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Ramponiert. Die Restaurierung des Kunstwerks Transparente Weltkugel wird rund 93 000 Euro kosten.

© Archiv

Kunst in Potsdam: Wohin mit den Potsdamer DDR-Skulpturen?

Einige Kunstwerke aus der DDR-Zeit sollen ins Stadtbild zurückkehren. Ganz einfach ist das nicht.

Potsdam ist generell nicht gerade arm an Skulpturen. Man sieht sie beispielsweise in den Parks der Schlösser. Und auch auf der Attika des Landtagsschlosses werden immer mehr aufgestellt. Doch Kunstwerke aus der Zeit der DDR sind in Potsdams Stadtbild zuletzt seltener geworden. Nun sollen einige zurückkehren. Bei anderen dauert es länger als geplant oder die Standortsuche ist noch nicht abgeschlossen. Die PNN geben einen Überblick.

Staudenhof Figuren

Am neuesten und umstrittensten ist der Fall des Figurenensembles aus dem Staudenhof. Die „Stehende unter dem Baldachin“, das „Sitzende Mädchen“ und der „Pflanzturm“ auf der Grünanlage an der Straße Am Kanal neben dem Staudenhof sind im Herbst abgebaut worden. Anfang bis Mitte der 1970er-Jahre hatte Jürgen von Woyski ein Ensemble von drei Kunstwerken aus Keramik geschaffen. Allerdings hatten die Figuren auf der Grünanlage über die Jahre unter Vandalismus und Witterung so gelitten, dass sie 2016 restauriert werden mussten. Ein Jahr später – im Herbst 2017 – wurden sie erneut abgebaut. Diesmal, um Platz für den Abriss der Fachhochschule zu machen. Für 40 000 Euro sollten sie restauriert werden.

Der Beirat für Kunst im öffentlichen Raum sollte einen geeigneten, neuen Standort finden und entschied sich schließlich im Frühjahr für die Freundschaftsinsel. Mitte 2019 sollten sie aufgestellt werden. Doch der Plan stieß wie berichtet auf Widerstand: Der ehemalige Stadtkonservator Andreas Kalesse und der Vereinsvorsitzende der Freunde der Freundschaftsinsel, Jörg Näthe, übten massive Kritik am neuen Platz für die ehemaligen Staudenhof-Plastiken. Man könne die Insel nicht einfach als beliebige Fläche zum Abstellen weiterer Figuren nutzen, sagte Kalesse. Eigentlich sollten die Stadtverordneten Anfang Juni über den Standort Freundschaftsinsel abstimmen. Doch sie verwiesen das Thema in den Ausschuss für Wissenschaft und Kunst. Der stimmte in seiner jüngsten Sitzung für ein Moratorium. Bis Oktober hat der Beirat nun Zeit, weitere Standorte zu prüfen. Dabei sollen die Standorte Neuer Lustgarten, das Umfeld des blu, die große Wiese am Nordausgang des Bahnhofes sowie Platzierungsmöglichkeiten am Stadtkanal untersucht werden, hieß es. Die Freundschaftsinsel ist allerdings noch nicht vom Tisch.

Transparente Weltkugel

Ebenfalls aus den 1970er-Jahren stammt die Transparente Weltkugel. Sie wurde 1977/78 von Günter Junge geschaffen, stand neben der Stadt- und Landesbibliothek, bis sie 2010 wegen deren Umbau zum Bildungsforum abgebaut und eingelagert werden musste. Die Plastik besteht aus zwei Stahlbändern, die Zitate von Karl Marx und Johann Wolfgang von Goethe wiedergeben, und hat einen Durchmesser von fünf Metern. 2014 sollte sie auf Empfehlung des Beirats für Kunst im öffentlichen Raum noch auf dem Schulhof des Oberstufenzentrums in der Jägerallee versteckt werden. Die Stadtverwaltung veröffentlichte das sogar in einer aufwendig produzierten Broschüre über Kunst im öffentlichen Raum.

Nachdem insbesondere die Linke in der Stadtverordnetenversammlung Druck machte, wurde der Plan wieder kassiert. Nun soll die Weltkugel auf der Grünfläche neben dem Markt-Center in der Breiten Straße ihren neuen Standort finden. Doch es tauchte ein weiteres Problem auf: Das Kunstwerk ist nämlich ziemlich ramponiert. Erst war es unsachgemäß abgebaut worden, dann rostete es jahrelang auf dem städtischen Bauhof vor sich hin. Die Restaurierung kostet deshalb stolze 93 000 Euro. „Die für die Aufstellung erforderliche Baugenehmigung liegt vor. Die Auftragsvergabe für die Instandsetzung ist erfolgt“, heißt es nun auf Nachfrage aus dem Rathaus. Im Mai oder Juni 2019 soll die Plastik wieder zu sehen sein.

Familie Grün

Schon fast fünf Jahre ist es her, dass die Figurengruppe „Familie Grün“ an der Kreuzung von Brandenburger Straße und Lindenstraße abgebaut wurde. 1982 war das von dem verstorbenen Potsdamer Künstlerehepaar Hans-Joachim und Carola Buhlmann geschaffene Ensemble aufgestellt worden. Doch im November 2013 mussten die Figuren abgebaut werden, weil die Eisenträger im Innern verrostet waren und die Keramik zu sprengen drohten. Die Schäden waren so gravierend, dass die Originale nicht mehr zu retten waren.

Die Kopie soll nun „durch freie Nachschöpfung in glasiertem Terrakotta“ entstehen. Den Auftrag dazu habe die Stadt nun ausgeschrieben, heißt es auf Nachfrage aus dem Rathaus. 47 500 Euro stehen für Rekonstruktion und Wiederaufstellung im städtischen Haushalt bereit. Ende 2018 oder Anfang 2019 soll „Familie Grün“ wieder in der Fußgängerzone zu sehen sein.

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Kommentar: Lange sind Skulpturen aus der DDR-Zeit nicht sonderlich gut von der Stadt gehütet worden. Über den würdigen Umgang mit den Kunstwerken sollten die Verantwortlichen besser noch einmal nachdenken, kommentiert PNN-Autor Marco Zschieck.

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