt und benachteiligt fühlen, die einfache Antworten auf komplexe Fragen suchen, die im Fremden, Unbekannten Gefahr für die „eigene Scholle“ wittern, die oft zu schnell als dumpfes Populistenfutter und ewig Gestrige beschimft werden.

Denen ist Herr Gauland ein willkommener Stichwortgeber. Der einzige öffentliche Auftritt des Herrn Gauland, dem ich beiwohnte, fand auf dem Parkplatz am Kanal statt. Der Herr hatte ein Knöllchen an seiner Limousine, zerknüllte es und warf es, laut auf die Wegelagerer schimpfend, auf die Straße.

In der Hoffnung, dass sich Ihr Blick auf unsere Stadt zukünftig wieder aufhellen mag, mit freundlichen Grüßen,

Jörg Weiße, Potsdam

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Aus der Seele gesprochen

Lieber Peter Effenberg, ich wollte von ganzem Herzen nur Danke sagen! Sie sprechen mir mit jeder Zeile aus der Seele. Hochachtungsvoll!

Claudia Opitz, Berlin

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Ziehen Sie weg, wenn hier alles so schrecklich ist

Herrn Effenberg kann man im Grunde nur die Gnade der späten Geburt zugutehalten, wenn man eine Beurteilung seines Elaborats „Der Migrant“ treffen will. Nach seinen Erinnerungen ging es ja erstaunlich idyllisch in den Zeiten bis zur friedlichen Revolution zu, ich frage mich da, warum der Staat DDR so sang- und klanglos implodiert ist, auch in unserer Stadt Potsdam.

Möchte er wieder sein Blauhemd anziehen, sein Pioniertuch umbinden oder eine Gänsefeder als Indianer ins Haar stecken, um seinen Kindern zu zeigen, um wieviel schöner doch die damalige Zeit war im Vergleich zur heutigen? Es war damals nicht alles so lustig, wie es Herr Effenberg uns und seinen Kindern weismachen will: Abgesehen von Mauer, Stacheldraht und Spürhunden; das ganze Areal des Pfingstberges war, als er dort Indianer spielte, im Verfall begriffen. Hat er das nicht gesehen? Die gesamte alte Potsdamer Bausubstanz in der Innenstadt und in den Vorstädten war bis auf wenige Ausnahmen heruntergekommen. In die Innenstadt wurden, mit dem Ziel, Potsdam den Charakter einer „sozialistischen Bezirksstadt“ zu geben, Betonklötze gesetzt. Und wenn Herr Effenberg im Namen seines amerikanischen Kreativfreundes Matt beklagt, beim Wiederaufbau der Garnisonkirche könnten Risse in seinem Atelier im ehemaligen Rechenzentrum auftreten, dann frage ich mich: Was war zuerst da in der Potsdamer Innenstadt, die Garnisonkirche oder das Rechenzentrum?

Ich glaube, dass sich unsere Stadt in allen Bereichen, ob städtebaulich, kulturell oder hinsichtlich ihrer Lebensqualität für ihre Bewohner in den letzten fast 30 Jahren positiv entwickelt hat. Sonst hätten wir nicht dieses Bevölkerungswachstum und diese Touristenströme.

Jeder hat seine Jugend- und Kindheitserinnerungen, die meisten sind positiv besetzt; sie aber zum Nonplusultra von Einschätzungen über spätere Zeiten zu machen, halte ich für verfehlt. Wenn Herr Effenberg in dieser Stadt heimatlos ist und sich als „Migrant“ fühlt, kann man ihm nur raten: Ziehen Sie weg, wenn hier alles so schrecklich ist.

