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Das Einheitsherz sollte pochen, tut es aber nicht.

© Peter Raddatz

Kunstinstallation zur Einheits-Expo in Potsdam: Herzversagen im Stadtkanal

Es sollte die Potsdamer und ihre Gäste zum Einheitsjubiläum erfreuen - ein schwarz-rot-goldenes Herz im Stadtkanal. Statt zu schlagen, rief es Spötter auf den Plan.

Von Carsten Holm

Mit der Kunst ist das bekanntlich so eine Sache: Ihre Ästhetik kann erfreuen, ihre Kreativität begeistern, ihre Einfalt sprachlos machen. Es ist nicht bekannt, was Künstler dazu geleitet hat, im Stadtkanal ein monströses Herz aus schwarzen, roten und goldenen Plastikplanen zu installieren, es mit der in weißer Farbe gehaltenen Zahl „30“ und dem ebenfalls in Weiß lackierten Wort „Jahre“ zu verzieren – auf dass sich die Betrachter zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit an 30 wundervolle Jahre erinnern.

Gefeiert wird nur abgespeckt

Brandenburg wollte ein großes Fest zu diesem Ehrentag der Republik ausrichten, es hätte mit der Präsentation aller 16 Bundesländer in der Landeshauptstadt und Hunderttausenden Besuchern stattfinden sollen – bis das Coronavirus die Pläne zunichte und nur eine kräftig abgespeckte Feier möglich machte.
Übrig blieb außer dem Festakt in der Babelsberger Metropolis-Halle, der Präsentation der fünf Verfassungsorgane, der Vorstellung der Länder und der Stadt eine Installation von Kunst quer durch die Stadt, die Einheits-Expo. Am Samstag beginnt, am 5. Oktober endet sie, und in der Stadt sind vielerorts fleißige Frauen und Männer zu beobachten, die Kunstobjekte an ihren zeitweiligen Ort bringen.

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Kein poch poch für die Einheit

Eines der auffälligsten ist besagtes Herz, das, getragen von einem Gestell aus Aluminium, auf dem Boden eines Teils des früheren Stadtkanals ruht. Das Herz scheint sich in leichter Schräglage an das Gerüst zu lehnen, es sollte allen Betrachtern demonstrieren, das Leben in ihm ist: Ein eigentlich gar nicht mal komplizierter Federmechanismus sollte die Eruptionen des Herzmuskels simulieren – poch poch für die deutsche Einheit. 
Der Potsdamer Rainer Wohlthat, Chef der Berliner Firma Wohlthat Entertainment, hatte das Einheitsherz im Auftrag der brandenburgischen Staatskanzlei entworfen, aber zu pochen verstand es nicht. Die Federkonstruktion versagte. 

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Auftritt der Spötter

Außerdem meldeten sich vor allem via Twitter Spötter zu Wort, die die gesamten Kunstkonstruktionen in Potsdam zu künstlich, zu aufgesetzt, zu lächerlich fanden. Robert Kapp etwa riet der Landeshauptstadt und ihrem Oberbürgermeister, „diese Installationen zur deutschen Einheit unauffällig verschwinden zu lassen“. 

Dann werde es „nicht ganz so peinlich“, „vielleicht kriegt man auch ein bisschen Geld wieder“. Das „Komitee für Preußische Leichtigkeit“ sprach von einer „patriotischen Deutschtümelei in den Kanälen von Preußens Disneyland“. 1Ein Potsdamer fasste zusammen: „Das Herz des vereinten Deutschlands schlägt also im Potsdamer Stadtkanal.“ 

Es schlägt aber eben nicht. Wegen des Federmechanismus. Es wird am Donnerstag, spätestens am Freitag aber ausgetauscht, sagt Wohlthat. Im Kanal findet dann zum ersten Mal in der Potsdamer Kunst- und Medizingeschichte eine Herztransplantation statt. Das neue Herz soll nicht pochen, aber mit Licht- und Toneffekten Lebendigkeit simulieren. Wenn die Technik funktioniert.

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