zum Hauptinhalt
Jörg-Wolfgang Jahn, der Sohn des Potsdamer Bauhaus-Künstlers Martin Jahn, steuerte für die Ausstellung in der Urania Potsdam zahlreiche Werke bei.

© Andreas Klaer

Kunst in Potsdam: Ausstellung über Bauhaus-Künstler Jahn eröffnet

In der Urania ist eine Ausstellung über den in Potsdam geborenen Bauhaus-Künstler Martin Jahn zu sehen. Sein Sohn hat daran mitgewirkt.

Von Birte Förster

Potsdam - Ein tiefer Riss geht durch die ganze Fläche. Die Ränder verlieren an vielen Stellen ihre klare Kante, zerfledderte Stücke führen in ein schwarzes Loch. In allen Details hat Martin Jahn diesen Riss gezeichnet und zeigt auf, wie dieser die Ursprungsform verwandelt. „Nur wenn ich innerlich bewegt und ganz erfüllt bin von einer Form, kann ich sie zeichnerisch wiedergeben“, schrieb der Bauhäusler der ersten Stunde in den zwanziger Jahren über seine Zeit im Bauhaus Weimar. Zum Themenschwerpunkt „100 Jahre Bauhaus“ sind nun insgesamt 36 Werke des 1898 in Potsdam geborenen Künstlers in der Urania Potsdam zu sehen. Am Donnerstag wurde die Ausstellung mit musikalischer Begleitung des preisgekrönten Fauré-Quartetts in der Gutenbergstraße 71 eröffnet. Bis Ende Februar sind die Werke des Bauhaus-Künstlers dort zu sehen.

Anwesend war bei der Eröffnung auch Jörg-Wolfgang Jahn, der Sohn des 1981 in Darmstadt verstorbenen Künstlers. Der emeritierte Professor an der Hochschule für Musik in Karlsruhe war zusammen mit Kuratorin Heike Karg maßgeblich an der Ausarbeitung der Ausstellung beteiligt. Ein Großteil der ausgestellten Werke stamme aus dem Besitz der Familie Jahn, darunter seien aber auch einige Leihgaben von privaten Sammlern, erklärt Kunsthistorikerin Heike Karg. Die Auswahl der Werke sowie die Schwerpunktsetzung hätten viel Zeit in Anspruch genommen. „Wir haben die Bilder ganz neu betrachtet“, sagt Jahn. Schließlich sollten, passend zum Schwerpunkt, die Bilder dem Bauhaus nahe stehen. Karin Flegel, Geschäftsführerin der Urania, wollte aber auch seine Wurzeln und künstlerischen Anfänge mit aufzeigen. Und diese liegen im Naturalismus.

Dem Bauhaus kehrte Jahn später den Rücken

Etwa mit 18 Jahren verließ Martin Jahn Potsdam, um an der Staatlichen Kunstschule zu Berlin zu studieren. Ganz im Sinne des Naturalismus wurde er dort zunächst als Zeichenlehrer ausgebildet und absolvierte ein anschließendes Referendariat. Sein Weg führte ihn schließlich ins thüringische Weimar, wo er 1920 am Staatlichen Bauhaus immatrikuliert wurde und unter anderen von Johannes Itten und Paul Klee ausgebildet wurde. Jahn begann mit Formen und Farben zu experimentieren.

Von Walter Gropius, dem Mitbegründer des Bauhauses, lernte er, „dass Kunst nicht lehrbar sei, dass man nur das Handwerkliche erlernen könne“ – so beschrieb es Jahn selbst. Auch bei seinem Vater, einem Kunstschlosser- und Schmiedemeister, ging er in die Lehre. Alles Erlernte wusste er zu nutzen: „Er hat eine eigene Formsprache und eine eigene Haltung zum Kunstwerk entwickelt“, sagt Kunsthistorikerin Karg. Seine expressionistischen Werke mit verschlungenen oder klaren Formen unterlegte er mit grellen oder sanften Tönen. Dem Bauhaus kehrte er aber später den Rücken und widmete sich dem Zeichnen.

Die individuelle Entwicklung seiner Schüler war für ihn entscheidend

Aber auch seinem Dasein als Pädagoge blieb Jahn treu. Er sei als Lehrer zurückhaltend und humorvoll gewesen, habe in der Vermittlung der Techniken und Stile niemals diktatorisch agiert, sagt Karg. Die individuelle Entwicklung der Schüler in ihrem künstlerischen Schaffen sei ihm als Humanisten wichtig gewesen. Und: „Er hat den Blick geschult.“ Den Blick auf kleine, feine Details, die im Alltag nur allzu oft übersehen werden. Wie eben jener Riss, den er selbst gezeichnet hat. „Er gibt den Dingen ihr Eigenleben zurück“, beschreibt es Karg. Er habe das Leben respektiert und etwas in seinen Möglichkeiten beobachtet. Das gilt wohl gleichermaßen für den Menschen und für die Kunst.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false