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Bekommt Potsdam einen Oberbürgermeister, der die Menschen in der Stadt wieder zusammenführen kann?

© Bernd Settnik/dpa

Leitartikel: Ein Weihnachtsfest für Potsdam: Der Zusammenhalt

PNN-Chefredakteurin Sabine Schicketanz über ein schwieriges Jahr, eine gespaltene Stadt - und ein ganz besonderes Weihnachtsfest für Potsdam.

Es ist ein Haltepunkt. Eine Station auf dem Weg, der immer weiter führt und weiter. Ohne Tempolimit, ohne Rast. Die Attribute, die dieser heutigen Zeit zugeschrieben werden, sind hinlänglich bekannt: Sie sei unübersichtlich und verunsichernd, deformiere Werte und Traditionen. Kann Weihnachten, der kurze Zwischenstopp im Strom der Zeit, noch etwas dagegen ausrichten?

Wo doch alles auseinander zu driften scheint. Oder auch zu streben. Die Welt, entzweit, ja gespalten. Immer tiefer? In der Weltpolitik reicht der Blick rundherum, in die USA, den Nahen Osten. In Europa geht es um Spanien, Katalonien, um Großbritannien und den Brexit, um Polen.

In Deutschland macht sich die Spaltung fest an der AfD, auch in Brandenburg ist es so. Dagegen zu wirken, das hat die hiesige Regierung zur Verzweiflungstat getrieben, allein um den Zusammenhalt zu retten im Land. Die Kreisgebietsreform in letzter Minute abgesagt, an die Stelle der nötigen, aber problematischen politischen Operationen rückt nun ein Programm gegen das Auseinanderdriften. Ja, natürlich geht es auch um Machterhalt, aber vor allem wohl darum, dass Brandenburg sich nicht verliert. Sich auflöst in Randregion und Speckgürtel, abgehängt und privilegiert. Der Zusammenhalt mit Zuzug und Wegzug das Land verlässt.

Potsdam ringt um seinen Zusammenhalt - Weihnachten könnte dieser Stadt helfen

Oder auch Potsdam. Wo es, im Vergleich zum Blick in die Weiten, keine Sorgen zu geben scheint. Sans Souci. Aber auch Potsdam ringt – um seinen Zusammenhalt. Woher kommt er, wenn eine Stadt, die Heimat ist, Wahlheimat dazu, so schnell größer wird, dass nichts im gleichen Takt mitwachsen kann? So schnell, dass Wohnraum, wie in allen Regionen um die großen Städte, immer knapper wird, teurer im gleichen Zug. So schnell, dass es eng wird, dass die Neuen eher mit Argwohn betrachtet werden, als Konkurrenz, nicht als neue Nachbarn willkommen geheißen werden.

Wie belastbar ist da der Zusammenhalt – der eine Stadt auch wappnet, stark macht gegen menschenfeindliche, fremdenfeindliche Umtriebe? Der Unterschiede aushalten muss, Kämpfe dazu um das Richtige im vermeintlich Falschen, das Falsche im vermeintlich Richtigen, um Abrisse und Wiederaufbauten, um das gewichtigere Wort und den längeren Hebel, darum, wessen Identität in Potsdam welche Rolle spielen darf. Und wie sichtbar sie bleibt – oder in Zukunft sichtbar wird.

Wer zusammenbringen, wer mit anderen sprechen, wer politisch (neue) Wege aufzeigen kann, die konstant dem Auseinanderdriften Einhalt gebieten, ganz lokal und ganz konkret – eben wer diese Stadt zusammenhalten kann, der könnte im nächsten Jahr aufrücken im Potsdamer Rathaus. Es wird schneller gehen als gedacht. Auf dem Weg, der immer weiter führt und weiter.

Ein Haltepunkt sein. Das kann Weihnachten vielleicht. Dafür sorgen, dass wir zusammenkommen. Zusammenfinden. Unseren Zusammenhalt stärken.

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