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Oval. Auch im Gartensaal der Villa Carlshagen zeigt sich der Verfall.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Lernen statt residieren

Die Villa Carlshagen wird für fünf Millionen Euro von der IHK zum Schulungszentrum umgebaut

Potsdam-West – Der frühere Glanz ist an ein paar Stellen noch erkennbar: Stuck an der Decke der Diele, Reste von Marmorverkleidungen und der repräsentative ovale Gartensaal auf der Havelseite. Abgesehen davon sieht die Villa Carlshagen am Luftschiffhafen marode aus. Große Teile des Dachs sind nur provisorisch gesichert, die Fenster sind vernagelt, in den Mauern steckt der Schwamm.

Nun will die Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK) aus der historischen Bankiersvilla ein Schulungszentrum machen. Am gestrigen Mittwoch gab es dafür den Spatenstich. In zwei Jahren soll alles fertig sein. Die IHK hat die Villa aus dem Jahr 1900 Ende 2011 erworben. Künftig sollen auf etwa 500 Quadratmetern Schulungs- und Tagungsräume entstehen. Außerdem soll es Büros für die Verwaltung der Stiftung „Fachkräfte für Brandenburg“ geben. Die denkmalgeschützte Außenhülle soll ebenso erhalten bleiben wie Teile der historischen Gestaltung des Erdgeschosses. Dort sollen künftig auch öffentliche Veranstaltungen stattfinden. „Wir wollen nicht unter uns bleiben“, so IHK-Präsident Victor Stimming. Hauptsächlich soll es jedoch um die Aus- und Weiterbildung gehen. „Wir müssen uns um die Fachkräfte kümmern. Der Markt regelt das nicht“, sagte Stimming. Auch Unternehmer sollen in der Villa Carlshagen künftig ihr Wissen auffrischen können.

Für Sanierung und Umbau gibt es strenge Auflagen: 28 Seiten umfasse die Baugenehmigung. Außerdem soll die Gartenanlage auf dem 13 000 Quadratmeter großen Grundstück nach historischem Vorbild hergerichtet werden. Das wird nicht billig: Etwa fünf Millionen Euro investiere die IHK insgesamt, hieß es.

Die Villa Carlshagen war vom Bankier Carl Hagen als Sommerresidenz errichtet worden. Als der Bankier 1938 starb, flüchtete die jüdische Familie in Ausland. Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich bis 1990 eine radiologische Kinderklinik in der Villa. Anschließend stand das Gebäude leer. 2007 übernahm die kommunale Immobilienholding Pro Potsdam die denkmalgeschützte Villa von einer Erbengemeinschaft. Marco Zschieck

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