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Kulturzentrum in Potsdam: Neue Probenräume im Freiland

Die Stadt will 100 000 Euro in neue Proberäume für Potsdamer Musiker investieren. Der Eigentümer des Proberaums in der Ahornstraße beendet die Mietverhältnisse mit Musikern.

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Mehr Platz für Potsdams Musikszene: Die Stadt will 100 000 Euro investieren, um im alternativen Kulturzentrum Freiland neue Proberäume zu schaffen. Dies bestätigte Stadtsprecher Jan Brunzlow auf Anfrage der PNN. Das Geld sei in den diesjährigen Haushalt eingestellt worden. „Ziel ist es, in diesem Jahr weitere Kapazitäten vor Ort zu schaffen“, so Brunzlow. Wann mit dem Bau der neuen Proberäume begonnen wird und wie viele entstehen sollen, sei aber noch unklar. „Derzeit wird mit dem Eigentümer des Grundstückes sowie den Betreibern verhandelt, daher können wir aktuell keine detaillierten Pläne vorstellen“, sagte Brunzlow. Eigentümer sind die Stadtwerke Potsdam.

Laut den Betreibern des Freilands gehe es um die linke Hälfte des Hauses 4, einem Flachbau am südlichen Ende des Areals, in dem unter anderem der Jugendclub Mitte untergebracht ist. „Insgesamt haben wir mit sechs Bandprobenräumen kalkuliert, die im besten Fall von jeweils drei Bands benutzt werden. Natürlich gerne auch mehr“, sagte Freiland-Chef Achim Trautvetter zu den neuen Plänen. Die veranschlagten 100 000 Euro hält er für ausreichend, um dementsprechend viele Proberäume zu schaffen.

Aktuelle Pläne sehen keine Lagermöglichkeiten vor

Allerdings sähen die aktuellen Pläne keine Lagermöglichkeiten vor, was bedeuten würde, dass die Bands, die zusammen in einem Raum proben, dort auch ihr Equipment, zum Beispiel die Schlagzeuge, teilen müssten. Ob das jedoch gut funktioniert, konnte Trautvetter noch nicht sagen. „Dazu müssen sich die Bands gut verstehen.“

Finanziell rechnet Trautvetter mit dem bisherigen Freiland-Miettarif, also sieben Euro pro Quadratmeter warm. Bei Probenraumgrößen von um die 20 Quadratmeter seien das circa 50 Euro Raummiete pro Band im Monat – wenn man von einer Belegung mit drei Bands pro Raum ausgehe, so der Freiland-Chef.

Ende vergangenen Jahres hatten sowohl die Kulturlobby als auch das Musikkollektiv Brausehaus den Mangel an bezahlbaren Proberäumen in der Stadt kritisiert. Ausweichmöglichkeiten gibt es bisher kaum. Zwar hat der Unternehmer Göra Eger im benachbarten Rehbrücke 35 Container aufstellen lassen, die als Proberäume nutzbar sind, deren Ausstattung und Mietkosten wurden jedoch von verschiedenen Musikern bemängelt.

Grund für die erneute Kritik an fehlenden Probenräumen war eine Kündigung der Räumlichkeiten in der Ahornstraße. Ende 2017 wurden rund 30 Bands und Musikprojekten der Mietvertrag gekündigt. Ein Teil der Bands akzeptierte eine Verlängerung des Vertrages bei einer Mietsteigerung von rund 70 Prozent. Einige Musiker reagierten mit Protesten und einer Demonstration in der Potsdamer Innenstadt. Für den Eigentümer des Probenraumkomplexes, Jörg Thiede, unverständlich: Er habe bei der Vergabe der Räume 2015 explizit gesagt, dass die Verträge zunächst nur bis Ende 2017 gelten würden.

Anwalt bemängelt, dass Eigentümer Thiede "durch Mieter in der Presse diskreditiert" wurde

Der Großteil der Musiker ist inzwischen aus der Ahornstraße ausgezogen oder bleibt übergangsweise noch bis Ende März in den Räumen – zu den alten Konditionen. Aber selbst die Bands, die mehr Miete hätten zahlen wollen, dürfen nicht mehr bleiben. Das hat jüngst Eigentümer Thiede entschieden. Über seinen Anwalt ließ Thiede den betroffenen Musikern schriftlich mitteilen, dass er von einem erneuten Vertragsabschluss Abstand nehme. Ohnehin sei das Angebot für einen neuen Mietvertrag nicht rechtzeitig angenommen worden, heißt es in dem Schreiben des Anwalts, das den PNN vorliegt.

Nicht nur das ärgert den Eigentümer: Über seinen Anwalt bemängelt Thiede außerdem, dass er aufgrund seiner Mieterhöhung „durch Mieter in der Presse diskreditiert wurde“. Er weist auf Fehlverhalten seitens der Musiker hin. „Die Räumlichkeiten wurden teilweise vertragswidrig einer Vielzahl weiterer Bands zur Nutzung überlassen“, lautet die Begründung für das endgültige Aus. Zu Lasten des Eigentümers sowie einiger Mieter seien dadurch „völlig überhöhte Strom- und Heizkosten angefallen“. Der Unternehmer und Kunstmäzen plant nun, die Räumlichkeiten zu modernisieren und anderweitig zu nutzen, wie aus dem Schreiben weiter hervorgeht. Was genau er vorhat, sagte Thiede nicht.

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