Wolfram Maede, Potsdam

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Beschluss zum Abrissstopp kam vor den "reichen Wessis"

Den Gastbeitrag von Herrn Effenberg kann man so nicht stehen lassen. Es hat auch viele Menschen krank gemacht, in einer heruntergekommenen Altstadt zu leben. Ganze Straßenviertel mit dreckigem Grau-Braun an den Fassaden, wenn überhaupt noch Putz an den Häusern war. Von Fassadenfarbe, so wie heute, ganz zu schweigen. Eingestürzte und kaputte Dächer, abgeschlagene Balkone und Gesimse überall. Lennés Welterbe-Gartendenkmal am Pfingstberg völlig zugewuchert und verkommen. Insgesamt fünf Kilometer wiederaufbaufähige Häuserfassaden der barocken Altstadt wurden abgerissen. Selbst vor einmaligen kunst-und kulturhistorisch wertvollen Gebäuden wie dem Stadtschloss und der Garnisonkirche schreckte die SED nicht zurück und ließ diese aus dem Stadtbild tilgen.

Die neue sozialistische Bezirkshauptstadt beschenkte die Potsdamer statt dessen mit seelenlosen, öden Betonkästen. Die hat man zwar in der Bertinistraße nicht gesehen, wo man direkt im Sperrgebiet der DDR-Grenze wohnend auf das Wasser schaute.

Aber viele Menschen konnten sich nun wirklich nicht mit diesen Segnungen des sozialistischen Städtebaus anfreunden. Und aus diesem Grund ist es richtig, dieser Stadt ihr wahres Gesicht wieder zurück zu geben. Zur Erinnerung, denn das ist wichtig: Die erste freie SVV hat im Mai 1990, noch DDR-Zeit, den sofortigen Abrissstop der barocken Altstadt beschlossen und das Interhotel zu einem städtebaulichen Missstand erklärt, der langfristig beseitigt werden muss. Zu dem Zeitpunkt war noch kein einziger „reicher Wessi“ in dieser Stadt, der dies angeblich befiehlt. Wir die Potsdamer wollten das! Wir.

Frank Paul, Potsdam

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Die Welt ändert sich nun mal

Lieber Herr Effenberg, die meisten Menschen haben schöne Erinnerungen an ihre Kindheit. Das gehört dazu, wenn man älter wird. Die Welt ändert sich nun mal. Jüngere Generationen haben andere Vorstellungen, sonst wäre das Rechenzentrum in der barocken Altstadt von Potsdam gar nicht erst entstanden. Man kann dies bösen Mächten zuschreiben oder auf die Jugend von heute schimpfen, wie es schon die alten Griechen taten. Damit zu hadern hilft nichts, man wird nur zum verbitterten alten Mann, für den das Glas immer nur halb leer ist.

Daniel Hofmann, Berlin

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Das Verdrängen der DDR-Architektur wird man bereuen

Ich bin gebürtiger Potsdamer und habe lange Zeit in Potsdam gelebt. Wenn ich heute in Potsdam bin, bin ich nicht mehr in meiner Heimat. Schade! Und deshalb spricht mir der Artikel aus meiner Seele. Ich bin mir sicher, dass man in einigen Jahren das Verdrängen der DDR-Architektur/Geschichte bereuen wird … Geschichte wiederholt sich eben, leider. So ist es, wenn Nicht-Potsdamer über die Belange einer Stadt befinden und ein für Touristen und Auswärtige neues Disneyland entsteht.

Steffen Keller, Protzen

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Wir wurden "raussaniert"

Sehr geehrter Herr Effenberg, ich möchte Ihnen für Ihre Darstellung in der PNN danken. Sie schreiben mir aus der Seele. Ich kann zwar nicht mit so viel Lebenserfahrung aufwarten, aber auch ich wurde in Potsdam geboren, bin dort die ersten Jahre groß geworden, habe ab meinem 18. Lebensjahr wieder zurückgefunden, um dort zu studieren, zu heiraten, Kinder zu kriegen.

