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Lange Nacht der Wissenschaften: Erdrutsch zum Selbermachen auf dem Telegrafenberg

Bei der 18. Langen Nacht der Wissenschaften gaben Potsdamer Forscher am Samstag Einblick in ihre Arbeit.

Wer seine Hand zur Faust ballt und dann öffnet, kann es regnen lassen. Fasziniert bauen Kinder Sandburgen in die Augmented Reality Sandbox, die Max Steinhausen vom Potsdamer Geoforschungszentrum (GFZ) errichtet hat. Das Besondere: Die Sandburgen werden farbig nach Höhenlinien angestrahlt und lassen sich ständig ändern, der virtuelle Regen fällt, das Wasser fließt in virtuellen Bächen zusammen. Es herrscht Gedränge an Steinhausens Stand, immer mehr Kinder wollen auch mal in dem Sand bauen. Da gerät auch der Forscher ins Schwärmen: „Das sieht doch einfach nur schön aus“, sagt der junge Doktorand. Sein virtueller Buddelkasten ist nur eine von insgesamt 58 Forschungsarbeiten, die sich an diesem Samstagabend bei der 18. Langen Nacht der Wissenschaften auf dem Potsdamer Telegrafenberg präsentieren.

Für Johanna Grünberg, die mit ihrem Vater hier ist, ist Steinhausens Stand das Highlight, aber auch die anderen Stände haben ihr gefallen. „Mir gefällt besonders gut, dass ich viele Dinge selbst machen darf und viele Programmpunkte so kindgerecht aufbereitet sind“, sagt sie.

Aktuelle Forschung einem möglichst breiten Publikum näher zu bringen, ist das Hauptziel der Veranstaltung, an der sich auch jedes Jahr zahlreiche Einrichtungen in Berlin beteiligen. Durch Steinhausens Sandbox zum Beispiel lassen sich wichtige Informationen im Falle einer Katastrophe gewinnen. Mithilfe der Sandbox lasse sich die Schadensgröße berechnen, die durch Wassermassen verursacht werden, erzählt er.

Neben dem GFZ präsentieren sich auf dem Telegrafenberg an diesem Abend auch das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der Deutsche Wetterdienst sowie das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung. Auf dem Programm stehen unter anderem Wissenschaftsspaziergänge über den Telegrafenberg, Vorträge über Abenteuer im Eis und Forschung zur Sonne.

Ganz in der Nähe von Steinhausens Sandbox geht es dagegen um Erdrutsche. Dort stellen Jens Turowski und Michael Dietze, ebenfalls vom GFZ, ihre Pilotforschung auf Rügen im Modell vor. Sie haben eine Apparatur aufgebaut, bei der Steine eine Art kleine Rutsche hinabfallen. Sie hätten damit Erdbeben untersucht, die nicht durch tektonische Plattenverschiebungen, sondern durch Steine und Erdrutsche verursacht würden, erläutern sie. „Wir leisten hier Pionierarbeit. Das hat noch nie jemand gemacht“, versichern die beiden Wissenschaftler. Turowski und Dietze hoffen, irgendwann eine Art „Bibliothek geomorphologischer Prozesse“ aufbauen zu können, die schnelle Warnungen bei entsprechenden Erdrutschen ermöglichen könnte.

Wie Steinhausen hatten offenbar auch Turowski und Dietze den richtigen Riecher. Immer wieder kommen Kinder und Erwachsene und lassen sich am Computer zeigen, wie ein Seismograf ihre „Steinrutschen“ registriert. 

Lydia Küttner

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