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Samstags sollte man reservieren: Dann gibt es Frühstück im Café Madame Récamiers. Elena Baumgärtner hat es eröffnet.

© Andreas Klaer

Leckeres aus Potsdam: Liebe auf den ersten Blick

Das Hofcafé Madame Récamier am Palais Am Stadthaus bietet feines selbstgemachtes Gebäck und stilvolles französisches Ambiente. Vorbild sind die Salons des 19. Jahrhunderts.

Potsdam - Sobald sich die Tür des kleinen Cafés geöffnet hat, taucht man plötzlich in eine andere Welt ein. Die Gäste sitzen auf geschwungenen Stühlen und Sofas im Biedermeier-Stil und genießen bei französischen Chansons riesige Tortenstücke. Die großen Kronenleuchter und Wandlampen verbreiten ein warmes, gemütliches Licht. Als Dekoration dienen alte goldgerahmte Spiegel, kleine silberne Tabletts, Porzellanfiguren, Kerzenhalter und Döschen. Selbst die Lichtschalter sind hier antik. Die Einrichtung des Hofcafés Madame Récamier versetzt die Gäste mitten in einen französischen Salon des 19. Jahrhunderts.

Mango-Thymian Kuchen

Eine besondere Spezialität des Cafés ist das selbstgemachte Gebäck. In der Kuchenvitrine liegen verführerischen Torten mit ungewöhnlichen Rezepturen, wie Stachelbeer-Baiser, Mango-Thymian oder auch Schokoladenmousse mit Sauerkirschen, die in der kleinen Küche des Cafés hergestellt werden. Die Tortenstücke kosten zwischen 4,90 Euro bis 5,60 Euro. Das Madame Récamier bietet auch kleine Muffintörtchen an, zum Beispiel mit Cranberries mit salzigen Macadamianüssen. „Ich bin immer auf der Suche nach anderen Rezepturen und gerade im Sommer auch mit Kräutern aus meinem Garten in der Schorfheide“, erzählt die Chefin des Cafés, Elena Baumgärtner.

Auf der Karte stehen nicht nur Süßspeisen zur Auswahl. Neben Kaffeespezialitäten und verschiedenen Teesorten können die Gäste auch eine Tagessuppe, Quiche, Käseteller mit Weintrauben, Walnüssen und Feigensenf oder feine Salate mit Ziegenkäse oder Lachs bestellen. Und von Montag bis Samstag gibt es ab 10 Uhr Frühstück. Vor allem für den Samstag sollte man aber reservieren. Und auch für die Cafézeit am Sonntag von 13 bis 18 Uhr, die immer sehr gut besucht sei, empfiehlt Baumgärtner eine Reservierung.

Noch ist das Café ein Geheimtipp

Das kleine Etablissement, das erst vor etwa einem Jahr eröffnete, ist noch ein Geheimtipp. Es liegt ein wenig versteckt hinter dem restaurierten Palais Am Stadthaus, direkt gegenüber vom Potsdamer Rathaus. Bereits der Innenhof ist eine echte Überraschung. Über ein Kiesbett gelangt man zu einer Remise, in der Wolfgang Joop seinen Wunderkind Archiv Shop untergebracht hat. Die akkurat gestutzten Hecken, die Zierpflanzen, Platanen, Weinranken und Kletterrosen bilden zusammen mit Steinvasen und Skulpturen, die rings um den Innenhof stehen, ein idyllisches Ambiente. Das Palais-Ensemble ist 1874 von Ernst Ludwig Reinhold Persius, dem Sohn Ludwig Persius', entworfen worden. 1996 kaufte es die Berliner Unternehmerin Ira Schwarz, die alles aufwendig restaurieren ließ. Das Hofcafé befindet sich neben dem Palais in einem alten Fachwerkbau, der früher einmal als Wirtschaftshaus diente. Nach der abgeschlossenen Restaurierung 2014 stand das Café längere Zeit leer. Erst im März 2017 übernahm es die Gastronomin Baumgärtner.

Das Herz sagte: "Ja!"

Die 52-Jährige mit deutschen Vorfahren ist in Kasachstan geboren, lebt aber bereits seit 27 Jahren in Deutschland. Vor zehn Jahren verschlug es sie und ihre Familie aus Baden-Württemberg in die Schorfheide, wie Baumgärtner erzählt. Lange Zeit war sie im Finanzwesen tätig. Als die Firma, für die sie arbeitete, verkauft wurde, musste sie sich um einen anderen Job kümmern. „Ich war damals in einer Lebensphase, in der ich mich gefragt habe, ob ich wirklich weiterhin im Finanzwesen arbeiten will oder nicht doch etwas komplett anderes ausprobieren möchte“, erzählt sie. Damals habe sie sich an ein kleines französisches Schokoladen-Café auf der Krämerbrücke in Erfurt erinnert, dass sie einst mit ihrem Mann entdeckt hatte. So entschloss sie sich 2011 ein ähnliches Café in Templin aufzumachen. „Es war einfach ein Gefühl, dem ich gefolgt bin.“ Baumgärtner hat neben der Flammerie mit anliegendem Café mittlerweile noch einen Schoko- und Weinladen in Templin und eine Flammerie in Bernau. Eigentlich wollte die Gastronomin nicht noch einen Laden eröffnen, sagt sie. Doch vor eineinhalb Jahren habe ihr ein Bekannter erzählt, dass das Hofcafé zu vermieten sei. Sie verliebte sich auf den ersten Blick. „Ich stand da und wusste es sofort. Mein Herz hat ja gesagt, auch wenn der Verstand nein sagte.“

Die Namensgeberin für das Hofcafé ist die Französin Juliette Récamier (1777-1849), die ihr Leben lang Salons führte. Treffpunkte, in denen Gäste aus Kunst, Kultur und Politik über Gott und die Welt diskutierten, Lesungen und Konzerten lauschten. Der preußische Prinz August, eine Neffe Friedrich des Großen, war in Juliette Récamier verliebt und wollte sie heiraten. Aus dieser Verbidung der berühmten Salonnière zu Preußen sei der Name entstanden, so Baumgärtner. „Das hat einfach gepasst.“ Im „Madame Récamier“ sollen langfristig auch kleine Veranstaltungen stattfinden. Im letzten Sommer gab es bereits im Innenhof ein Konzert. Baumgärtner kann sich vorstellen, vielleicht etwas ähnliches auch in diesem Jahr zu organisieren. Einen festes Programm hat sie aber nicht. „Es soll sich langsam entwickeln. Ohne Zwang und Muss.“

Sarah Stoffers

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