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Klassiker. Das eintrittsfreie Konzert des Polizeiorchesters am Pfingstsonntag an der Historischen Mühle in Sanssouci besuchten bei gutem Wetter rund 1500 Menschen. Darunter waren oft Politiker, gern kam der einstige Innenminister Jörg Schönbohm (CDU).

© M. Thomas

Landespolizeiorchester Brandenburg teurer: Teure Töne

Ein Auftritt des Landespolizeiorchesters kostet jetzt dreimal so viel wie bisher. Deshalb wurde das traditionelle Potsdamer Pfingstkonzert abgesagt

Sanssouci - Seit mehr als 100 Jahren ist es ein fester Termin im Kalender vieler Potsdamer: das große Konzert am Pfingstsonntag unter freiem Himmel an der Historischen Mühle von Schloss Sanssouci. Einst spielte dort das Musikkorps der Garnison Potsdam, in den 1950er-Jahren übernahm das damalige Polizeiorchester der Stadt die Tradition und später, im Jahr 1998, das durch Fusion entstandene Landespolizeiorchester Brandenburg.

Das traditionsreiche Konzert wird ausfallen

In diesem Jahr allerdings wird es still bleiben am Pfingstsonntag an der Historischen Mühle – das traditionsreiche Konzert wird ausfallen. Den Grund dafür nennt Thomas Prange, Direktor des Mövenpick Restaurants zur Historischen Mühle: Das Entgelt für den Auftritt des Orchesters sei innerhalb eines Jahres um 313 Prozent gestiegen. Dies könne er unternehmerisch „nicht mehr abbilden“, so Prange. Er führt das Restaurant seit Eröffnung im Jahr 2000. Zu Beginn hatte der damalige Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) angeregt, „dass wir doch diese Tradition wiederaufleben lassen könnten“. Denn die Konzerte seien einige Jahre ausgefallen. Er habe dies gern gemacht, so Prange – für die Potsdamer, der Tradition wegen, und natürlich auch als Imagewerbung für sein Haus.

Viel Restaurant-Umsatz habe das für die rund 1500 Besucher kostenfreie Konzert trotzdem nicht gebracht. „Es spricht eben auch die Potsdamer an, die sich es nicht unbedingt leisten können, zum Konzert in den Nikolaisaal zu gehen.“ So habe sich das Pfingstkonzert schon bisher nicht gerechnet, „und bei einer Kostensteigerung von 313 Prozent geht es einfach gar nicht mehr“.

Jüngst gab es vernichtende Kritik des Landesrechnungshofs

Grund für die steile Kurve nach oben beim Orchester-Entgelt ist die jüngste vernichtende Kritik des Landesrechnungshofs an dem Klangkörper, veröffentlicht im Jahresbericht 2015. Wenn das Orchester so bleibe, habe es keine Existenzberechtigung, hatte Rechnungshofpräsident Christoph Weiser im Dezember gesagt. Ein Hauptgrund: Die zu geringen, nicht kostendeckenden und teilweise auch intransparenten Entgelte. Von 2010 bis 2013 habe das Landespolizeiorchester das Land 10,3 Millionen Euro gekostet, gleichzeitig wurden nur 128 400 Euro eingespielt – das ergebe die mit Abstand größte Lücke zwischen Förderung und Einnahmen aller vom Land geförderten Orchester.

Seit 1. Januar 2016 gelte eine Neufassung der Orchesterordnung, teilte Rudi Sonntag, Sprecher des Brandenburger Polizeipräsidiums, jetzt auf PNN-Anfrage mit. Darin enthalten: die neue maximale Auftrittspauschale von 4500 Euro für ein zweistündiges Konzert des gesamten Polizeiorchesters mit seinen 54 Musikern sowie eine „Servicepauschale“ von 200 bis maximal 800 Euro für Anreise und Verwaltungsaufwand. Zuvor hatte ein Auftritt des Orchesters laut Rechnungshofbericht pauschal 1500 Euro gekostet.

Ein Konzertauftritt kostet nun mehr als das Dreifache als bislang

Dass ein Konzertauftritt nun mehr als das Dreifache kostet als bislang, wirkt aber offenbar nicht auf alle abschreckend. Laut Präsidiumssprecher Sonntag seien für 2016 mit Stand Anfang Mai bereits 15 Verträge für kostenpflichtige Konzerte abgeschlossen, im Jahr 2015 habe das Orchester insgesamt 32 solche Konzerte gespielt. Bei Benefizkonzerten von Kommunen sowie gemeinnützigen, kirchlichen oder karitativen Organisationen spielt das Landespolizeiorchester kostenfrei.

Wegen der erhöhten Kosten seien bislang nur zwei Konzerte abgesagt worden, so Sprecher Sonntag – das eine sei das Potsdamer Pfingstkonzert. Eine Ausnahme könne das Polizeipräsidium für dieses Konzert „selbst unter Beachtung, dass sich sich um eine von der Bevölkerung gern besuchte und traditionelle Veranstaltung“ handele, nicht machen. Der Veranstalter sei ein privatwirtschaftliches Unternehmen, die Orchesterordnung erlaube einen „Sondertarif“ nur bei nicht-professionellen und nicht-wirtschaftlichen Veranstaltern.

Für den Potsdamer Mövenpick-Restaurant-Direktor ist das Ganze unverständlich

Für den Potsdamer Mövenpick-Restaurant-Direktor Prange ist das Ganze dennoch unverständlich. Das Landespolizeiorchester sei ein „Imageträger für das Land“, es sollte ein Interesse daran haben, dass es auftritt. Um eine Lösung zu finden, hatte Prange vor mehr als drei Monaten einen Brief an Ministerpräsident Dietmar Woidke, Innenminister Karl-Heinz Schröter (beide SPD) und Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke geschrieben. Antwort bekam er erst nach acht Wochen – von Woidke, der an das Innenministerium und das Polizeipräsidium verwies. Von Mörke habe er schließlich nach 13 Wochen einen Brief bekommen, mit einem Verweis auf die Entgeltordnung. Prange ärgert das: Es sei „Ignoranz gegenüber dem Unternehmen“. 

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