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Kultur in Potsdam: „Archiv“: Eröffnung verschiebt sich

Die linke Szene kritisiert die Stadtverwaltung: die Installation einer neuen Blitzschutzanlage für das Archiv sei erst für einen späteren Zeitpunkt vereinbart gewesen.

Templiner Vorstadt – Das seit knapp einem Jahr geschlossene alternative Kulturzentrum „Archiv“ muss seine Wiedereröffnung auf unbestimmte Zeit verschieben. Die Begründung: Laut einer Mitteilung des Trägervereins vom Montag habe die Bauaufsicht neue Mängel entdeckt. Daher müsse nun eine neue Blitzschutzanlage installiert werden, die 30 000 Euro kosten würde. Die Installation sei eigentlich erst zu einem späteren Zeitpunkt vereinbart gewesen, teilte der Verein mit – „weil bei späteren Sanierungsarbeiten am Dach des Gebäudes die neu aufgebrachte Anlage wieder abgerissen und dann erneut aufgebaut werden müsste“. Bei der Potsdamer Bauaufsicht war dazu am Montag niemand zu erreichen. Archiv-Sprecher Kay-Uwe Kärsten kritisierte, die neue Forderung würde die Wiedereröffnung länger verzögern, als der Verein sich das leisten könne. Ebenso würden sich die Kosten für die Blitzschutzanlage wegen der doppelten Arbeit verdoppeln.

Das „Archiv“ hatte zu Jahresbeginn wegen Mängeln beim Brandschutz schließen müssen. Es gilt als einer der wichtigsten Treffpunkte für Alternativkultur in Potsdam. Nach der Schließung sanierten ehrenamtliche Helfer weite Teile des Gebäudes, der Trägerverein sammelte dafür mehr als 47 000 Euro Spenden. Zudem hat der Verein mit der Stadtverwaltung einen langfristigen Erbaupachtvertrag für das Haus geschlossen, für die Sanierung hat die Stadt 625 000 Euro reserviert.

Auch an anderer Stelle gibt es Streit zwischen Stadt und linker Szene. Das seit fünf Jahren besetzte Hausprojekt „La Datscha“ neben der Humboldtbrücke teilte jetzt mit, man sei zwar bereit, für Wasser und Strom zu zahlen – nicht aber die Grundstücksteuer und Gebäudeversicherung für die Immobilie. „Das ist unser Versuch, uns ein Stück weit der kapitalistischen Stadtentwicklung entgegenzustellen“, teilten die Besetzer mit. Unter Verweis auf das „Archiv“, an dessen Beispiel zu erleben sei, wohin Kompromisse mit der Stadtverwaltung führten: „Ist ein Projekt erst einmal in die Bürokratiefalle getappt, werden die Spielregeln nur noch von Ämtern gemacht.“ Zu dem Kostenstreit erklärte Stadtsprecher Jan Brunzlow, trotz der Weigerungshaltung der La-Datscha-Nutzer sei man um eine einvernehmliche Lösung bemüht. Henri Kramer

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