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Das neue Leitbild: Potsdam will eine Stadt für Jung und Alt sein und bezahlbares Wohnen für alle ermöglichen.

© dpa

Leitbild für Potsdam: Fünf Thesen fürs Image der Stadt

Potsdams Leitbild ist fast fertig - auch wenn nicht viele Bürger mitgemacht haben. Was das neue Leitbild künftig für Verkehr, Wohnen und Bildung bedeuten könnte.

Von Peer Straube

Potsdam - Innovativ, lebendig, trotz Wachstums eine Stadt für alle und eine Kommune des Wissens – diese Schlagworte sollen das künftige Leitbild Potsdams bestimmen. Das ist das Ergebnis des überarbeiteten Leitbild-Entwurfs, den die beiden zuständigen Projektleiter, Dieter Jetschmanegg und Christoph Andersen, am Freitag im Rathaus gestellt haben. Das Papier soll im Januar nochmals öffentlich diskutiert werden, bevor die endgültige Fassung im April den Stadtverordneten vorgelegt wird. Das Leitbild soll in den kommenden zehn Jahren die Entwicklung der Stadt bestimmen – auf seiner Basis will die Stadtverwaltung konkrete Maßnahmen vorschlagen, die sich auch im kommunalen Haushalt wiederfinden. 

Tatsächlich unterscheidet sich das überarbeitete Papier in einigen Punkten vom ersten Entwurf, der Anfang Oktober fertig wurde und an dem es einige Kritik gegeben hatte. Die damals noch acht recht allgemein gehaltenen Themenbereiche wurden nun auf fünf verdichtet, die sich „stärker an den Lebenswelten orientieren“, sagte Jetschmanegg. Andersen sprach gar von Alleinstellungsmerkmalen, denn nicht jede Stadt könne von sich behaupten, zu wachsen oder eine Stadt der Wissenschaft zu sein.

"Raum für alle Mobilitätsbedürfnisse"

Eine der wichtigsten Änderungen betrifft das Thema Verkehr. In der ersten Leitbild-Fassung hatten noch zwei verschiedene Mobilitätsvarianten zur Wahl gestanden: In der ersten wurde den umweltfreundlichen Verkehrsarten wie dem öffentlichen Nah-, dem Fuß- und dem Radverkehr der Vorzug gegenüber dem Auto gegeben, während in der zweiten alle Verkehrsarten gleich behandelt und damit auch der Autoverkehr gefördert werden sollte. Diese letzte Variante hat sich nun in leicht abgeschwächter Form durchgesetzt: Es gelte, die vorhandenen Verkehrssysteme schrittweise zu verbessern, so heißt es in dem Entwurf. Die Wahl des Verkehrsmittels hänge auch von der persönlichen Lebenssituation ab. Schließlich müsse eine „vielfältige Stadt“ wie Potsdam „Raum für alle Mobilitätsbedürfnisse“ bieten. Ein „attraktiver öffentlicher Personennahverkehr sowie der Fuß- und Radverkehr“ seien aber „wesentliche Säulen“ des Verkehrs in der Stadt. Das Thema ist in Potsdam bekanntlich sehr umstritten, wie die Diskussion über eine Einengung der Zeppelinstraße zugunsten des Rad- und Nahverkehrs zeigt.

Forderung nach bezahlbaren Wohnraum für Potsdam

Die Mobilität ist dem Leitbild-Thema „Die wachsende Stadt“ zugeordnet, ebenso wie das Bekenntnis, „bezahlbaren Wohnraum“ für jede Art von Einkommen zur Verfügung zu stellen. Unter der Überschrift „Die lebendige Stadt“ finden sich Ziele wie Kultur- und Sportförderung, die Schaffung attraktiver Tourismusangebote und der Schutz der „weltweit einmaligen Parkanlagen“ und der Umwelt an sich. Der Leitbild-Schwerpunkt „Die Wissensstadt“ setzt auf den Ausbau der vielfältigen Bildungsangebote, die Stärkung des Medienstandortes Babelsberg und die Förderung der zahlreichen Wissenschaftseinrichtungen Potsdams. Unter dem Punkt „Die innovative Stadt“ werden Ziele wie eine „bürgernahe, effiziente und moderne Verwaltung“, die Stärkung und bessere Vernetzung der lokalen Wirtschaft und der sparsame Umgang mit öffentlichen Ressourcen formuliert. Und der Schwerpunkt „Eine Stadt für alle“ schließlich beschwört ein „gemeinschaftliches Miteinander“, die gute Willkommenskultur für Flüchtlinge, die Stärkung der kommunalen Unternehmen als Bestandteil der Daseinsvorsorge und den Ausbau der Angebote für Kinder, Jugendliche und Senioren. 

Das 250 000 Euro teure Leitbild-Verfahren läuft seit eineinhalb Jahren. Unter anderem übers Internet und in mehreren Workshoprunden wurden die Ideen und Vorstellungen der Potsdamer gesammelt, konkretisiert und daraus schließlich Leitbildthesen formuliert. Von Anfang an krankte das Verfahren allerdings am geringen Bevölkerungsinteresse: Zu den neun Diskussionsrunden waren insgesamt nur 200 Menschen gekommen, online beteiligten sich immerhin noch 3500 Potsdamer. 

Vorwurf: Wirtschaft spielt für das Leitbild eine geringere Rolle

Ein letztes Mal dürfen die Potsdamer nun auf zwei Veranstaltungen am 26. und 28. Januar, jeweils von 17 bis 20 Uhr, im Alten Rathaus über die überarbeitete Leitbild-Fassung diskutieren und noch Anregungen und Vorschläge machen. Dann könnten sich auch die Wirtschaftsverbände noch einmal äußern, sagte Jetschmanegg. Denn aus deren Reihen gibt es Kritik: Der neue Wirtschaftsbeirat der Stadt sieht das Thema im Leitbild zu wenig berücksichtigt. 

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