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Landeshauptstadt: Kultur in Konkurrenz

Waschhaus-Chef Peinke: Hohe Besucherzahlen, Förderung nicht kostendeckend

Eine aufgeregte Diskussion über Zustand und Zukunft des Waschhauses, aber auch über die drei weiteren soziokulturellen Zentren der Stadt, lieferten sich am Donnerstagabend die Teilnehmer der gemeinsamen Sitzung von Kultur- und Jugendhilfeausschuss. Die Geschäftsführer und Sprecher der vier Häuser – Waschhaus, Lindenpark, Freiland und Archiv – nutzten die Gelegenheit, die Ergebnisse einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Untersuchung zur Qualität ihrer Arbeit (PNN berichteten) zurecht zu rücken.

„Wir leisten gute Arbeit, sie muss nur besser dargestellt werden“, sagte Waschhaus-Chef Wilfried Peinke. Beim Waschhaus, das schon länger in der Kritik steht, hatte die Untersuchung die größten Schwächen ausgemacht. Peinke sieht das anders: Man zähle bereits jetzt 100 000 Besucher für dieses Jahr, 2010 seien es 110 000 gewesen. Die Besucher hätten ein ganz anderes Bild des Waschhauses als das, was in der Presse dargestellt werde. So gäbe es durchaus Möglichkeiten zur interaktiven Teilhabe, und mit der Ausrichtung der Erstsemesterparty habe man Studenten auf das Haus aufmerksam machen wollen. Als Herausforderung sieht Peinke regelmäßige Veranstaltungen im niedrigen Preissegment, ohne damit eine Insolvenz des Betreibers zu riskieren. „Wir können und dürfen aber nicht erwarten, dass jede Veranstaltung gewinnbringend ist“, so Peinke. An der besseren und gemeinsamen Präsentation der drei Bereiche Musik, Tanz und Kunst werde gearbeitet.

Das Rathaus hatte bereits angekündigt, die Waschhaus-Förderung nur noch mit Zweckbindung auszureichen. Das heißt, die Stadt will Mitspracherecht darüber, wohin die Gelder fließen. Die in der Vergangenheit stetig angewachsenen Zuwendungen, 2011 insgesamt 506 000 Euro von Stadt und Land für das Waschhaus, deckten allerdings nicht einmal die Betriebs- und die Personalkosten für die insgesamt sieben Angestellten, sagte der Geschäftsführer. Genaue Zahlen nannte er nicht. Lindenpark-Geschäftsführer Andreas von Essen kritisierte die kurzfristigen Finanzierungsentscheidungen der Stadt, die eine vorausschauende Planung erschwerten. Achim Trautvetter vom „Freiland“ verteidigte die praktizierte Basisdemokratie, die in der Untersuchung als Entscheidungshemmnis gewertet worden war. „Das ist keine Schwäche, sondern bewusst gewollt, sonst können wir gleich zu machen“, sagte er. Dem „Archiv“ war mangelnde Öffentlichkeitsarbeit sowie Abschottung vorgeworfen worden. Das sei zum Teil dem Eigenschutz geschuldet, erklärte Sprecher Kay-Uwe Kärsten. Man betreibe seit 17 Jahren antifaschistische Arbeit und fühle sich einer Gefahr durch die rechte Szene ausgesetzt.

Was vor allem überraschte, war der offensichtlich schon länger herrschende Diskussionsbedarf, der sich in Unsicherheiten im Umgang und Konkurrenzgebahren offenbarte. Hermann Voessgen von der Fachhochschule, unter dessen Leitung die Evaluation erfolgt war, merkte diesbezüglich an, dass Potsdam sich mit vier solchen Häusern glücklich schätzen könne.

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