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Die Eisdecke auf dem Arktischen Ozean am Nordpol, aufgenommen im August dieses Jahres.

© dpa

Klimawandel verschiebt Eiszeit: Warum die Eiszeit wohl ausfällt

Potsdamer Klimaforscher haben den Eiszeit-Code geknackt: Sie wissen nun wie Sonnenlicht und CO2-Gehalt der Atmosphäre bei einer Eiszeit in Relation stehen - und dass der Mensch die nächste Eiszeit verschieben wird

Potsdam - Nachdem die Nachricht bereits Ende des vergangenen Jahres für Aufsehen sorgte, ist nun die dazugehörige Studie im Fachjournal „Nature“ erschienen: Potsdamer Klimaforscher erwarten, dass die nächste Eiszeit durch den menschgemachten Klimawandel ausfallen wird. In einer Untersuchung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) kommen sie zu dem Schluss, dass der Mensch heute zu einer geologischen Kraft geworden ist, die den Beginn der nächsten Eiszeit unterdrücken kann. Die Forscher um Leitautor Andrey Ganopolski schreiben in ihrer Studie, dass schon eine moderate Störung des natürlichen Kohlenstoffhaushalts des Planeten durch den Menschen die nächste Eiszeit um 100 000 Jahre verschieben könnte.

Für die Studie hatten die Wissenschaftler einen entscheidenden Schritt gemacht: Es sei ihnen gelungen, den Code der Eiszeiten zu knacken, schreiben sie. In dem Verhältnis von Sonneneinstrahlung auf die Erde und CO2 -Konzentration in der Atmosphäre hätten sie den Schlüssel gefunden, mit dem sich die letzten acht Eiszyklen der Erdgeschichte erklären lassen.

Ein kompletter Eiszeitzyklus wird übersprungen

Die Untersuchung zeige nun, dass bereits relativ moderate zusätzliche CO2-Emissionen aus der Verbrennung von Öl, Kohle und Gas ausreichen, um die nächste Eiszeit um weitere 50 000 Jahre zu verzögern, erklärt Leitautor Andrey Ganopolski. Auch ohne Klimawandel wird der Beginn einer neuen Eiszeit erst in etwa 50 000 Jahren erwartet. „Unterm Strich bedeutet dies, dass wir einen kompletten Eiszeitzyklus überspringen, was beispiellos ist“, schreibt Ganopolski. Und weiter: „Es ist wirklich verblüffend: Der Mensch ist in der Lage, einen der fundamentalen Mechanismen zu stören, die die Welt geformt haben, wie wir sie heute kennen.“

Den Beginn der letzten Eiszeiten erklären die Forscher durch die Bestimmung von Schlüsselfaktoren, die dem Beginn einer neuen Eiszeit vorangehen. „Unsere Ergebnisse lassen eine funktionale Beziehung zwischen der Sonneneinstrahlung im Sommer und atmosphärischem CO2 erkennen, die den Beginn einer neuen Eiszeit kennzeichnet“, erklärt Ganopolski. So lasse sich nicht nur die Vergangenheit erklären, es ermögliche auch künftige Perioden abzusehen, in denen ein neuer Eiszeitzyklus einsetzen kann.

Das Rätsel der Eiszeitzyklen

„Das Rätsel zu lösen, welche Mechanismen die vergangenen Eiszeitzyklen angetrieben haben, ermöglicht uns auch, den Anfang eines neuen Eiszeitalters abzusehen“, so Ko-Autorin Ricarda Winkelmann. Da Kohlendioxid in der Atmosphäre extrem langlebig ist, hätten vergangene wie künftige Emissionen großen Einfluss darauf, wann ein neuer Eiszeitzyklus beginnt, so Winkelmann. „Unsere Analyse zeigt, dass schon geringe zusätzliche Kohlenstoff-Emissionen die Entwicklung der Eisbedeckung auf der Nordhalbkugel wohl auf zehntausende Jahre beeinflussen würde, während künftige CO2-Emissionen von 1000 oder 1500 Gigatonnen Kohlenstoff die nächste Eiszeit um mindestens 100 000 Jahre verschieben könnte.“ Kix

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