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Update

Kritik wegen angeblicher Tierquälerei: Angriffe auf Potsdamer Pferdefuhrunternehmen

Brennende Heuballen und "befreite" Pferde: das in der Kritik stehende Kutschunternehmen Sengebusch wurde bereits mehrfach attackiert. Erst jetzt werden die Vorfälle bekannt.

Von Katharina Wiechers

Das Potsdamer Pferdefuhrunternehmen Sengebusch ist offenbar wiederholt Opfer von Angriffen geworden – möglicherweise durch militante Tierschützer. So wurden nach Angaben der Familie bereits drei Mal die Tiere von der Koppel „befreit“, außerdem zündeten Unbekannte Hunderte Strohballen an. Die Fälle wurden erst jetzt öffentlich – im Zusammenhang mit der Sturz eines Sengebusch-Pferdes am Luisenplatz. 
Kritik an dem Unternehmen gibt es seit diesem Sommer. Tierschützer hatten beobachtet, dass Pferde an der Historischen Mühle in der prallen Sonne standen und ein entsprechendes Video bei Facebook gepostet. Darauf ist ein Tier zu sehen, das extrem schnell atmet und mit vollbeladenem Wagen auf die Abfahrt wartet. Es folgten schärfere Auflagen durch das Veterinäramt, unter anderem mussten die Tiere zum Warten in den Schatten gebracht werden und durften nur noch fünf Stunden täglich eingesetzt werden. 

Die Pferde wurden "befreit" - und liefen über die Straße

Gleichzeitig ging es bei Sengebuschs in Golm mit den Angriffen los. Am 1. Juli dieses Jahres wurden 500 Heu- und 18 Strohballen angezündet, so Christiane Sengebusch auf PNN-Anfrage. Es sei ein Schaden von 35.000 Euro entstanden. Bei der Polizei habe sie Anzeige gegen Unbekannt gestellt, vor einigen Tagen sei ihr allerdings mitgeteilt worden, dass das Verfahren eingestellt wurde – die Täter konnten also offenbar nicht ermittelt werden. 

Kurz nach dem Brand wurde eines Nachts zum ersten Mal die Koppel geöffnet. Ein Bekannter habe die Pferde die Lindenallee entlanggaloppieren sehen, so Christiane Sengebusch. Er habe noch versucht, sie mit dem Fahrrad zu überholen und etwaige Autos auf der Straße Am Neuen Palais aufzuhalten, doch er war nicht schnell genug. Die 16 ausgebüxten Pferde seien über die Straße gelaufen, nur durch Glück kollidierten sie nicht mit einem Auto.

Eine Woche lang schliefen die Sengebuschs im Freien

Am Neuen Palais hätten sich die Tiere auf ihren gewohnten Standplatz gestellt – dort machen die Kutschen bei der Schlösserrundfahrt üblicherweise eine Pause. „Wir konnten sie unversehrt wieder auf die Koppel bringen“, so Sengebusch. Ab diesen Zeitpunkt hätten sie und ihr Mann abwechselnd draußen an der Koppel geschlafen, eine Woche lang. Noch zweimal hätten sie mitbekommen, wie jemand die Pferde „befreien“ wollte, dann war Schluss. Auch in diesem Fall habe sie Anzeige erstattet, so Sengebusch gegenüber den PNN. Noch habe sie keine Rückmeldung dazu erhalten.

Seitdem war es ruhig geworden, bis zu dem Vorfall am Luisenplatz. Ein Pferd war während einer Kremserfahrt gestürzt und hatte sich eine Schürfwunde zugezogen, woraufhin der Tierschutzverein Animals Care am Sonntag eine Kundgebung veranstaltet hatte. 

Statement auf Facebook veröffentlicht

Sengebuschs, die sich als Opfer von „Hetzkampagnen“ sehen, ließen daraufhin ein Statement auf Facebook veröffentlichen. „Das Wohl unserer Tiere liegt uns sehr am Herzen“, heißt es dort. Die Pferde hätten festgelegte freie Tage auf der Weide, sie würden regelmäßig getränkt und an warmen Tagen regelmäßig ausgetauscht. Alle behandelnden Ärzte und auch das Veterinäramt bestätigten eine artgerechte und gute Haltung der Pferde. „Wir können nicht nachvollziehen, warum unser kleines Familienunternehmen derart diffamiert wird.“ Die Reaktionen auf den Facebook-Eintrag waren zahlreich – von verständnisvoll bis hasserfüllt. 

Das verletzte Pferd sei übrigens diese Woche nicht mehr im Einsatz, so Chistiane Sengebusch noch im PNN-Gespräch. „Das soll sich erstmal von dem Schock erholen.“

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