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„Para Social“ heißt die Installation: 60 Bälle, jeder drei Meter groß.

© Promo

Kulturfestival am Welterbepark: Zum Bällebaden in Babelsberg

Localize schaut in diesem Jahr auf das Nebeneinander von Weltkulturerbe und Strandbad im Park Babelsberg. Die zentrale Frage des Festivals bleibt: Wem gehört die Stadt?

Potsdam - Vorab eine Klärung: Nein, Localize 2021 findet nicht im Park Babelsberg statt. „Wir schauen auf den Park“, sagt Natalia Figuigui vom Leitungsteam. „Aber wir sind nicht drin.“ Zumindest nicht ganz: Alle vom Festival genutzten Flächen befinden sich auf städtischem Gelände. Ja, es geht um das Thema Welterbepark und Kulturerbe, aber aus kritischer Distanz.

Festival läuft bis zum Sonntag

Das Festival findet noch bis Sonntag statt, das Motto: „Begegnungen“. Das Festivalbüro befindet sich in dem besetzten Haus „La Datscha“, das der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) angesichts der unmittelbaren Nähe zum Weltkulturerbe seit Jahren ein Dorn im Auge ist. Dennoch sei das keine in erster Linie politische oder ideologische Entscheidung, sagt Natalia Figuigui. Sondern eine pragmatische. „Wir haben die Unterstützung von dort angenommen, wo sie uns angeboten wurde.“

Localize-Kultur bleibt vor den Toren des Weltkulturerbes

Mit der SPSG habe man sich hinsichtlich einer Nutzung für das Festival nicht einigen können. So kommt es, dass Localize eine brache Rasenfläche in Richtung Nuthestraße als Festivalzentrum nutzt. Dort ist eine Bühne aufgebaut, dort wird die Flagge mit dem Namen „Together“ von Anne Albert ein bisschen Utopie-Gefühl verbreiten. Die Macher:innen nennen den Ort „Desire Path“ – ein ausdrücklicher Gegensatz zum Pleasureground, den Peter Joseph Lenné und Fürst Pückler nebenan im Schlosspark Babelsberg schufen. Pleasuregrounds sind zum Flanieren da, „Desire Paths“ bezeichnen Trampelpfade – immer dem Begehren nach.

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Pleasureground und Desire Path: Das sind die Gegensätze, die den Park Babelsberg beherrschen – eine Debatte, die sich immer wieder am Strandbad Babelsberg entfacht. Ist ein Kulturerbepark für Anwohner zum Baden da oder für Touristen? Es ist die Frage, die das Festival seit seiner Gründung 2008 verfolgt: Wem gehört städtischer Raum?

Baden im Welterbe des Babelsberger Parks.
Baden im Welterbe des Babelsberger Parks.

© Thilo Rückeis TSP

„Wir wollen nicht in erster Linie das Geschehen kommentieren“, sagt Figuigui. „Wir wollen die Widersprüche aufzeigen, die wir sehen.“ 22 künstlerische Positionen versammelt Localize in diesem Jahr, Installationen, Performances, Musik-Acts – oder auch ein „Fanzine“, eine Publikation von Michael Wagenschütz und Manuel Falkenahn. Eine Liebeserklärung an die unerzählten Geschichten des Parks, so nennen das die beiden. An das Freibad, das Geäst, aber auch den Müll, Desire Lines und Parkordnungen aus linguistischer Sicht. Am Samstag ab 16 Uhr wird das „Fanzine“ vorgestellt.

Überdimensionales Bällebad auf Seesportclub-Brache

In der Aktion „Die Bewegung der Sonnenschirme“ sucht Gunhild Kreuzer auf der Brache des Seesportclubs neben dem Strandbad die Begegnung mit Passant:innen – mithilfe von 250 gelben Sonnenschirmen. Gemeinsam soll eine Choreografie entstehen. Einem ähnlichen Prinzip, nur noch eine Nummer größer, folgt Christoph Faulhaber mit der Installation „Para Social“. Mit sechzig Bällen, jeweils im Durchmesser drei Meter groß, lässt er ein überdimensioniertes Bällebad entstehen. Man wird sich schieben, amüsieren, ausweichen – und auch fürchten, sagt Natalia Figuigui, denn jeder Ball ist 17 Kilo schwer. Begegnungen sind in Zeiten der Pandemie ja auch immer Gefahrenzonen, das dürfte diese Installation zeigen.

Justyna Janetzek schließlich schafft mit ihrer Installation „Safe’n’Steady“ ein abstraktes Bild für die Suche nach Nähe und Unterstützung. Ein Baum wird von einem Geländer aus Metall umrankt, stützt ihn – oder bringt ihn zum Fallen? Jede Begegnung ist eben auch das: ein Balanceakt.

20. bis 22. August am Park Babelsberg. Programm auf der Localize-Homepage

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