zum Hauptinhalt
Problemgrube. Auf der Baustelle für die Tiefgarage in der Speicherstadt ruhen schon seit Monaten die Arbeiten. Inzwischen ist Wasser in den Rohbau gelaufen – als vor einer Woche noch Minus-Temperaturen herrschten, war dies eine durchgehende Eisschicht. Hinter den Kulissen wird an Rettungsversuchen für das Bauprojekt gearbeitet.

© Johanna Bergmann

Landeshauptstadt: Land unter in der Speicherstadt

Bauträger insolvent: Wasser dringt in die unvollendete Tiefgarage. Verschiedene Rettungsversuche laufen

Templiner Vorstadt - Inzwischen sieht sie aus wie eine Bauruine: Die unvollendete Tiefgarage in der südlichen Speicherstadt steht an manchen Stellen bereits knietief unter Wasser. Der Bauträger ist insolvent. Nun wird nach PNN-Informationen allerdings im Hintergrund versucht, die Garage doch noch zu bauen.

Am Mittwoch äußerte sich auf PNN- Anfrage der Anwalt Jürgen Stoffers, der Hauptgesellschafter der eigentlich zuständigen Speicherstadt Potsdam GmbH vertritt. Er bestätigte die Insolvenz des Unternehmens. Ein neuer Investor für das Unternehmen sei nicht gefunden worden. Offenbar war das wirtschaftliche Risiko zu groß, auch weil mehrere Schadensersatzklagen am Landgericht anhängig sind. Außerdem waren in den vergangenen Monaten weitere Probleme im Zusammenhang mit dem Bau aufgetaucht.

Geplant war, dass die Speicherstadt GmbH eigentlich schon 2010 eine Tiefgarage mit 100 Stellplätzen angelegt haben sollte – für die drei ehemaligen, Ende des 17. Jahrhunderts errichteten Kornspeicher auf dem Areal, die die Prinz von Preußen Grundbesitz AG (PVP) in den vergangenen Jahren für rund 30 Millionen Euro zu repräsentativen Wohnhäusern umgebaut hat. Doch es blieb bei dem unvollendeten Gruben-Rohbau. Schon Mitte des Jahres hatte der neue Gesellschafter die Reißleine gezogen und den bisherigen Projektchef Dieter Franke entlassen. Unter anderem waren ihm geschönte Statusberichte und eine wenig professionelle Organisation der Arbeiten vorgeworfen worden. Unter Frankes Ägide sollen sich allein die Baukosten auf rund fünf Millionen Euro verdoppelt haben. Im Laufe des Jahres geriet das Vorhaben dann immer mehr in Schieflage: Unter anderem hatten Gläubiger von der Sparkasse auf Anfrage sogenannte Schuldnererklärungen zu dem Bauträger erhalten – demnach lagen gegen die Speicherstadt GmbH unbezahlte Forderungen über 300 000 Euro vor.

Zum Problem des Wassers in der Grube sagte Anwalt Stoffers, eine Firma, die permanent dafür sorgen soll, dass die Grube nicht mit Wasser vollläuft, würde weiter arbeiten. „Ich werde mich um das Problem kümmern.“ Inzwischen seien die Schwierigkeiten - eine Pumpe funktionierte nicht richtig - behoben, sei ihm versichert worden, so Stoffers. Die Stadtverwaltung ist jedenfalls schon alarmiert. Offenbar sei aufsteigendes Grundwasser die Ursache für die nasse Grube, weil das Abpumpen derzeit anscheinend nicht funktionieren würde, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow auf PNN-Anfrage. „Wir bereiten derzeit entsprechende Maßnahmen vor.“ Da es sich um ein laufendes ordnungsbehördliches Verfahren handelt, könne man aber nicht über weitere Details informieren, so Brunzlow.

Nach PNN-Informationen wird parallel an einer Lösung ohne die Firma gearbeitet. So gebe es den Vorschlag, dass nun die einstigen Käufer der schon vor Jahren versprochenen Tiefgaragenplätze eine Gemeinschaft bilden, um den Bau doch noch zu vollenden, hieß es. Mit einer vernünftigen Bauleitung und mit Hilfe der PVP könnte die Garage dann doch fertiggestellt werden, so die Hoffnung auch von anderen Verfahrensbeteiligten. Die Potsdamer Stadtverwaltung kann sich jedenfalls eine solche Lösung vorstellen, wie Stadtsprecher Brunzlow sagte: „Der Verwirklichung des Vorhabens stünde ein Bauherrenwechsel nicht entgegen.“ Unklar ist, ob alle Anwohner mitziehen. Die 100 Plätze für die Tiefgaragen waren einst für rund 25 000 Euro verkauft worden, teilweise wurden bereits Anzahlungen in Höhe von mehreren Tausend Euro geleistet.

Ein weiteres Problem: Die Autos der Anwohner müssen seit Jahren zwischen den Wohnanlagen wild parken, durch die Baugrube ist noch weniger Platz vorhanden. Die Stadt duldet dies, die für die Tiefgarage erteilte Baugenehmigung hat noch eine Gültigkeit bis einschließlich 2018. Sollte die Garage allerdings gar nicht mehr gebaut werden, bestehe die Pflicht zur finanziellen Ablösung der notwendigen Stellplätze, wie Brunzlow deutlich machte. Wer dies dann zahlen würde, wenn der Bauträger nach der Pleite nicht mehr handlungsfähig sein sollte, ist unklar. Die Dauerbaustelle blockiert aber auch weitere Planungen für die Speicherstadt. Denn über der Grube ist etwa ein Uferweg geplant, ebenso soll noch ein Wohnhaus errichtet werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false