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Landeshauptstadt: „Kultür“ funktioniert

Fachhochschul-Projekt zur Vermittlung von kostenlosen Eintrittskarten soll demnächst städtisches Kulturticket ablösen

Die Plattform „Kultür“ zur Vermittlung von kostenlosen Eintrittskarten an bedürftige Potsdamer soll fortgeführt und ausgebaut werden. Kulturausschuss und Verwaltung können sich vorstellen, mit einer minimalen Förderung von etwa 20 000 Euro jährlich zum Beispiel ein Büro zu finanzieren, hieß es am Donnerstag in der Ausschusssitzung.

Dort stellten sich die Initiatoren des Projekts vor. Seit April arbeiten die Studentinnen der Fachhochschule Potsdam mit bisher sieben sozialen Trägern und 38 kulturellen Einrichtungen zusammen, um festgelegte Kontingente oder nicht verkaufte Eintrittskarten kostenlos abzugeben: an Personen mit niedrigem oder gar keinem Einkommen. Seit April konnten bereits 700 Karten vermittelt werden. Die ehrenamtlich arbeitenden Studenten erhoffen sich nach einer Anschubfinanzierung jetzt ein Signal der Stadt, dass es weitergehen kann. Die Stadt allerdings bietet alternativ das Kulturticket an, das jetzt auslaufen soll. „Ihr System funktioniert besser als das unsere“, sagte Bianka Peetz-Mühlstein vom Fachbereich Kultur und Museen anerkennend. Das liege hauptsächlich daran, dass man sich für ein Drei-Euro-Kulturticket beim Veranstalter outen muss. „Das ist eine große Hemmschwelle“, so Peetz-Mühlstein.

Das hatten die Studenten erkannt. Ihr System legt auf Anonymität wert, der Besucher steht einfach auf der Gästeliste des Veranstalters. Und es gibt noch einen Unterschied: Die Karten sind kostenlos.

Ein tolles Projekt, das nicht wieder einschlafen sollte, befand Hans-Jürgen Scharfenberg (Die Linke), wohingegen Annett Ullrich (FDP) fragte, ob man Geld in ein bereits gefördertes Kultursystem stecken wolle. „Wir fördern ja beim Kultür nicht die Träger, sondern die Nutzer“, sagte Helmut Przybilski (SPD). Das sehen auch die Studentinnen Claudia Steinwegs und Ricarda Schlegel so. „Wir rufen die Menschen zu Hause an, ermutigen sie auszugehen, und manche gehen zum ersten Mal in ihrem Leben ins Theater oder in ein Konzert. Wir erschließen praktisch neue Nutzergruppen“, sagte Steinwegs. Sollte es eine Förderung für „Kultür“ geben, wäre es jedoch wünschenswert, wenn dann auch das Hans Otto Theater künftig Karten für den Pool anbietet, so eine Forderung der Ausschussmitglieder. Der Nikolaisaal ist schon dabei. Steffi Pyanoe

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