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Landschaftsgarten: Der Traum von der Fahrlander Feldflur

Michael Seiler hat Ideen für Krampnitzer Spaziergänger. Die Stadt plant einen Uferweg und eine Aussichtsplattform. Dem Ex-Gartendirektor genügt das nicht. 

Potsdam - Michael Seiler hat einen Traum. Einen Traum von gelb blühenden Kornelkirschen am Wegesrand, von Hecken an den Feldern und von Maulbeerbaumgruppen. Wenn der ehemalige Gartendirektor der Schlösserstiftung auf den Wegen zwischen Fahrlander See und Ketziner Straße, in der Gegend des geografischen Mittelpunktes des Landes Brandenburg, spazieren geht, sieht er nicht einfach Felder und Wiesen. Er sieht „einen der schönsten Blicke in ganz Potsdam“.

In der Tat bietet sich hier, nur einige Autominuten von der Potsdamer Innenstadt entfernt, eine Aussicht durch das Schilf auf das glitzernde Wasser des Sees und auf viel Natur mit dem waldbestandenen Nedlitzer Kirchberg. Noch schöner allerdings wäre dieser Blick aus Seilers Sicht, wenn das Gebiet landschaftsgärtnerisch durch einige Baum- und Heckenpflanzungen ergänzt würde, nach dem Vorbild der Bornimer Feldflur. Dort war die Feldflur auf Anregung Peter Joseph Lennés von Hermann Sello angelegt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg vernachlässigt, wurde sie zur Bundesgartenschau 2001 wiederhergestellt. „Es könnte ganz Brandenburg anstecken, wenn dieses Modell ausgeweitet würde“, erklärt der frühere Gartendirektor.

„Das würde dem Gelände mehr Tiefe geben, es beleben, den Horizont bei einem Spaziergang immer wieder verschieben“, beschreibt der 79-Jährige, der noch immer mitreißend von seinem Fach schwärmt, seine Vision. Er deutet mal hierhin, mal dorthin, zeigt alte Pläne, vor seinem inneren Auge scheinen bereits Büsche und Bäume zu wachsen. Auch für Vögel und Insekten entstünde so ein zusätzlicher Lebensraum, argumentiert Seiler. Im Blick hat er auch die bis zu 10.000 Krampnitzer, die einmal in Sichtweite leben sollen. „Die werden genau hier spazieren gehen und sollen hier mit Vergnügen entlanggehen können“, sagt er.

Auch die Stadt hat Pläne für das Gebiet, allerdings beziehen sich diese vor allem auf die Herstellung eines Uferwegs mit Rastplatz für Spaziergänger und Wanderer. Anfang Oktober hatte die Verwaltung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Andere hin angekündigt, dass am Nordufer des von Biotopen umgebenen Fahrlander Sees ein neuer Wanderrastplatz entstehen soll. Details zur Planung teilte die Stadt nun auf Anfrage mit. So sollen am Anglerverein eine Rasenfläche mit Bänken und eine überdachte Sitzmöglichkeit gebaut sowie Mülleimer aufgestellt werden. Die Angelfreunde Fahrland sollen ihren Standort aber weiter nutzen können. Das Dach des Pumpenhauses, das dort am Ufer steht, soll so hergerichtet werden, dass darauf „eine stählerne Aussichtsplattform“ errichtet werden kann. Mit einer Wendeltreppe könne man die Plattform besteigen, „von der man einen Rundblick über den gesamten Fahrlander See hat“, erläuterte eine Stadtsprecherin den PNN. Auf der Plattform sind Informationstafeln zur Geschichte und Bedeutung des Sees für Wasservögel geplant.

Zudem soll der rund 500 Meter lange Weg, der vom künftigen Rastplatz bis zum Mittelpunkt des Landes Brandenburg führt, für Fußgänger und Radfahrer „mit einfachen Mitteln erneuert und ausgeschildert“ werden, so die Sprecherin. Unebenheiten sollen ausgeglichen und feuchte Stellen mit Schotter und Sand aufgefüllt werden. Zudem sollen Holzpoller aufgestellt und Bäume oder Sträucher so gepflanzt werden, dass Besucher den Schilfgürtel und andere Biotopflächen nicht befahren.

Finanziert werden soll das Vorhaben aus EU-Fördermitteln. Derzeit werde die Planung der Entwürfe und der Ausführung vorbereitet, hieß es. Wenn die Gelder bewilligt werden und umwelt- und wasserrechtliche Fragen geklärt sind, können Weg und Rastplatz bis Ende 2020 fertig gestellt sein.

Landwirte überrascht

Über den Weg und den Rastplatz hinaus gibt es jedoch keine Pläne der Stadt. Michael Seilers Träume einer neuen Fahrlander Feldflur hat er bisher lediglich bei einer Begehung mit dem Umweltamt erwähnt. Dabei ging es um Pläne eines Mannes, auf einer Fläche vor Ort einen Weinberg anzulegen. 1786 war dort in einem Plan ein Weinberg eingezeichnet, wie Seiler zeigt. Wie lange dort Reben wuchsen, weiß er aber nicht. Die Untere Naturschutzbehörde hatte jedoch Bedenken zu dem Projekt, weil Habitate der Zauneidechsen bedroht sein könnten.

Seiler möchte künftig das Gespräch suchen, um seine Ideen zu erläutern und deren Umsetzung anzuregen. Marco Mödebeck, Landwirt und Eigentümer eines Teils der Flächen und Pächter eines anderen Teils, klingt überrascht. „Stellen Sie sich mal vor, jemand kommt in Ihren Garten und will dort plötzlich eine Hecke pflanzen“, sagt Mödebeck. Er habe grundsätzlich nichts gegen Bäume oder Sträucher. Aber er nutze die Fläche landwirtschaftlich, baue dort unter anderem Raps an. Wenn eine Hecke gepflanzt werde, nehme das Fläche weg und wenn diese nicht ordentlich gepflegt werde, noch mehr Fläche. „Meine persönliche Meinung ist hier fehl am Platz, das muss alles in seiner Gesamtheit von den Beteiligten konzipiert werden“, findet er.

Michael Seiler glaubt trotzdem daran, dass eine Feldflur auch ohne größere Beeinträchtigung der Landwirte angelegt werden könnte. Seine Hoffnung: „Wenn es irgendwann so schön ist zum Spazierengehen, wird hier nicht das nächste Hochhaus gebaut.“

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Hintergrund

Die Bauverwaltung geht gegen nicht genehmigte Gebäude auf dem Gelände „Drei Mohren“ am Westufer des Fahrlander Sees sowie illegale Nutzungen vor Ort vor. Das hat die Behörde jetzt bekannt gegeben, Anlass sind Vorwürfe und eine Kleine Anfrage von Neu Fahrlands Ortsvorsteherin Carmen Klockow (Bürgerbündnis) wegen aus ihrer Sicht illegaler Partys auf dem Gelände im dortigen Landschaftsschutzgebiet. Die Bauverwaltung erklärte dazu, es liefen bereits naturschutz- und bauordnungsrechtliche Verfahren. Ziel sei der Abriss der Schwarzbauten und die Unterbindung von Übernachtungen in den Bestandsgebäuden, weil eine Nutzung des Areals als Beherbergungsbetrieb „unzulässig“ und auch nicht genehmigungsfähig sei, so die Behörde. Bisher sei dort nur ein Wohnhaus samt Keramikwerkstatt erlaubt. Klockow hatte wie berichtet moniert, dass im Sommer dort mehrere Partys gefeiert worden seien, zudem seien viele Autos auf dem Areal wild geparkt worden. 

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