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Das neue Studentenwohnheim auf dem Campus Golm.

© Andreas Klaer

Leben auf dem Uni-Campus: Neues Studentenwohnheim in Golm eröffnet

In Golm gibt es seit wenigen Wochen 308 neue Wohnheimplätze. Einige sind sogar noch frei - doch der stadtweite Mangel besteht weiterhin.

Golm - Nadine Möller könnte kaum glücklicher sein: Die 19-jährige Psychologiestudentin, die gerade ihr erstes Semester an der Uni Potsdam begonnen hat, durfte eines der begehrten Wohnheimplätze im neuen Gebäude am Uni-Campus Golm beziehen. Am Mittwoch wurde das Gebäude mit 308 Plätzen der Öffentlichkeit vorgestellt. Für die Studentin ist das knapp 17 Quadratmeter große Zimmer ein echter Hauptgewinn: Hell und freundlich es, auch wenn es noch etwas spartanisch eingerichtet ist. Bett, Schrank und Schreibtisch stellt das Studentenwerk, einen gemütlichen Lesesessel hat sie selbst mitgebracht. „Der Rest kommt mit der Zeit, ich wohne ja erst seit einer knappen Woche hier“, sagt Möller.

Sie wohnt hier Wand an Wand mit einem weiteren Studenten, beide teilen sich eine Küchenzeile und ein kleines Bad. Für die Wohngemeinschaft zahlt Möller 250 Euro im Monat. Möllers Antrag für das Zimmer scheint ein echter Musterfall für das Studentenwerk zu sein: Zwischen Beantragung und Umzug vergingen keine fünf Wochen, wie sie sagt. Zwar habe sie von den massiven Problemen gehört, die andere Studenten bei der Zimmersuche hatten. Für sie fügte sich aber alles problemlos. Auch Christopher Tees kann ähnliches berichten. Der 24-jährige Jura-Student im siebten Semester wollte nicht mehr von seinem Elternhaus in Staaken nach Golm pendeln und stellte einen Antrag auf ein Appartement – mit Erfolg. Seit wenigen Tagen bewohnt er allein knapp 25 Quadratmeter. Die Kosten: 295 Euro monatlich, Internet und Waschen kostet extra. Für Potsdamer Verhältnisse immer noch unschlagbar günstig.

Wie dringend das Wohnheim benötigt wird, kann man noch an einigen verblichenen Plakaten auf dem Campus sehen. Schon lange kritisieren Studenten und auch das Studentenwerk selbst die fehlenden Wohnungen für die Jungakademiker. Noch Mitte Oktober machte ein Protestcamp auf die Situation der Studenten aufmerksam. Insgesamt 2866 Betten stellt das Studentenwerk stadtweit zur Verfügung. Bei 21 000 eingeschriebenen Studenten deckt diese Zahl nicht die versprochenen 20 Prozent der Versorgungsquote, die sich die Landesregierung vorgenommen hat. Auch die zuständige Noch-Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD), die sich das Heim am Mittwoch ansah, hat den Ernst der Lage erkannt, wie sie sagt. Sie wisse, dass noch immer Platz geschaffen werden müsse. „Der Wohnraum in Potsdam wird weiterhin knapp bleiben. Wir sind aber froh, dass wir erst einmal diesen Kraftakt, das Wohnheim fast pünktlich zum Semesterstart eröffnen zu können, erfolgreich geschafft haben. Die Studenten können sehr froh über das sein, was sie hier kriegen“, so Münch.

Im Oktober 2019 liefen mehr als 3400 neue Anträge auf einen Wohnplatz beim Studentenwerk ein, berichtet Sprecherin Josephine Kujau. Allerdings ließe sich hieraus nicht der genaue Bedarf ablesen, so Kujau weiter. Manche Studenten würden die Anträge doppelt oder gar dreifach stellen, andere fänden in der Zwischenzeit anderswo eine Bleibe. „Auch deshalb sind in Golm derzeit von den 308 Plätzen erst 195 belegt“, sagt Kujau. „Es werden aber auch einige Wochen nach Semesterstart noch neue Mietverträge abgeschlossen.“

Also alles auf dem besten Weg in der Unistadt Potsdam? Nicht unbedingt, sagt Studentenwerk-Geschäftsführer Peter Heiß, der die Ministerin bei dem Rundgang begleitet. „So schön die neuen Wohnmöglichkeiten in Golm auch sind: Wir machen uns keine Illusionen, dass ein oder zwei neue Heime die Probleme lösen können“, sagt Heiß. „Um den Bedarf an allen Potsdamer Standorten zu decken, bräuchte man aber noch etwa acht solcher Häuser mit der gleichen Kapazität.“ Bis 2025 erwarte die Universität Potsdam einen Anstieg der Studierendenzahlen auf 23 000, so Heiß. Um die Nachfragen nach weiteren Wohnheimplätzen abzufangen, müsse man also weiter investieren und auch bestehende Heime in gutem Zustand halten. So soll etwa das Studentenwohnheim in der Kaiser-Friedrich-Straße im Jahr 2022 wohnbegleitend saniert werden. Auf dem Uni-Campus in Golm sei zudem ein weiterer Ausbau geplant, berichtet Heiß. Neben dem soeben eröffneten Wohnheim soll noch ein weiteres mit 358 neuen Plätzen gebaut werden, berichtet er.

Allerdings stelle sich die Finanzierungsfrage für die Heime immer wieder neu: Bisher fanden die Projekte jeweils als einzelne Förderungsmaßnahme zwischen Stadt, Land und Universität statt. Künftig hofft Heiß auf mehr Zusammenarbeit aus der Politik, vor allem mit dem Land. Man führe bereits intensive Kennenlerngespräche, so Heiß. „Ich wünsche mir hier verbindliche landesweite Richtlinien. 15 von 16 Bundesländer machen das so, wieso also nicht auch wir?“

Anne Jerratsch

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