Mit meinem Mann haben wir direkt am Affengang gewohnt, bis das Haus von einem Galeristen (übrigens einem Bürger der neuen Bundesländer) gekauft und saniert wurde. Unsere Geschichte ist die vieler jungen Familien in Potsdam. Als sechsköpfige Patchworkfamilie mit Hund waren wir wohl nicht die erste Wahl für Vermieter, nicht einmal mehr in Potsdam West. Wir wurden „raussaniert“.

Spätestens, als ich mit meinem damals gerade zwei Wochen alten Sohn im Kinderwagen die Gutenberg entlang spazierte und ein sehr schickes Cabriolet in der zweiten Reihe vor einem Salon parkte, dessen Inhaber die Fahrerin mit „Mon Cher“ begrüßte und ich keine Filmleute sah, ging mir auf, dass Potsdam sich in etwas verwandelte, mit dem ich mich nicht mehr identifizieren konnte. Ja, es widerte mich an. Wir haben unser Glück zum Glück in einem Dorf, einige Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt, gefunden.

Heimat ist nicht nur der Ort, wo man geboren wurde und Erinnerungen gesammelt hat, Heimat ist ein Ort, wo ich das Gefühl bekomme, erwünscht zu sein.

Alexandra Czech, Werder (Havel)

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Mich stört der weinerliche Ton

Man könnte direkt Mitleid haben mit Herrn Effenberg. Ach, was muss es doch in der DDR schön und kuschlig gewesen sein. So eine Fachhochschule mitten im Zentrum, wo nach 17 Uhr tote Hose ist, das hat schon was.

Jetzt kommt da wieder Wohnbebauung hin, von Kapitalisten finanziert, und da wohnen dann sogar eventuell noch Wessis drin – igitt, igitt. Und das schöne alte Bad am Brauhausberg hätte man doch auch für Millionen restaurieren können – wo wären dann die Besucher hin gegangen, wenn die Restaurierung zwei Jahre dauert? Jetzt gibt es ein neues Bad und dem alten Bad weint kein Mensch eine Träne nach – außer ein paar Ostalgiker. Da ist doch noch das Minsk, etwas zerschrammt, aber noch gut in Schuss. Fehlen halt nur ein paar Millionen, um es wieder auf Vordermann zu bringen. Die Stadt hat kein Geld – jedenfalls nicht für das Minsk. Und ein privater, kapitalistischer Investor muss rechnen, damit das eingesetzte Kapital wieder mal zurückfließt, sich amortisiert.

Was mich stört, ist der weinerliche Ton an dem Artikel und die Krokodilstränen über den Verlust an sozialistischer Architektur. Dass unter der DDR-Zeit die Innenstadt vernachlässigt und dem Verfall preisgegeben wurde, stört Herrn Effenberg nicht. Historische Bausubstanz wurde gesprengt und vernichtet, Schloss, Garnisonkirche, Alte Post, Plögersche Gasthof, Heilig-Geist-Kirche, usw. Da wurden echte Tränen geweint, Potsdam hat sein Gesicht verloren und gegen eine sozialistische Allerweltsarchitektur eingetauscht.

Aber es geht um Heimat. So wie die Kriegsheimkehrer und die überlebenden Potsdamer nach 1945 sich an den sozialistischen Stadtumbau gewöhnen mussten, so muss sich die im Sozialismus aufgewachsene Generation an die teilweise Wiedererrichtung des alten Potsdam gewöhnen. Zum Trost kann sie ja ein Tasse Kaffee im Mecure trinken – so lang es noch steht.

Peter Hansal, Potsdam

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Neuer Glanz für dieses Fleckchen Paradies

Sehr geehrter Herr Effenberg, was schreiben Sie denn für einen groben Unfug? Potsdam ist inzwischen Heimat von tausenden Kindern und deren Eltern, die freiwillig aus Westdeutschland gekommen sind, um mitanzupacken, diesem Fleckchen Paradies zu neuem Glanz zu verhelfen. Eltern, die Ost- und Westbiografien miteinander verbindet und sich daraus völlig neue Geschichten erzählen lassen!

Warum kapiert Ihr DDR-Ossis das nicht: Alles ist einem ständigen Wandel unterworfen. Da hilft dieses ewige Herumgejammere nichts!

Auch unsere Heimaten haben sich geändert: Wir sind jetzt Teil einer neuen und großartigen Zukunft in Ostdeutschland. In 20 Jahren wird keiner mehr der Vergangenheit nachtrauern, weil dann endlich die blühenden Landschaften und neuen Industrien Realität geworden sind! Sehen Sie denn nicht, was gerade passiert? Also, hören Sie bitte auf, ständig die alten Kamellen zu tönen und vergessen Sie die Heimat, die längst Geschichte ist!

Fritz Fähring, Potsdam

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Maßlos enttäuscht von der Museums-Legostadt Potsdam

Lieber Herr Effenberg, ich bin 1959 in Caputh geboren und habe meine Kindheit und Jugend in Potsdam verbracht. Ich habe Ihren Artikel gelesen und bin traurig geworden. Nicht über die Veränderungen – ich stand heulend vor Freude 1989 auf der Glienicker Brücke. Ich bin maßlos enttäuscht von der Museums-Legostadt Potsdam, von den „Entscheidungen“ über das ehemalige Institut für Lehrerbildung, die Schwimmhalle, das Rechenzentrum. Mit tollen Ideen und sensiblen Gestaltungen hätte man auch diese Projekte einbringen müssen! Und wenn schon ein Schloss, gehören dort die Studenten und Kinder und Alten hin, für das normale Leben. So bräuchten auch die Bürgersteige am Abend nicht hochgeklappt werden, das normale Potsdamer Leben würde weiter pulsieren, wenn die Besucher wieder gehen.

Kerstin Franke, Am Mellensee

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Warum haben wir das zugelassen?

Sehr geehrter Herr Effenberg, Ihre Geschichte ist so gut, dass ich sie mehrmals gelesen habe. Es ist alles so wahr. Auch mir geht es so, dass ich mein Heimatland vermisse. Alles ist so geschliffen und überall sitzen einem Wessis vor der Nase. Warum haben wir das zugelassen? Schade. Unsere Kinder verstehen es nicht, leider. Irgendwann sind wir Geschichte. Aber: Geschichte wird immer aufgearbeitet. Diese Hoffnung bleibt.

Petra Schulz, Breitenhagen

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Aus der Seele geschrieben

Großen Dank an Herrn Effenberg, der mir aus der Seele schreibt. Das tut mal gut, es so lesen zu können!

Annette Paul, Potsdam

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Der Verlust kommt schleichend

Lieber Herr Effenberg, ich möchte mich für Ihren Artikel bedanken, der mir tief aus der Seele spricht und mich insofern auch sehr berührt hat! Aus meiner Sicht liegt die Problematik des Verlustes des Heimatgefühls auch darin, dass dieser Verlust „schleichend“ daherkommt, aber auf einmal da ist und sich im Zweifel nur schwer verflüchtigt. Ich fände es ganz großartig, dieses Thema auch künstlerisch zu verarbeiten. Andreas Dresen wäre sicherlich ein kongenialer Partner eines derartigen Projekts.

Andreas Masopust, Potsdam

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Ich bin angekommen

Auch mich hat die „innere Immigration“ voll erwischt. Trotzdem: AfD geht nicht. Ich wohne mit meiner Frau seit zwei Jahren wieder in Werder. In einer ehemaligen Kaserne – erst die Wehrmacht, dann die Russen und jetzt wir: Hier habe ich als Gärtnerlehrling gegen die Russen Volleyball gespielt, dann mit ihnen im Casino gegessen und heute wohne ich in eben diesem Casino. Ist schon irgenwie komisch und trotzdem: Ich bin angekommen. Nochmals vielen Dank und: es gibt viel mehr Menschen, die so denken wie Sie.

Dr. Rainer Schmidt, Werder (Havel)

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